Bei der UN in Genf hat zum Europäischen Tag gegen den Menschenhandel eine Konferenzrunde die dringende Notwendigkeit eines besseren öffentlichen Bewusstseins für diese moderne Form der Sklaverei betont.

Die Österreichische Botschaft, der Heilige Stuhl und der Malteserorden waren einige der Organisatoren der Veranstaltung.

Im Jahr 2016 waren Schätzungen zufolge täglich weltweit 45 Millionen Menschen betroffen, und die Zahl steigt.

Ich sprach mit Prof. Michel Veuthey, der Stellvertretender Vertreter des Malteser Ordens bei der UN Genf ist - sowie einer der Botschafter des Malteserordens zur Überwachung und Bekämpfung des Menschenhandels. 

Gibt es Lösungen, praktische Umsetzung, wie man dagegen vorgehen kann?

Michel Veuthey: "Ja definitiv … Was wir zuerst tun müssen, ist, das Bewusstsein zu schärfen! Schärfen des Bewusstseins, weil viele Menschen das ignorieren oder sagen: "Ja, natürlich, es gibt so etwas in dem einen oder anderen fremden Land, aber hier, natürlich nicht!" Und das ist leider nicht so. Denn sogar in der Schweiz meinem Heimatland, und sogar in meiner Heimatstadt Genf, und ich will andere Länder und Städte nicht erwähnen, gibt es heute schon mehr Sklaven, als je zuvor."

Es müssen also Menschen nicht unbedingt über staatliche Grenzen hinweg transportiert werden, damit Menschenhandel stattfindet. 43% der Opfer findet man im Inland, innerhalb der nationalen Grenzen.

Michel Veuthey: "Dieses Jahr 2018, wie jeder weiß, ist der 70. Jahrestag der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte", mit Artikel 4, Verbot der Sklaverei. Und den 20. Jahrestag des Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs.  In diesem Statut ist Sklaverei, Menschenhandel, unter bestimmten Umständen als Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit definiert. Wir sollten die Regierungen bitten, es mit der Strafverfolgung, mit der Vorbeugung ernst zu meinen. Dann fragen Einige jedoch: Was für eine Vorbeugung? Nun Vorbeugung beginnt mit Bewusstseinsbildung, Bewusstseinsbildung darüber, dass jeder von uns, auch du und ich, die Sklaverei fördert. Wir fördern die Sklaverei durch unser Konsumverhalten, durch den Kauf von Gegenständen und Dienstleistungen, die nicht sklavenfrei sind."

Menschen sind den Opfern vieler unterschiedlichen Formen der Ausbeutung, wie z.B. Zwangsprostitution, Zwangsarbeit, Haushaltsknechtschaft und Zwangsorganentnahme.

Michel Veuthey: "Wir kaufen Schokolade, das Produkt von Kakaoplantagen, wo of Kinder als Sklavenarbeiter arbeiten. Und einige Leute gehen zur Prostitution, nicht jede Prostituierte ist ein Sklave, aber viele von ihnen sind es, und noch schlimmer, natürlich ist Kinderprostitution. Menschen, die sich diesem Verbrechen hingeben, begünstigen natürlich den Menschenhandel und die moderne Sklaverei. Und natürlich gibt es noch schlimmere Formen wie den Organhandel. Aber einige Leute würden sagen: "Oh, aber du weißt, dass es normal ist, wir brauchen, wir haben nicht genug Spender, also müssen wir kaufen. Aber von wem, zu welchem Preis? Und mit welchen Folgen für diese erzwungenen Transaktionen?

Einige dieser Netzwerke von Menschenhändlern sind doch bekannt. Man hat dort sogar UN Friedenstruppen! Man hat Satelliten, die überwachen, was los ist. Warum können wir also diese Menschenhändler nicht vor Gericht bringen? Vor ein nationales Gericht oder vor ein internationales Strafgericht.... verstehst Du das?"

Unter Menschenhandel versteht man die Rekrutierung, Beherbergung oder den Transport von Menschen in eine Situation der Ausbeutung unter Anwendung von Gewalt, Täuschung oder Zwang gegen ihren Willen zu arbeiten,

"Sklavenarbeit... wir sprechen hier über die Auswirkungen von jemandem, der diese Sklavenarbeit verursacht hat. Wie Sie bereits zuvor gesagt haben, das ist der Verbraucher, der ein Produkt kauft und es damit ermöglicht. Wir sprechen also von uns selbst als Beteiligte?

Michel Veuthey: "Ja!... genau!"

Ich meine niemand würde das wahrscheinlich so sehen, aber das ist wirklich die Realität.

Michel Veuthey: "Ja, das stimmt leider. Einer der Vorschläge, die ich kürzlich bei der U.N. in New York gemacht habe, und ich bin da nicht der Einzige, ist, dass wir "Sklavenfreie Labels" brauchen. Wir haben grüne Etiketten, wir sollten rote Etiketten haben, damit die Menschen sich bewusst darüber sind, dass, wenn sie z.B. billige Shorts kaufen, wenn sie billige Produkte kaufen, es fast sicher ist das sie durch Sklavenarbeit hergestellt wurden."

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Also Ihre Hauptaufgabe ist, das Bewusstsein dafür zu schärfen.  Darum reisen Sie weltweit herum und reden mit Leuten?

Michel Veuthey: "Vorläufig, aber auch um Synergien und Partnerschaften zu finden. Weil wir bereits viel für die Opfer tun, denn wenn wir es mit Flüchtlingen zu tun haben, wenn wir es mit Migranten zu tun haben, wenn wir es mit armen Menschen zu tun haben, haben wir u.a. auch mit Sozialdiensten in Deutschland oder anderswo zu tun. Und das sollten wir auch öffentlich machen. Wir suchen möglicher Allianzen, Synergien, Partnerschaften, Koalitionen.

Wir feiern, wir unterstehen uns, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu feiern, während hier eine massive Verletzung der Menschenrechte, stattfindet, die Sklaverei. Also, das nächste wäre natürlich der Völkermord. Denn in einigen Teilen der Welt, und ich will keine Namen nennen, aber in einigen Teilen der Welt sind Menschenhandel und Völkermord nicht weit voneinander entfernt.

Herr Botschafter, wir wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg und hoffen, dass wir mit unserem kleinen Interview bei unserem Publikum ein wenig Aufmerksamkeit erweckt haben und es zum darüber nach zu denken angeregt haben, welches Produkt es das nächste Mal kauft. Vielen Dank.

Michel Veuthey: "Danke auch."

Also während des Weihnachtseinkaufs, denken Sie daran, wenn Sie Geschenke für Ihre Lieben oder jemand anderen kaufen, von wem es hergestellt wurde: Wo, und unter welchen Umständen?

Christian Peschken ist U.N. Genf-Korrespondent für EWTN News. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media

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Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten des Autors wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.