Klöster faszinieren die Menschen bis heute – wegen ihrer architektonischen und landschaftlichen Schönheit, wegen ihrer relativen Einsamkeit und Still, wegen ihrer so geheimnisvoll erscheinenden Bewohner. Das neue Buch „Im Paradies der Stille“ aus dem Verlag Herder wirft einen Blick hinter die Klostermauern und lässt dabei nicht einen gewöhnlichen Buchautor zu Wort kommen, sondern viele Ordensmänner und Ordensfrauen aus zumeist überaus traditionsreichen deutschsprachigen Klöstern.

Pater Roman Nägele OCist vom Stift Heiligenkreuz schreibt etwa über den Kreuzgang und seine Bedeutung für das Leben der Mönche. Dabei fasst er zusammen: „Bei Führungen gehen zahlreiche Besucherinnen und Besucher diesen Weg durch den Kreuzgang, oft sind es viele Menschen und auch größere Gruppen gleichzeitig, doch nie herrschen dort Lärm oder Hektik, das Flair des offenen Raumes wirkt. Der zentrale Garten wird durch seine Lage und sein Dasein zu einem Bild des Friedens und des Paradieses.“

Über die Stille schreibt Abt Johannes Schaber OSB von der Abtei Ottobeuren, deren Mönche auch in den umliegenden Pfarreien umgesetzt sind: „Wenn ich abends in mein Kloster zurückkehrte, genoss ich immer die Stille in unserer Klausur, obwohl auch das Kloster inmitten eines seit den 1950er-Jahren stark gewachsenen Ortes liegt. Allmählich wurde mir dankbar bewusst, dass Stille nicht nur die Abwesenheit von Geräuschen, Schall und Lärm bedeutet, sondern dass sie mein Leben in einer klösterlichen Umgebung unbewusst und nachhaltig prägt.“

Aber: Neben der Stille pflegen Ordensleute gewöhnlich auch den Gesang. „Betritt man die Stiftsbasilika St. Florian bei Linz“, schreibt der dort lebende Klaus Sonnleitner CanReg, „fallen sofort die prächtigen Chorgestühle mit den beiden darüber thronenden Chororgeln auf. Die opulente Ausgestaltung dieses – für das Gebet in Klosterkirchen prominenten – Ortes verweist darauf, dass die Ordensgemeinschaft stellvertretend für die ganze Welt betend vor Gott tritt. Hier wird den vielfältigen Anliegen der Menschen Raum gegeben. Und nicht nur die Chorherren beten, sie werden quasi unterstützt von den zahlreichen Engeln, die das Chorgestühl schmücken.“

Himmel und Erde sollen gerade im Kloster im Einklang stehen. So bedrückt es beim Lesen doch immer wieder, wenn man bedenkt, wie wenige Menschen sich noch für ein Leben im Kloster entscheiden, das doch für die ganze Christenheit eine solche Wirkung entfaltet. Die Klöster, besonders diejenigen mit jahrhundertealter Tradition, sind mehr als nur Erinnerungsorte oder für die Kultur bedeutsame Monumente. Sie sind in erster Linie Orte, um Gott zu begegnen – für den Ordensmann oder die Ordensfrau, für den gläubigen, vielleicht sogar pilgernden Besucher, und schließlich auch für Menschen, die eigentlich aus ganz anderen Gründen gekommen waren.

Klosterweihnacht

Das Buch „Im Paradies der Stille“ schließt an das Werk „Klosterweihnacht“ aus dem vergangenen Jahr an, das genauso opulent und ansprechend bebildert ist. Mit seinen Rezepten, Gedichten, Liedern und Geschichten aus dem Klosterleben in der Weihnachtszeit ist es für jede Familie ein wunderbarer Begleiter durch die Zeit des Advents, die Tage der Feier der Geburt des Herrn und die letztlich bis zum Fest Mariä Lichtmess ausklingende Zeit, die viele Menschen als die schönste Zeit des Jahres ansehen.

Die klösterlichen Autoren von „Klosterweihnacht“ sprechen besonders häufig die Liturgie an, die in der weihnachtlichen Zeit eine ganz besondere Wirkung entfalte. Frater Anselm Demattio OSB vom Stift Kremsmünster betont: „Überhaupt nimmt die Liturgie bei uns an Weihnachten viel Zeit in Anspruch, was einen diese Tage auf eine intensive Art miterleben lässt. Sie eröffnet einen eigenen Zugang, dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes tief nachzuspüren und darin einzutauchen.“

Für alle in der Welt lebenden Menschen ist dies eine Einladung, den Advent bewusst zu leben, das Liturgische stärker in den Vordergrund zu stellen, und nicht schon beim Anzünden der zweiten Kerze von den überall zu hörenden seichten Weihnachtsliedern frustriert zu sein.

Im Paradies der Stille; Verlag Herder; 22 Euro

Klosterweihnacht; Verlag Herder; 22 Euro

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