22. April 2023
Mit seiner Entscheidung, das Krankenhaus im vergangenen Monat so schnell wie möglich zu verlassen und sich sofort im Stehen und nicht im Rollstuhl zu zeigen, wollte Papst Franziskus zwei Signale aussenden. Das erste ist, dass er trotz der Gebrechen seines Alters immer noch regieren kann und will, und dass man deshalb nicht einmal an ein Schattenpapsttum denken sollte. Das zweite ist, dass niemand entscheiden kann, wie die Liturgien gestaltet werden sollen.
In der Tat hatte Kardinal Giovanni Battista Re, der Dekan des Kardinalskollegiums, während des Krankenhausaufenthalts von Papst Franziskus verkündet, dass die Kardinäle bereits festgelegt hätten, wer die Ostermessen zelebrieren würde und dass der Papst schließlich diesen Feiern "beiwohnen" würde. Stattdessen leitete Papst Franziskus die Feierlichkeiten selbst, während er den Brauch beibehielt, einen anderen Zelebranten am Altar die Riten vollziehen zu lassen, die er aufgrund seiner Mobilität nicht mehr vollziehen kann.
Diese beiden Handlungen unterstreichen, dass Papst Franziskus weiterhin über das Leben der Kirche entscheiden wird, indem er sein Reformprojekt, das noch nicht abgeschlossen zu sein scheint, weiterführt, aber auch das Profil des Kardinalskollegiums umreißt, das seinen Nachfolger zu wählen haben wird.
Nach dem Konsistorium im August 2022 gab es 132 wahlberechtigte Kardinäle, von denen 62 Prozent von Papst Franziskus ernannt worden waren. Derzeit gibt es 123 wahlberechtigte Kardinäle, von denen 81 von Papst Franziskus ernannt wurden, was 65 Prozent entspricht.
Bis Ende 2023 werden jedoch neun dieser Kardinäle 80 Jahre alt und können daher nicht mehr an einem Konklave teilnehmen. Somit wird es 114 wahlberechtigte Kardinäle geben, von denen 68 Prozent von Franziskus ernannt wurden.
Doch die Gerüchte sprechen immer eindringlicher von einem neuen Konsistorium bis Ende des Jahres, wenn auch nur für jene Kardinäle, deren Position Franziskus für wichtig erachtet. In der Tat hat Papst Franziskus seine direkten Mitarbeiter zu Kardinälen ernannt, und es wird mindestens zwei Dikasteriumspräfekten geben, die noch keine Kardinäle sind: Erzbischof Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die Ostkirchen, und Bischof Robert Prevost, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe.
Der Papst würde also über eine römische Kurie verfügen, in der alle Abteilungsleiter zu Kardinälen ernannt werden. Darüber hinaus wird Papst Franziskus auch einen neuen Präfekten für das Glaubensdikasterium ernennen müssen – eine entscheidende Ernennung, wenn man bedenkt, dass der neue Präfekt sich mit komplexen Dossiers wie dem Synodalen Weg der Kirche von Deutschland befassen muss. Ende Januar kursierte der Name des deutschen Bischofs Heiner Wilmer aus Hildesheim als neuer Präfekt. Die Ernennung ist jedoch noch nicht erfolgt, und es ist weder sicher, dass sie bald erfolgt, noch dass dies der von Papst Franziskus gewählte Name sein wird.
Was auch immer geschieht, es ist klar, dass Papst Franziskus bis Ende des Jahres ein Kardinalskollegium nach seinen Vorlieben und eine Kurie ganz nach seinem Bild und seiner Vorstellung haben könnte. Zu diesem Zeitpunkt müsste er zumindest die Reform von Universi Dominici Gregis durchführen, der apostolischen Konstitution, welche die Zeit des vakanten Stuhls Petri und die Wahl des neuen Papstes regelt. Dieses 1996 von Johannes Paul II. verkündete Dokument muss mit der apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium in Einklang gebracht werden, vor allem in Bezug auf einige Details, wie die Bestätigung des Todes des Papstes. Derzeit obliegt die Beglaubigung dem Camerlengo und dem Sekretär der Apostolischen Kammer, doch die neue Konstitution hat die Apostolische Kammer abgeschafft. Eine weitere Überlegung ist eine Änderung der Verfassung, die den wahlberechtigten Kardinälen während der Sedisvakanz mehr Gewicht verleihen könnte.
Warum ist das wichtig? Weil ein Papst mit Mitteln wie diesen seine Vision der Kirche über sein Pontifikat hinaus projizieren kann. Wenn man die Möglichkeit eines neuen Konsistoriums, einer Neudefinition der obersten Ränge der Römischen Kurie und die mögliche Reform der Regelung des vakanten Stuhls in Betracht zieht, ist es nur natürlich zu fragen: Könnte Papst Franziskus auch Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers haben?
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.