25. November 2023
Michael Waletzko, besser bekannt als „Menschenfischen” auf YouTube, hat eine bemerkenswerte Bekehrung durchgemacht — von einem House-DJ zu einem der größten deutschen, katholischen YouTuber. Mit aktuell 27.800 Abonnenten, über 600 Videos und fast 7 Millionen Aufrufen widmet er sich der Verkündung und Verteidigung der katholischen Lehre.
Wie sind Sie zum katholischen Glauben gekommen?
Ich wuchs in einer traditionell polnisch-katholischen Familie auf. 1992 kamen wir als Spätaussiedler nach Deutschland, und wie schon in Polen üblich, nahmen wir sonntags an der Heiligen Messe teil und beteten regelmäßig vor den Mahlzeiten und dem Schlafengehen. Zu dieser Zeit war mir die Bedeutung der „Sonntagspflicht“ eines Katholiken noch nicht bewusst; ich sah es eher als Pflichterfüllung. Unsere erste Wohnung in Deutschland wurde von Pfarrer Willi Kumpf vermittelt. Für eine Weile diente ich zusammen mit meinem jüngeren Bruder als Ministrant, doch aufgrund von häufigem Zuspätkommen wurden wir letztendlich von unserem Pfarrer rausgeschmissen. Meine Beziehung zum Glauben war damals sehr oberflächlich. Diese Einstellung hielt bis etwa 2017 an, während ich die meiste Zeit damit verbrachte, wahrscheinlich jedes Gebot zu brechen. Ich empfing die Heilige Kommunion unregelmäßig und nicht im Stand der Gnade, da in unserer Familie und in der zunehmend „moderner“ werdenden Kirche kaum noch über die Beichte gesprochen wurde.
Meine Bekehrungsgeschichte begann mit einer langen Phase der Pornografiesucht seit meiner Kindheit. Der Film „Demons of Sex” war ein Wendepunkt, welcher vor allem auf das Thema Unkeuschheit eingeht und die Geistigen gefahren dieser Sünde zum Ausdruck bringt, mit Originalaufnahmen aus Exorzismen von Pater Peter Glas. Nach mehreren gescheiterten Beziehungen und dem Wunsch irgendwo endlich anzukommen, machte ich einen „Selbstfindungskurs” bei einem Guru auf der Insel Korfu in Griechenland. Die Musik der Meditation, unheimlich und von Trommeln dominiert, ließ mich über die dunkle Natur des Menschen nachdenken, der sie komponiert haben musste. In einem Moment tiefen Zweifel betete ich zu Gott, um Führung zu suchen. Kurz darauf bekam ich wortwörtlich einen Schlag in den Magen verpasst und mir ist so übel geworden, dass ich mich fast übergeben musste. Da habe ich verstanden, dass es Gott war, der mir „Eine verpasst hat”, damit ich diese Veranstaltung verlasse.
Das tiefgreifende Nachdenken und das Hören von Zeugnissen, insbesondere das von Torsten Hartung, inspirierten mich dann, den Jakobsweg zu gehen. Dort erlebte ich beim Beten des Rosenkranzes eine tiefe Freude. Zurück in Deutschland, traf ich im Kloster Stiepel Pater Malachias, dessen Rat und das Beten des Rosenkranzes halfen, meine Sucht zu überwinden. Er empfahl mir Exerzitien im Haus Raphael, wo ich eine tiefgreifende Bekehrung erfuhr. Die Kombination aus inspirierenden Vorträgen, dem Gebet des Rosenkranzes, der eucharistischen Anbetung, Lobpreis und Zeiten der Stille führte zu einer bemerkenswerten Veränderung in meinem Herzen. Jesus ersetzte mein verhärtetes Herz durch ein „Herz aus Fleisch”. Heute, als Ehemann, Vater und erfolgreicher YouTuber, integriere ich täglich das Gebet in mein Leben. Ich rate jedem, Gott um Führung zu bitten und den Rosenkranz zu beten, um nicht verloren zu gehen. Durch Maria zu Jesus.
Grundsätzlich war es immer mein Ziel, ein bekannter House-DJ und Musikproduzent zu werden. Mein Durchbruch kam jedoch erst nach meiner Bekehrung. In diesem Prozess fühlte ich, dass Gott mir eine neue Stimme gab, oder besser gesagt, er half mir, meine eigene Stimme anzunehmen. Dadurch begann ich, Musik mit christlichen Botschaften zu produzieren und gründete einen erfolgreichen YouTube-Kanal. Kurz gesagt, mein Erfolg ist eng mit meiner Bekehrung verknüpft.
Gab es katholische Heilige, die Sie zu Ihrem Youtube-Apostolat inspiriert haben?
Sr. Margaritha Valappila, eine Ordensschwester vom Haus Raphael in Bad Soden, Salmünster, verkündete am Ende einer Exerzitienwoche, dass sie „zwei dicke Fische gefangen“ habe. Obwohl sie mich nicht direkt ansprach, wusste ich, dass ich einer der Gemeinten war. Daraufhin reiste ich im Januar des nächsten Jahres zusammen mit ihr, drei Priestern, einer weiteren Ordensschwester und 63 Pilgern nach Kerala, Indien. Für diese Reise kaufte ich eine hochwertige Sony Videokamera, um die Erlebnisse zu dokumentieren. Dort begegnete ich Manfred Silberhorn, dessen Familie und Bekehrungsgeschichte ich später in der Dokumentation „Das Geheimnis einer Glücklichen Familie“ auf meinem YouTube-Kanal „Menschenfischen“ vorstellte.
Die Idee für meinen YouTube-Kanal entstand durch Pater Adam Szustak, einen Dominikaner mit einem großen Kanal in Polen. Seine prägnanten und thematisch vielfältigen Videos zu Themen, die junge suchende Menschen bewegen, beeindruckten mich zutiefst. Inspiriert von seinen Vorträgen und während ich im Sommer 2018 mit einem Bier und einer Angel auf meinem Boot auf der Ruhr saß, kam mir der Name „Menschenfischer“ in den Sinn. Nach einer Absprache mit meiner Schwägerin, einer Marketingexpertin, entschieden wir uns, den Kanal „Menschenfischen“ zu nennen, um ein breiteres Spektrum an Formaten abzudecken.
Meine Arbeit wurde somit von Menschen inspiriert, die ich als lebende Heilige betrachte. Ich empfehle jedem, der nach Orientierung sucht, Exerzitien im Haus Raphael zu machen. Diese Erfahrung führte dazu, dass ich mittlerweile über 600 Videos veröffentlicht habe, die fast 7 Millionen Mal aufgerufen wurden. Ich glaube, dass der Heilige Pater Pio, um dessen Beistand meine Mutter oft gebetet hat, einen wesentlichen Beitrag im Hintergrund geleistet hat.
Welche Rolle spielt der katholische Glaube in Ihrem Leben?
Der katholische Glaube ist für mich und meine Familie zum Kern unseres Lebens geworden. Auch meine Frau durfte die Gnade der Bekehrung in Medjugorje erfahren.
Neben der sonntäglichen Heiligen Messe versuchen wir die Heilige Messe auch Wochentags zu besuchen und täglich den Rosenkranz zu beten — auch wenn es nicht immer funktioniert, so ist uns die Macht des Rosenkranzes und der Sakramente vor allem in unserer Verlobungszeit extrem bewusst geworden und wir durften spürbar aus dieser Quelle schöpfen.
Der Katholische Glaube ist in seiner Schönheit, mit all seinen Facetten so interessant und wertvoll, dass wenn man diese Schatztruhe einmal geöffnet hat und einmal reingegriffen hat, Gott immer neue Schätze hervorholt, welche wir unverdienterweise in Fülle empfangen dürfen, wenn wir unser Herz und unseren Verstand für Gottes reiche Güte und seine Kirche öffnen.
Ein Leben ohne die Kirche und den Glauben kann ich mir nicht vorstellen.
Für Ihr Video über den diesjährigen Weltjugendtag haben Sie viele negative Kommentare geerntet. Wie gehen Sie persönlich mit dieser Kritik um?
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Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Das Weltjugendtags-Video diente dazu, auf die Missstände dieser Veranstaltung hinzuweisen, die offensichtlich aus den modernistischen, protestantisch, heidnischen Strömungen hervorgehen, welche in unsere heilige katholische Kirche Einzug gehalten haben.
Die Reaktionen waren gespalten, dies zeigte aber auch, wie gespalten die Kirche in unserer Zeit ist.
Mir war bewusst, dass negative Kritik und böse Kommentare unvermeidlich sind, aber das Positive daran ist, dass es zeigt, wie sehr den Menschen in unserer Kirche etwas am Herzen liegt und dass sie bereit sind, dafür zu kämpfen. Auch wenn einige vielleicht einen Weg einschlagen, der nicht unbedingt dem Wachstum der Kirche oder der geistigen Umkehr der Menschen dient, sondern eher in Richtung einer Säkularisierung tendiert. Lassen Sie uns auf Gottes baldiges Eingreifen in dieser verwirrten Zeit hoffen und darauf, dass der Heilige Geist uns wieder auf den richtigen und wahren Weg lenkt.
Wie schätzen Sie das Potenzial von sozialen Plattformen wie YouTube ein, um junge Menschen für den katholischen Glauben zu gewinnen, und welche Ratschläge hätten Sie für Personen, die ebenfalls daran interessiert sind, YouTube-Apostolate zu starten?
Wir leben in einer Zeit, in der soziale Medien wie Kaffee am Morgen dazugehören. Es wäre schade und in meinen Augen auch eine Sünde, wenn man diese Medien nicht zur Evangelisierung nutzt. Das Potenzial ist extrem groß und wir sollten, solange es uns möglich ist, alles dafür tun, um in den sozialen Netzwerken einen festen Platz zu haben. Es suchen immer mehr Menschen nach der Wahrheit und sie finden die absolute Wahrheit ausschließlich in der römisch katholischen Kirche. Wer sonst sollte in soziale Medien investieren und dort Menschen unterstützen, die versuchen, andere für Jesus zu gewinnen?
Ein Tipp für diejenigen, die ein Apostolat starten wollen: Nehmt eure Kamera oder euer Handy in die Hand, und gebt Zeugnis, entweder auf eurem Kanal oder auf „Menschenfischen". Wer mag, meldet sich gern bei mir per E-Mail. Ich sage allen: Habt keine Angst, öffentlich der Welt zu sagen, wie Gott in eurem Leben wirkt. Zeugnisgeben ist ein mächtiges Instrument, um den Glauben zu verkünden.
Als frischgebackener Vater, wie balancieren Sie Ihre Verantwortung und die Zeit zwischen Ihrer Familie und Ihrem Apostolat auf YouTube?
Wenn Gott an erster Stelle steht, ist alles an der richtigen Stelle.
Haben Sie konkrete Pläne, Veranstaltungen oder Projekte für die Zukunft, die Sie gerne mit den Lesern teilen möchten?
Wir arbeiten gerade an einem Pro-Life-Musical, welches in naher Zukunft realisiert werden soll. Wir sind immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Haus, wo wir als Familie wohnen, aber vor allem auch arbeiten können. Ein Haus, wo genug Platz für ein Studio ist, wo man Menschen einladen kann, Zeugnis zu geben und dies in einem schönen Format aufzunehmen, wo christliche Musik aufgenommen werden kann und katholische Projekte umgesetzt werden können.
Aktuell arbeiten wir in einem Kellerraum auf 9 Quadratmetern. Wir suchen außerdem einen Cutter (Leute die sich mit Videoschnitt auskennen), Videoleute, Grafiker, Social-Media Experten, Partner, Übersetzer, Unterstützer in jeglicher Form die uns helfen diese Plattform größer werden zu lassen damit wir noch mehr Menschen erreichen. Wer Ideen hat, kann sich bei mir melden. Gelobt sei Jesus Christus!
Hinweis: Meinungsbeiträge und Interviews der Reihe "Im Gespräch" spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Interview-Partner wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.