17. Dezember 2018
Vor über 10 Jahren kam mein Mann eines Abends von der Arbeit und hatte Wertvolles im Gepäck. Er hatte noch etwas bei einem Freund vorbeigebracht und war dafür einige Schritte gelaufen. Unterwegs kam er an einer Sperrmüllsammelstelle vorbei und entdeckte ganz unten eine Krippe. Maria und Josef, das Jesuskind und einige Schafe. Er packte die heilige Familie mitsamt der Schafherde ein und brachte sie zu uns nach Hause. Da saßen wir nun mit unseren Krippenfiguren vom Sperrmüll, aus Plastik gegossen, nicht wertvoll also, aber doch mit so viel Botschaft und Herz.
Die Frage, die sich uns damals schon gestellt hatte war, wie jemand diese Figuren einfach auf die Straße hatte stellen können. Wir verspürten einen inneren Widerstand dies zu tun und konnten die Entscheidung nicht nachvollziehen. Natürlich passieren täglich noch viel unglaublichere Dinge auf der Welt, die Menschen ganz direkt betreffen, da mögen so ein paar Krippenfiguren auf dem Müll keine Sensation darstellen, aber es berührte uns dennoch tief im Innern.
Nun setzten wir das Konzept: "Sperrmüllkrippe" weiter um, gestalteten aus Pappe einen Stall, besorgten noch Ochs und Esel dazu und stellten oben auf die Schachtel den Porzellanengel meiner Großmutter. Mein Mann installierte noch eine elektrische Laterne, unsere Hasen stifteten etwas Stroh, sodass die Krippe wuchs und richtig ansehnlich wurde, trotz dessen ihr selbst gemachter Charme gewahrt blieb.
Heute, gut 10 Jahre später, sind wir um drei Töchter reicher und haben die vergangenen Jahre auch mit ihnen diese Krippe aufgebaut. Es fehlt aber einiges an Personal, wie z.B. die heiligen drei Könige, es gibt keine Hirten und keine Figuren, die dem Jesuskind huldigen.
Da es schwierig ist, passende Figuren zu den kleinen Plastikexemplaren zu finden, haben wir beschlossen, eine neue Krippe mit unseren Kindern selbst zu basteln. Einen Stall aus Holz mit Figuren aus einfachen Holzkegeln, denen wir aus Stoff, Leder, Fell und Filz Kleidung und Haare machen.
Doch was passiert dann mit der alten Krippe? Was macht man mit Devotionalien, wenn sie kaputt sind? Wenn man sich dann doch für neue Krippenfiguren entscheidet?
Mein Vater meinte, man müsse sie beerdigen. Entweder eigens im Garten oder sammeln und später mit ins eigene Grab beilegen. Eine ungewohnte Vorstellung, aber eigentlich keine schlechte Idee. Ich recherchierte ein wenig im Internet und stieß auf die Tradition, ausrangierte Devotionalien in die Grundmauern eines Neubaus einzubauen oder sie tatsächlich im Garten zu verbuddeln.
Kirchenrechtlich geregelt ist nur der Umgang mit gewandelten Hostien, die im Tabernakel aufbewahrt werden oder bei der Krankenkommunion verteilt werden. Bestimmt sind ihnen schon mal, gerade jetzt zur Weihnachtszeit, diese Papierengel aus den Seiten des ausgedienten Gotteslobes begegnet, doch was geschieht nun mit den Millionen von Bibeln, nachdem es eine neue Einheitsübersetzung gibt? So viele Engel für den Christbaum kann man sicher nicht daraus basteln. Als Privatmensch kann man die eine alte Bibel ja aufbewahren, aber was machen Schulen mit mehreren hundert ausrangierten Bibeln?
Eine schwierige Frage, die theologisch und religiös interessant ist und gleichzeitig eine gesellschaftskritische Dimension hat, wenn ich an die "Wegwerfkultur" denke, der jeden Tag Tonnen von Lebensmittel und Kleidung zu Spottpreisen, zum Opfer fallen.
Ich denke, dass erst mal unser Jesus am Kreuz mit den abgebrochenen Armen, vom Großvater meines Mannes, Besuch von Maria, Josef, dem Jesuskind und der Schafherde in seiner Schachtel bekommt. Dort werden sie dann alle zusammen aufbewahrt und sicher mal hervorgeholt, wenn wir unseren Kindern von jener kalten Dezembernacht erzählen, in der Papa die heilige Familie vom Sperrmüll gerettet hat.
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