31. Dezember 2023
Die Kirche feiert wenige Tage nach Weihnachten heute das Fest der Heiligen Familie. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, nicht über Jesus, Maria und Josef zu sprechen, sondern ganz allgemein über die Gottesgeschenke Ehe und Familie. Die sozialen Gebilde Ehe und Familie sind keine Erfindungen des Menschen, sondern eine Einrichtung Gottes. Er hat sie geschaffen. Sie ist ein Geschenk. Und dieses Geschenk wird nach meiner Ansicht in den letzten Jahrzehnten ein wenig übersehen, weil es zu selbstverständlich ist. Diese These möchte ich etwas erklären. Dazu muss ich einen kleinen Umweg machen. Der Umweg geht über die Umwelt- und Klimakrise.
In meiner Jugend hätte niemand verstanden, was mit Umwelt- und Klimakrise gemeint sei. Gewachsen sind Wohlstand und Wirtschaft – vor allem in Europa. Jede Familie brauchte ein Auto, eine Waschmaschine, eine Kühltruhe, einen Fernseher, eine Urlaubsreise in den Süden. Dass der wachsende Wohlstand das Klima und die Umwelt belasten könnte, kam niemandem in den Sinn. Die Enkel und Urenkel dieser Generation nennt sich jetzt teilweise „letzte Generation“. Die jungen Menschen fürchten, dass die Erde vertrocknet, die Meere verschmutzen und ansteigen. Ganz drastisch ausgedrückt: Der Globus geht kaputt. Man kann auf ihm nicht mehr leben. Auch Wissenschaftler warnen: Wir müssen unser Verhalten ändern, müssen umdenken. Kurz: Wissenschaftler, Politiker und vor allem auch junge Menschen haben erkannt: Der Apfel, den wir Globus nennen, haben wir bald aufgegessen und dann sterben wir.
Der Apfel aber ist ein Geschöpf Gottes. Wir haben ihn nicht geschaffen, sondern vorgefunden. Er ist ein Geschenk, das uns in die Wiege gelegt wurde. Für gläubige Menschen ist der Globus mit Trinkwasser, Bäumen, Pflanzen, Tieren nicht nur eine Sache, sondern eben ein Geschenk Gottes.
Und nun mache ich einen Sprung zurück zur Familie. In der Genesis heißt es: Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, als Mann und Frau schuf er ihn. Dann sagte er: Wachset und mehret euch und bevölkert die Erde. Das Gegenüber von Mann und Frau ist ein Geschenk Gottes. Die Möglichkeit durch einen Liebesakt Kinder zu zeugen, ist ein Geschenk Gottes. Beides ist ein Auftrag Gottes.
[...] Ich sage nicht, dass wir das Geschenk vergessen haben, aber ich fürchte, wir sind in der Gefahr, dieses grundlegende Geschenk zu vergessen – ähnlich wie wir das Geschenk des Globus, dieses Apfels zu vergessen drohen. Der Apfel Globus war uns zu selbstverständlich, die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau waren uns zu selbstverständlich. Daher haben wir vielleicht zu wenig daran gedacht, sie zu würdigen. Ich spreche hier auch nicht von soziologischen Untersuchungen. Ich meine einfach, wir sollten im Gebet Gott danken für das Geschenk von Ehe und Familie. Sie sind keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk.
Nun mache ich noch einen Sprung zu den Anzeigen in kirchlichen Blättern. Dort wird nicht auf Scheidungen hingewiesen, sondern auf langanhaltende Ehen. Man kann lesen: 50 Jahre verheiratet, 60 Jahre verheiratet, 70 Jahre verheiratet. Und diese Ehen waren vermutlich nicht immer ein Zuckerschlecken, aber vermutlich ein gemeinsamen Wachsen.
Zurück zum ersten Buch des Alten Testamentes: Gott schuf den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis. Als Mann und Frau schuf er sie. Und er sagte ihnen: Wachset und mehret euch und bevölkert die Erde. Als glaubende Menschen sollten wir vielleicht neu und tiefer entdecken, welches Geschenk Gott dem Menschen gemacht hat durch die Ehe und die Möglichkeit, Kinder und Kindeskinder zu haben. Danken wir ihm am heutigen Fest der Heiligen Familie für das Geschenk von Ehe und Familie. Amen.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.