23. April 2018
"Karma farmen" ist ein Begriff, der sich mittlerweile in den sozialen Medien etabliert hat, als Antwort auf "Gute Taten", die gefilmt wurden und sich viral im Netz verbreiten. Junge Leute, die sich dabei aufnehmen, wie sie z.B. Obdachlosen Geschenke bringen, sie neu einkleiden oder aber Ersthelfer, die Unfallopfer aus brennenden Fahrzeugen retten.
Die einen machen ihre Taten bewusst öffentlich, frei nach dem Motto "Tu Gutes und rede drüber", die anderen werden zufällig gefilmt, wobei aber selten in Frage gestellt wird, ob es sinnvoll ist, immer überall die Handykamera drauf zu halten, anstatt lieber selber zu helfen.
In jedem Fall sammelt man "Karma" mit diesen guten Taten und hat laut einiger Kommentare "bis zum Lebensende ausgesorgt", je nachdem als wie wertvoll die Community die jeweilige Tat bewertet. Natürlich bin ich absolut dafür anderen zu helfen und Gutes zu tun, aber ich bin dagegen das so publik zu machen. Robert Baden-Powell der Gründer der weltweiten Pfadfinderbewegung, hat u.a. das Motto gepflegt "Jeden Tag eine gute Tat" und genau das macht für mich den Unterschied, zu der Vorstellung Karma zu sammeln, mit dem man "ausgesorgt" habe.
Warum tue ich denn Gutes? Wohl eher nicht aus dem Motiv heraus, mir selbst einen Platz beim lieben Gott im Himmel zu sichern, denn letztlich ist aus christlicher Sicht mit "Karma farmen" nichts anderes gemeint. Zum einen entspricht es meinem Wesen, dass ich hilfsbereit bin und auch gerne helfe. Insofern ist das auch nie ganz uneigennützig, weil ich mich gut fühle, wenn ich sehe, dass es den Menschen um mich herum gut geht. Nie verfolge ich dabei aber das Motiv "Do ut des", wie es in vorchristlicher Zeit die Vorstellung von irdischen Taten im Hinblick auf die Götter prägte. Niemand, dem ich etwas Gutes getan habe, steht in meiner Schuld.
Die Idee jeden Tag eine gute Tat zu tun, gefällt mir da schon eher. Sie ruft die Mitmenschen ins Bewusstsein, verkörpert eine gewisse Leichtigkeit, so als hätte doch jeder 5 Minuten täglich übrig, um vielleicht jemanden freundlich zu grüßen, einem alten Menschen an der Kasse zu signalisieren, dass er Zeit hat sein Kleingeld zusammen zu suchen oder einer gestressten Mutter im Supermarkt zu sagen, dass das weinende Kind nicht stört. Nicht jeder muss Menschen aus brennenden Fahrzeugen retten oder sich dabei filmen, Obdachlosen Carepakete vorbei zu bringen.
Die Kehrseite des "Karma farmens" ist, wenn man nicht genug davon gesammelt hat und man auf Grund des schlechten Karmas von einem Unglück ins nächste stolpert.
Hier hinken christliche Vergleiche, da die Vorstellung zu Grunde liegt, die den lieben Gott als Marionettenspieler einbringt, der alle Menschen vor die Wand laufen lässt, die sich nicht anständig benommen haben. Quatsch, aber einen Gedanken kann ich dennoch dieser Vorstellung abgewinnen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen, denen Gutes widerfahren ist, selber eher geneigt sind, aus dieser Erfahrung heraus, das Gute weiter zu geben und ebenfalls Gutes zu tun. So hat uns eine fremde Familie, die ihr großes Gartentrampolin auf ebay Kleinanzeigen verkaufen wollte, das Trampolin schließlich geschenkt. Sie hatten so eine Freude daran, sich vorzustellen, wie unsere drei kleinen Mädchen im Sommer darauf hüpfen, in Erinnerung an ihre eigenen fast erwachsenen Kinder, dass sie es uns geschenkt haben.
Unsere Mädchen haben gestrahlt, wir haben uns gefreut und das Ehepaar hatte ebenfalls das Gefühl, einen wunderbaren Tag zu haben. Glückliche Menschen, die Glück verbreiten können, überall, jederzeit und um keinen Preis. Einfach nur so, weil "Glück das einzige ist, was sich verdoppelt, wenn man es teilt" (Albert Schweitzer).
Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick.
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— EWTN.TV (@ewtnDE) April 17, 2018
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