14. März 2024
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Fünften Fastensonntag.
An diesem Fünften Fastensonntag präsentiert sich uns die Fastenzeit als Zeit der Verherrlichung. „Herrlichkeit“ ist eines dieser Worte, die wir in der liturgischen Sprache oft verwenden, aber weit weniger in der Umgangssprache. So sehr, dass uns vielleicht seine Bedeutung entgeht, dass es uns leer erscheint. In der Bibel hingegen ist es das vollste Wort, das es gibt. „Herrlichkeit“ bezeichnet insbesondere den große Stellenwert von jemandem, seine Würde, seinen Adel und seine Macht. Ferner zeigt es die Manifestation dieses Wertes an, den Glanz der Schönheit.
In manchen Fällen bleibt die Herrlichkeit vor den Augen der Welt verborgen, und hier muss die Verherrlichung intervenieren, das heißt jene Handlung, mit der der verborgene Wert und die verborgene Schönheit vor allen zum Leuchten gebracht werden.
Als Jesus in Nazareth lebte, zwischen dem Haus Mariens und der Werkstatt Josefs, war seine Herrlichkeit ganz „in der Tiefe“, sie blieb den Menschen verborgen. Bei der Hochzeit zu Kana begann er, dem engeren Kreis seiner Jünger seine Herrlichkeit zu offenbaren (vgl. Joh 2,11). Nach und nach, von Zeichen zu Zeichen, von Rede zu Rede, leuchtete seine Herrlichkeit vor den Augen einer immer größeren Zahl von Menschen in Israel, bis sie sogar einige Griechen erreichte, die die Jüngern baten, „Jesus sehen“ zu dürfen.
Diese Bitte weist darauf hin, dass die Stunde der Verherrlichung des Menschensohnes gekommen ist. Jetzt muss seine Herrlichkeit offenbart werden, nicht mehr einer beschränkten Anzahl von Jüngern, nicht mehr einem einzelnen Volk, sondern allen. Und diese Herrlichkeit soll nicht mehr nur als die Fähigkeit erstrahlen, Wunder zu vollbringen oder erhellende Lehren zu erteilen: Sie muss die tiefste Wirklichkeit Gottes offenbaren, die Liebe bis zur Vollendung (vgl. Joh 13,1).
Denen, die ihn sehen wollen, zeigt Jesus, wo seine Herrlichkeit aufleuchtet: im Weizenkorn, das stirbt, um viel Frucht zu bringen; in der Liebe, die so weit geht, das eigene Leben zu verachten, damit die anderen leben können. Mit einem Wort: im Kreuz, das Werkzeug des Todes und Grundlage der Auferstehung ist.
Jesus weiß, dass diese Hingabe schreckliches Leid mit sich bringen wird. Auch für ihn besteht die Versuchung, zu sagen: „Vater, rette mich aus dieser Stunde!“ Aber Jesus liebt den Vater mehr als er sich selbst liebt. „Vater, verherrliche deinen Namen!“ In meinem Leben und in meinem Tod möge der Glanz deiner Schönheit sichtbar werden, die Größe deiner Liebe, mit der du die Welt so sehr geliebt hast, dass du deinen eingeborenen Sohn hingegeben hast (vgl. Joh 3,16). Und so möge auch der Sohn verherrlicht werden, denn in ihm leuchtet das völlige Vertrauen auf den Vater und die größte Liebe von allen auf: die Liebe, die das Leben für die Freunde hingibt (Joh 15,13).
Im Pascha Christi vollzieht sich das Gericht dieser Welt, und der Fürst dieser Welt, Satan, verliert seine Macht. Die Liebe besiegt den Hass, die Auferstehung besiegt den Tod. Jesus, der am Kreuz „von der Erde erhöht“ wurde, zieht in seiner Auferstehung und Himmelfahrt jeden mit der Macht der Liebe an sich.
Hier erfüllt sich die Prophezeiung des Jeremia (31,33), die wir in der ersten Lesung hören: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz.“ Das Gesetz Gottes ist die Liebe bis zur Vollendung, es ist Selbsthingabe. Ein äußeres Gesetz kann niemanden zur Liebe zwingen. Aber alle können wir, wenn wir den gekreuzigten, auferstandenen und zum Himmel aufgefahrenen Jesus betrachten, von ihm angezogen werden und das Gesetz in uns annehmen, in unserem Herzen.
Gewiss, wenn auch für uns die Stunde der Liebe bis zur Vollendung kommt, sind auch wir – wie Jesus – erschüttert. Es braucht großes Vertrauen in Gott, um anzunehmen, wie das Weizenkorn in der Erde zu sterben! Ein großes Vertrauen in den, der sagt: Du wirst große Frucht bringen. Wir hängen von Natur aus an unserem Leben – auch bei Jesus war es so! Aber er hat uns gezeigt, dass das Leben aus Liebe verlieren bedeutet, es für das ewige Leben zu bewahren.
Wenn es die Verherrlichung Jesu nicht gegeben hätte, könnte niemand dahin gelangen. Aber Jesus wurde verherrlicht! Und wir können ihm folgen. Nicht einfach, indem wir das tun, was er getan hat, sondern indem wir es zusammen mit ihm tun: Wir sind nicht allein! „Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.“
Wo bist Du, Herr? Du bist am Kreuz. Du bist auferstanden. Du bist in der Herrlichkeit des Vaters. Und wir sind bei dir. Ziehe uns in deine Liebe hinein; gib, dass wir dir auf dem Weg der Liebe folgen, und auch wir werden in dir verherrlicht sein.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
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