Am Pfingstsonntag trat die vielbeachtete Kurienreform des Papstes in Kraft. Vielbeachtet blieb sie  allerdings weniger wegen ihres programmatischen Titels „Praedicate evangelium“, der eine missionarische Neuausrichtung der Kirche verspricht, sondern deshalb, weil nun auch Laien  vatikanische Dikasterien leiten können.

Wenn von „Laien“ die Rede ist, sind heute vorzugsweise  Frauen gemeint. Reformkräfte sehen deshalb in der neuen Kurienverfassung eine beginnende  „Teilhabe“ der Frauen an einer vage beschriebenen „Macht“ und übersehen dabei, dass es in der  Kirche um „Macht“ am allerwenigsten geht. Tatsächlich verbirgt sich hinter dieser Floskel ein  Trend, der in Deutschland und Österreich auf eine „laikale“ Kirche zielt. Verstünde man die  Kurienreform im diesem Kontext, brächte sie die sakramentale Verfasstheit der Kirche in Gefahr.  Stattdessen geht es jedoch um anderes, es geht um das Hauptanliegen Papstes, um die  Evangelisation. Für sie wird - unter seiner persönlichen Leitung - nun ein eigenes Dikasterium  zuständig sein. So betrachtet ist der plakative Titel der Kurienreform zugleich ihr Programm:  „Verkündet das Evangelium!“ - Dennoch gilt es auch hier eine Einschränkung zu machen: Im Lauf  der Geschichte hat es etliche Kurienreformen gegeben. Sie wurden - ebenso wie die jüngste - meist überschätzt. Letzten Endes sind sie jedoch alle gescheitert, und sei es an der nächsten Reform. 

Dass Reformen um ihrer selbst willen, nie eine Lösung sind, zeigt die gegenwärtige Problematik der Priesterberufungen in Europa. Wer dächte hier nicht an das Wort des Herrn: „Die Ernte ist groß,  aber es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seinen  Weinberg sende“ (Lk 10, 2). Wenn man dieses Wort näher betrachtet, fällt auf, dass Jesus zwar von  einer reichen Ernte spricht, aber nie von einer ebenso reichen Zahl der Arbeiter. Er sagt zwar, dass  Arbeiter erbetet werden sollen, er sagt aber nicht, dass dem Mangel dann ein „Überangebot“ folgen  werde. Stattdessen sichert er der Kirche lediglich eine „Grundversorgung“ zu, die abhängig von  seiner Gnade bleibt und deutlich macht, dass das Priestertum SEIN Geschenk an die Kirche ist. Mit  Blick auf die Priesterweihen, die traditionell vor allem im Juni stattfinden, hat Erzbischof Gänswein deshalb daran erinnert, dass wir den Herrn mit Bitten um mehr Berufungen „bestürmen“ sollten.  Dieser Sturm bleibt im deutschsprachigen Raum seit Jahren aus. Folge: Die Weihezahlen sinken  oder stagnieren auf niedrigem Niveau. Statt auf das Gebet und das Vertrauen in den Herrn setzen  dagegen immer mehr Bischöfe auf „populäre“ Reformvorschläge: auf die Aufhebung des Zölibats  und die Frauenweihe, kurz: auf die Abschaffung des katholischen Priestertums. Dieses hat man seit  langem gezielt unterwandert: Immer mehr „Lai*innen“ ziehen priesterliche Funktionen an sich und  drängen die Priester aus ihren Kernaufgaben zurück. Unter den Generalverdacht des Missbrauchs gestellt haften sie zudem für jene drei Prozent, die aus den eigenen Reihen zu Tätern geworden sind. Darüber hinaus hat das Schimpfwort vom „Klerikalismus“ die Runde gemacht: Was auch  immer „priesterlich“ ist, wird als „klerikal“ gebrandmarkt. - Priesterfeindlicher könnte das Klima  innerhalb der Kirche kaum sein; mehr Priesterberufungen werden auf diesem steinigen Boden  schwerlich gedeihen, dies umso weniger, als es an gläubigen Familien fehlt, aus denen Berufungen  hervorgehen könnten.  

Während sich eine reformverliebte Kirche hierzulande selbst abschafft, blüht sie in anderen Erdteilen aus der Kraft des Evangeliums und der Sakramente auf. Immer und überall war es ja vor  allem die verfolgte Kirche, die besonders gewachsen ist. Das sieht man nicht zuletzt an den  zahlreichen Priesterberufungen, die es dort gibt. - Was in Europa kaum noch jemand bewusst ist,  haben uns die Pfingstmassaker in Nigeria neu vor Augen geführt: Die Kirche Christi ist immer die  Kirche der Märtyrer, nie die der Reformer! 

Der Verfasser, Dr. Joachim Heimerl, ist Priester der Erzdiözese Wien und Oberstudienrat.

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