Die substanzielle, begründete Kritik, die Kardinal Schönborn dankenswerterweise am "Synodalen Weg" geübt hat, scheint nachzuhallen, auch wenn – wie erwartet – die Apologie einiger Positionen, die auf dem "Synodalen Weg" ebenso mehrheitsfähig wie konzilswidrig zu sein scheinen, fortgesetzt wird, von der Neubestimmung des christlichen Menschenbildes, der Etablierung eines Synodalen Rätesystems zur faktischen Aushebelung des Bischofsamtes bis hin zur Infragestellung des Weihesakraments und zur fundamentalen Veränderung der kirchlichen Morallehre. Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff beruft sich nun auf Papst Franziskus, der "unlängst zur Treue zum Konzil" ermahnt habe. Aber auf welche Weise steht der Synodale Weg in Deutschland in Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil? 

Natürlich werden einzelne Passagen und Wendungen in postmoderner Kunstfertigkeit aus dem Kontext herausgelöst und immer wieder einmal als Konzilszitat in die nebulösen, zeitgeistlichen und konzilswidrigen Dokumente eingefügt. Wer sich einfach so und so einfach auf das Konzil beruft, mag sich deswegen als konzilstreu verstehen. Auf das Selbstbild aber kommt es nicht an. Dadurch werden vielmehr Konstitutionen, Texte und Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils instrumentalisiert, um konzilswidrige Wege als vermeintlich konzilstreu zu legitimieren. 

Hoff verweist auf die "Kooperativität" als "Motor der Entwicklung" für den Menschen heute und schreibt: "Es gilt zu überzeugen, um Entscheidungen zu treffen, die beanspruchen dürfen, tatsächlich Gottes Wegen und nicht den eigenen zu folgen." Die Entscheidung, nicht dem Weg der Kirche, damit auch nicht Jesus Christus und dem Evangelium, zu folgen, sondern die Lehre der Kirche gemäß vermeintlichen oder tatsächlichen Zeitzeichen umzuformulieren und faktisch abzuändern, lässt sich schwerlich mit einem bewussten Entscheid für Gottes Wege identifizieren. 

Kardinal Schönborn hat an die Notwendigkeit der größtmöglichen Einmütigkeit erinnert, Professor Hoff schreibt nun: "Vielleicht braucht es etwas kirchengeschichtliche Ernüchterung, damit sich das Warten auf Einmütigkeit nicht ins eschatologisch Unendliche verschiebt. Was nichts Anderes als Stillstand bedeuten würde." Auch hier sehen wir statt begrifflicher Unterscheidungen und Klärungen eher sprachliche Umdeutungen – was das "eschatologisch Unendliche" hier bedeuten soll, lässt sich wohl als unbestimmtes Irgendwann und Irgendwie bezeichnen, nicht als Eschatologie, also die Lehre von den letzten Dingen – so das Gericht Gottes –, die uns bevorstehen. Mit dem Unendlichen hat die Eschatologie nichts zu tun. 

Wer diese aber relativieren möchte, könnte eines Tages noch staunen und überrascht werden. Nach einer Bemerkung zum Ersten Vatikanischen Konzil schreibt Hoff sodann: "Dass Papst Franziskus auf eine synodale Kirche setzt, stellt die Weichen neu. Die katholische Kirche hat Erfahrungen mit synodalen Formaten gemacht, aber wie sie eine wirklich synodale Kirche wird, muss sie erst noch lernen. Dazu gehören die synodalen Wege vor Ort. Und wohl auch der Umgang mit dem Verdacht, das sei ja alles nicht mehr wirklich katholisch." Papst Franziskus erinnert an die Treue zum Konzil. Das ist richtig und notwendig. Wer Geist und Buchstabe des Konzils bedenkt und reflektiert, wird unterscheiden können, was zur Weite der römischen Katholizität gehört – und was nicht. 

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.  

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