30. Oktober 2022
Die erste Sorge der Bischöfe ist jene um ihre Priester. Dies ist ein in der Kirche seit Beginn ihres Bestehens ein wichtiger Grundsatz. Jeder Bischof muss, so hat es das Zweite Vatikanische Konzil betont, „mit steter, liebevoller Sorge die am Seminar Tätigen ermuntern und auch den Alumnen selbst ein wahrer Vater in Christus sein“ (Optatam totius). Bischöfe und Priester sollen das Priesterseminar „als das Herz der Diözese betrachten und ihm gern ihre eigene Hilfe zur Verfügung stellen“.
Angesichts der Krise der katholischen Kirche in den Ländern deutscher Sprache, aber auch darüber hinaus, fordern viele, die angeblich unmenschlichen Anforderungen an Priester zu verändern. Damit soll nicht nur einem sogenannten Frauenpriestertum Tür und Tor geöffnet werden, auch die Zölibatspflicht soll abgeschafft und homosexuelle Partnerschaften unter Priestern erlaubt werden.
Während deutsche Bischöfe sich mit solchen Themen beschäftigen – in der Annahme, sie würden damit den Priestern einen Dienst erweisen –, gehen andere Bischöfe einen anderen Weg. Das Buch des afrikanischen Kardinals Robert Sarah – „Für die Ewigkeit“ – umfasst „Meditationen über den Priester“, in denen die Schönheit und Heiligkeit dieser Berufung dargelegt wird. Der ehemalige Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung weiß, dass manche Kirchenoberen eine „rigide Sexualmoral der Vergangenheit“ für den „Missbrauchsskandal“ verantwortlich machen.
In einem Interview mit dem Vatican-Magazin (Oktober 2022) sagte der Kardinal: „Lassen wir uns nicht von einigen Perversen die schönen und anspruchsvollen Worte der christlichen Tradition stehlen. Die mystische und spirituelle Identifikation des Priesters mit Christus führt, wenn sie in Wahrheit gelebt wird, zu keinem Mißbrauch.“
Sarah bietet keine flachen Lösungen an, die etwa dem Zeitgeist folgen und von der Kirche eine Anpassung an gesellschaftliche Forderungen erwarten; vielmehr zeichnet er ein geistliches Porträt des Priesters, wie ihn die Welt heute benötigt – und vor allem, wie Christus seine Priester sieht. Er ruft den Seminaristen und allen Priestern, aber auch allen Menschen guten Willens zu: „Lassen wir uns nicht von einigen Perversen die schönen und anspruchsvollen Worte der christlichen Tradition stehlen. Die mystische und spirituelle Identifikation des Priesters mit Christus führt, wenn sie in Wahrheit gelebt wird, zu keinem Mißbrauch.“
Sarah bietet in seinen Meditationen jene Mittel an, die gemäß der Tradition der Kirche im Kampf gegen das Böse notwendig sind. Angelehnt an die vierzehn Stationen des Kreuzwegs schildert er in 14 Kapiteln die „Liebesgeschichte“ des Priesters mit dem Herzen Jesu. Doch dazu müssen sich zuerst unsere Herzen öffnen. Kardinal Sarah, der persönlich als zurückhaltend und demütig beschrieben wird, lässt sich leiten von Heiligen, „Männern und Frauen, Laien und Klerikern“. Mit deren Hilfe und der „Reinheit ihrer Seelen“ will er helfen, „das Wesen des Priestertums wiederzufinden“. Er argumentiert nicht „akademisch-theologisch“, sondern „kontemplativ und spirituell, aber auch praktisch und konkret“.
„Wir wollen versuchen, uns bewusst zu machen, dass diejenigen, die Gott und dem Altar dienen, sich nicht mehr auf Schäbigkeiten einlassen dürfen.“ Kardinal Sarah ruft zu Gebet und Buße auf. Er beklagt, dass selbst Priester kaum noch beichten. Allerdings müsse jeder seine „eigene Sündhaftigkeit bekennen“, um sich auch versöhnen zu können (Vatican-Magazin, Oktober 2022).
Das Ziel des Buches von Kardinal Sarah ist, „dass wir Jesus wieder hören“, der für die Priester betet: „Nicht bitte ich, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe ich auch sie in die Welt gesandt. Und für sie heilige ich mich selbst, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien“ (Joh 17,15-19).
Robert Kardinal Sarah: Für die Ewigkeit. Meditationen über den Priester; fe-Medienverlag; 232 Seiten; 16,80 Euro; ISBN: 978-3863573577
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