4. November 2022
In den seltenen Ausnahmefällen, in denen kein Taufspender zur Verfügung steht, erlaubt das Kirchenrecht die Taufe durch Laien. Ordentliche Taufspender sind dagegen ausschließlich Priester und Diakone, und auch wenn Deutschland mittlerweile zur Diaspora geworden ist, herrscht an ihnen nirgendwo Not.
Niemand kann allen Ernstes behaupten, er würde in seiner Pfarre nie einen Priester oder einen Diakon erreichen, erst recht nicht, wenn es um das Wichtigste geht: um die Spendung der Sakramente.
In Essen und zuletzt in Rottenburg-Stuttgart scheinen die Dinge jedoch anders zu liegen. Die dortigen Bischöfe haben nun Laien ermächtigt, die Taufe zu spenden; überwiegend sind es natürlich „Lai*innen“ und keine Laien; die Kirche soll nach dem Willen des „Synodalen Weges“ ja „weiblicher“ werden.
Angeblich reagieren die Bischöfe damit auf eine „seelsorglich schwierige Situation“. Spätestens hier reibt man sich verwundert die Augen: Gibt es in Essen und Stuttgart keine Priester und Diakone mehr? Oder gibt es dort etwa so viele Taufen, dass sie von den ordentlichen Taufspendern nicht mehr zu bewältigen wären? Natürlich ist beides falsch! Es geht nicht darum, dass es zu wenige Taufspender und zu viele Täuflinge gäbe, sondern nur darum, dass Laien taufen dürfen.
Damit ist auch klar, worum es in Wirklichkeit geht: Es geht nicht um die Sicherung der Sakramentenspendung, sondern um Kirchenpolitik und darum, dass die Kirche laikaler wird. Das heißt aber auch: Priester und Diakone werden nun kaum mehr taufen; die – nach wie vor nur im Notfall erlaubte – Laientaufe wird der Regelfall; die „Lai*innen“ werden sie an sich reißen und gegenüber den Geistlichen zu verteidigen wissen.
Übrigens sollen die Tauffeiern auf diesem Wege auch „individueller“ werden, was dem innersten Sinn des Sakramentes glatt widerspricht: Die Taufe ist ja die Aufnahme in die kirchliche Gemeinschaft und eben kein individuelles „Event“. Dass – wenn schon unerlaubt – so wenigstens gültig getauft wird, ist in solchen Fällen kaum anzunehmen. Das Sakrament wird zur Nebensache; was zählt, sind die „Spender*innen“ und der äußere Rahmen: Ein Kindergeburtstag könnte es wohl ebenso sein.
All dies aber ist der Anfang jener „Kirche“, die die selige Anna Katharina Emmerick prophezeit hat: Eine dunkle „Kirche“, eine „Menschenmachwerkskirche“, eingefädelt von deutschen „Spitzbuben“. 220 Jahre später hat sich dieses Wort nun erfüllt. Nacheinander verabschieden sich die deutschen Bistümer aus der Taufpraxis der Weltkirche und damit aus ihrer Gemeinschaft: Das Schisma, das der „Synodale Weg“ heraufbeschworen hat, verfestigt sich.
Der Verfasser, Dr. Joachim Heimerl, ist Priester und Oberstudienrat.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.
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