17. Dezember 2022
Vor 30 Jahren erschien am 7. Dezember 1992 der „Katechismus der katholischen Kirche“. Seit dem „Römischen Katechismus“ (1566) und dem Katechismus Papst Pius' X. (1906) ist er die bedeutendste Zusammenfassung des katholischen Glaubens. Papst Johannes Paul II. bezeichnete ihn in der Apostolischen Konstitution „Fidei Depositum“ als eine „sichere Norm“ und bat alle „Hirten der Kirche“, den Katechismus „im Geist der Gemeinschaft anzunehmen und ihn sorgfältig bei der Erfüllung ihrer Sendung zu benutzen, wenn sie das Evangelium verkünden“.
Wie so oft fiel dieser päpstliche Wunsch im deutschen Sprachraum auf steinigen Boden: Der Katechismus blieb weitgehend unbeachtet, eine fundierte Katechese erfolgte in den meisten Pfarren nicht. Seitdem geht mit der Verdunstung des Glaubens ein breites Nichtwissen um die Glaubensinhalte einher. Was die katholische Kirche lehrt, vermögen die wenigsten Katholiken überhaupt noch zu benennen.
Darüber hinaus ist der Katechismus inzwischen zur Zielscheibe all jener geworden, die sich auf dem „Synodalen Weg“ gegen die Lehre der Kirche verbünden; dass sich darunter die meisten deutschen Bischöfe befinden, ist bitter. Fast keiner von ihnen steht für die „sichere Norm“ des Glaubens ein. Stattdessen stellt man die Wahrheit des katholischen Glaubens und der Moral nicht nur infrage, sondern behauptet, es gäbe überhaupt keine verbindlichen Wahrheiten mehr. Der Katechismus täusche deshalb lediglich eine Einheit im Glauben vor, die in Wirklichkeit „divers“ und „individuell“ sei. Kurz: Relativismus und Synkretismus treiben die Kirche in Deutschland ins sichere Schisma und die Bischöfe machen munter mit.
Daran ändert deren jüngster ad-limina-Besuch in Rom wohl auch nichts mehr. Trotz scharfer Kritik seitens des Papstes und der Kurie sieht es in Deutschland nicht nach einem Kurswechsel aus. Im Gegenteil: Bischöfe wie Franz-Josef Bode (Osnabrück) oder Peter Kohlgraf (Mainz) positionieren sich immer klarer in den Reihen „synodaler“ Reformatoren: Trotz des Vetos des Liturgiedikasteriums führt man – nach Essen und Rottenburg-Stuttgart – nun auch in Osnabrück die Laientaufe ein.
Zuletzt hat Bischof Kohlgraf den katholischen Glauben sogar völlig auf den Kopf gestellt: Die Verteidiger des Katechismus nannte er „nicht katholisch“ und bezog sich dabei auf jene, die an der Lehre der Kirche über das geistliche Amt festhalten und praktizierte Homosexualität im Sinne des Katechismus als Sünde bewerten. Wer hier noch „katholisch“ ist, ist in der Tat die Frage. Der Bischof ist es seinen Auffassungen nach offensichtlich nicht mehr.
Es genügt eben nicht, wenn die Bischöfe beständig betonen, sie stünden in einer festen Einheit mit Rom, während sie sich in allem, was sie sagen und tun, gegen die Lehre der Kirche stemmen. Deshalb werden sie sich nun entscheiden müssen: Zwischen dem Bekenntnis zum Glaubensgut, das der Katechismus verbindlich zusammenfasst – oder dem Schisma.
Sicher wäre es dabei hilfreich, sich nun endlich von den Laienverbänden zu befreien, die gegen die Kirche putschen wollen. So treibt das selbsternannte „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ vehement die Einführung eines ständigen „Synodalen Rates“ aus Bischöfen und Laien voran – mit Rückendeckung der deutschen Bischöfe und ungeachtet dessen, dass Rom genau derlei bereits untersagt hat.
Die göttliche Verfassung der Kirche kennt eben kein „Parlament“, und schon gar keins, dessen „Beschlussfassung“ die Bischöfe bindet. Der Katechismus lehrt im Gegenteil klar, dass ausschließlich die Bischöfe das Hirtenamt innehaben (vgl. KKK 1559), das sie deshalb mit niemand teilen können. Als Nachfolger der Apostel haben nur sie an der apostolischen Verantwortung und an der Sendung der ganzen Kirche teil, dies in der Gemeinschaft miteinander und unter der Autorität des Papstes als des Nachfolgers des heiligen Petrus (vgl. KKK 1594).
Andere Leitungsgremien gibt es nicht, und eben auch keine machtgeilen „synodalen Räte“ deutscher Facon. Wer das nicht glaubt und anderes beschließt, ist nicht katholisch – mag es ein Laienverband wie das „Zentralkomitee“ sein oder gar eine Bischofskonferenz. Die Kirche in Deutschland steht jetzt am Scheideweg.
Der Autor, Dr. Joachim Heimerl, ist Priester und Oberstudienrat.
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