21. Januar 2023
Wussten Sie, dass Maria keine „Jungfrau“ sein soll, sondern nur eine „junge Frau“? Und: Glauben Sie das etwa? Wenn nicht, darf ich Sie beglückwünschen: Dann sind Sie noch katholisch und offensichtlich nicht auf jene Wortverdreher reingefallen, die derzeit im deutschen Sprachraum den Kirchenumsturz planen und sich „katholische Theologen“ nennen.
Dass man dabei nicht einmal vor der Verfälschung der Heiligen Schrift zurückschreckt, zeigt das genannte Beispiel ganz klar: Man beruft sich simpel auf einen angeblichen „Übersetzungsfehler“ und „übersetzt“ aus Heiligen Schrift genau das, was man will. So einfach ist das.
Mittlerweile arbeiten ganze Bibelausgaben mit dieser haarsträubenden Taktik. Die „Bibel in gerechter Sprache“ illustriert wohl am deutlichsten, wie die Gender-Ideologie die Theologie unterwandert. Inzwischen hat sich eine regelrechte „Gender-Theologie“ etabliert.
Schräge Gruppierungen wie „Maria 2.0“ oder der einstmals „katholische“ Frauenbund bringen deren Irrtümer unters Volk; selbst die Deutsche Bischofskonferenz und insbesondere der „Synodale Weg“ greifen sie bereitwillig auf. Dass der Papst derlei wortwörtlich als „teuflisch“ verurteilt hat, verschlägt dabei nichts. Was versteht ein argentinischer Papst schon von deutscher „Theologie“?
Ohnehin steht der Glaube der Kirche der „Gender-Theologie“ nur noch im Weg, erst recht, wenn es um die Mariendogmen geht, die man gewöhnlich als „frauenfeindlich“ zu brandmarken pflegt: Die Verehrung der heiligen Jungfrau wird als „sexistische Zumutung“ empfunden.
Dennoch: Maria blieb vor, während und nach der Geburt des Herrn immerwährende Jungfrau; wer dies nicht glauben will, der mag dies tun und seinen Glauben „gendern“ lassen – er ist dann nur nicht mehr katholisch, das sei klipp und klar gesagt. Auch der Glaube an den „allmächtigen Vater“ hat sich in diesem Fall gleich miterledigt: „Allmächtig“ ist heute sowieso „verdächtig“, die Autorität des göttlichen Vaters auch.
Ohnehin steht die Dreieinigkeit des Vaters, des Sohnes und Heiligen Geistes unter dem Generalverdacht des Patriarchalen. Deshalb will man sie kurzerhand weiblicher“ machen. Auch dies funktioniert wiederum am besten, indem man die Sprache der Bibel fälscht. Bevorzugt weist die „Gender-Theologie“ so darauf hin, dass das hebräische Wort für „Geist“ eben „weiblich“ sei. Daraus wird dann kurzgeschlossen, dass der Heilige Geist die „weibliche“ Seite Gottes sei. – Das grammatische Geschlecht eines Wortes sagt jedoch nichts aus; grammatisches und natürliches Geschlecht fallen nicht selten auseinander.
Hinzu kommt: Das griechische Wort für den Heiligen Geist („pneuma“) ist ein Neutrum, das lateinische („spiritus“) ein Maskulinum. Ein „weiblicher“ Heiliger Geist ist demzufolge nur ein Trick, um die Einheit der Trinität in männliche und weibliche Prinzipien auseinanderzudividieren. Vater, Sohn und Heiliger Geist besitzen jedoch dieselbe göttliche Wesenheit und sind verschiedene göttliche Personen. Das Gegenteil davon zu behauptet ist – wen wundert es – nicht katholisch; die Kirche bekennt im „Credo“ deshalb eindeutig den Heiligen Geist, der „Herr ist und lebendig macht“, von einer „Herrin“ fehlt jede Spur. Damit ist alles und alles eindeutig gesagt. Die Erfindung einer „heiligen Geistin“ ist und bleibt Häresie.
In die gleiche Richtung geht der Versuch, Gottvater in ein mütterliches Wesen umzudeuten. Die biblischen „Belegstellen“ für diese These, fallen jedoch – natürlich – komplett aus. Wenn überhaupt, wird Gott in der Bibel lediglich mit einer Mutter verglichen.
Das Stilmittel des Vergleichs aber hebt ja gerade hervor, dass Gott eben keine Mutter ist, sondern dass er wie eine Mutter handelt. Dies zeigt beispielsweise eine Stelle bei Jesaja, in der Gott spricht: „Gleich wie einen eine Mutter tröstet, so will ich Euch trösten“ (66,13). Würde Gott wirklich eine Mutter sein, könnte er demnach nicht wie eine Mutter handeln, sondern nur als eine Mutter. Die Annahme eines „mütterlichen“ oder „weiblichen“ Gottes“ erweist sich damit schon als sprachwissenschaftlich nicht richtig und ist theologisch falsch.
Wo man auf diesem Wege mit Vergleichen nicht weiterkommt, werden mütterliche und weibliche Aspekte Gottes dann schlicht konstruiert. Gern wird hier auf den ersten Petrusbrief verwiesen, wo Gott als stillende Mutter dargestellt sein soll. Dass dies wieder nur ein Vergleich oder eine Metapher wäre, versteht sich von selbst, aber selbst dies ist hier nicht der Fall. Von einer stillenden Mutter ist gar keine Rede, lediglich davon, dass wir alle „gleichsam als neugeborene Kinder nach der unverfälschten, geistlichen Milch“ (1 Petr 2,2) verlangen sollen. Die angebliche Aussage über einen stillenden Gott ist eine Aussage über uns Christen, die über Gott selbst gar nichts sagt. Der Deutungsansatz der „Gender-Theologie“ erweist sich wieder als schlechter Bluff.
Hinzu kommt: Das biblische Gottesbild ist von den heidnischen Muttergottheiten weit entfernt, die im Hintergrund der „Gender-Theologie“ aufscheinen. Gott ist eben keine „Göttin“ und er ist auch kein „weiblicherer“ Gott. Deshalb wird er in der Bibel auch nirgendwo weiblich angesprochen. Alle biblischen Schriften nennen ihn stattdessen „Herr“, „Herr der Heere“, „Herr aller Mächte und Gewalten“ oder „König“. Unweiblicher könnte man Gott gar nicht bezeichnen. Wenn man zudem bedenkt, dass Sprache immer eine Wirklichkeit abbildet und dass die biblische Anrede des personalen Gottes nie eine leere Metapher mit einem großen Interpretationsspielraum ist, dann fallen die „Gender-Vorstellungen“ von einem „weiblicheren“ Gott erst recht in sich zusammen.
Wo man auf den Abwegen der „Gender-Theologie“ dergestalt nicht weiterkommt, behilft man sich deshalb mit Stereotypen: In einer „Frauen-Predigthilfe“ der Diözese Linz heißt es beispielsweise, dass Jesus Christus ein „mütterlicher Mann“ gewesen sei, ohne „Machogehabe“, der sich in weiblicher Weise um die Kranken und Schwachen gekümmert habe. So platt soll der Sohn Gottes gegendert werden, und sei es um den Preis, die offensichtlichste aller Wahrheiten zu verleugnen: Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden – und er ist eben ein Mann geworden, kein „weiblicher“ Mann und „kein“ mütterlicher Mann, sondern der neue Adam, in allem allen Männern gleich außer der Sünde (vgl. Hebr 4,15). Anders gesagt: Er ist der „Heilige Gottes“ (Joh 6,69).
Nur Jesus Christus selbst – und nicht die „Gender-Theologie“ – führt uns so ins Innerste Gottes hinein, wenn er sagt: „So sollt ihr beten: Vater unser“ (Mt 6,9). Spätestens hier wird endgültig klar: Gott, der wie eine Mutter sein kann, ist eben keine Mutter, und wir können ihn nicht ebenso gut als „Mutter“ wie als Vater ansprechen; „Mutter unser“ zu beten, wäre schlicht unchristlich.
Wir können eben keinen Gott erfinden, den es nicht gibt. Genau dies versucht aber die „Gender-Theologie“, indem sie die Kernwahrheiten des christlichen Glaubens negiert: Nur ein Mann kann der Sohn des Ewigen Vaters sein, nur eine Frau konnte ihn auf die Welt bringen und nur sie konnte die „Muttergottes“ werden. Und: Nur in Jesus Christus hat uns der Vater sein menschliches Angesicht gezeigt: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Ich und der Vater sind eins“ (Joh 14,9). Dementsprechend befiehlt Jesus am Kreuz seinen Geist in die Hände des Vaters, während er mit Johannes die ganze Menschheit seiner Mutter Maria anempfiehlt. Von einem mütterlichen Gott fehlt auch hier jede Spur.
Nein, Gott lässt sich nicht gendern! Wer sich den Allmächtigen mit Tricks anbequemen will, hat von der Bibel nichts verstanden – und vom katholischen Glauben auch nicht. Es wird Zeit, dass der Papst hier eine lehramtliche Klarstellung vornimmt. Gerüchten zufolge soll eine entsprechende Enzyklika in Vorbereitung sein.
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Der Autor, Dr. Joachim Heimerl, ist Priester und Oberstudienrat.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.