27. Dezember 2019
Mit der soeben erfolgten Veröffentlichung der lateinisch-deutschen Ausgabe des Nocturnale Romanum ist das große Übersetzungswerk von Pater Martin Ramm FSSP bis auf Weiteres abgeschlossen. Auf mehr als 3.000 Seiten enthält das Nocturnale die Matutin, also das Nachtgebet der Kirche, in der sogenannten außerordentlichen Form des römischen Ritus.
Obwohl das Buch erst in diesem Jahr gedruckt wurde und erschienen ist, so stammt das Geleitwort von Bischof Vitus Huonder aus dem Jahr 2016. Damals war Huonder noch der Diözesanbischof von Chur in der Schweiz, wo Pater Ramm seit vielen Jahren als Pfarrer einer der überlieferten Liturgie verbundenen Personalpfarrei wirkt. Auch die Imprimatur ist – merkwürdigerweise – von 2016. Leider wird nicht klar, warum es drei Jahre gedauert hat, bis die vorliegende Ausgabe kürzlich von der Priesterbruderschaft St. Petrus verlegt wurde.
In seiner Einleitung schreibt Pater Ramm: "Es ist mir eine große Freude, […] [das Nocturnale] nach einjähriger intensiver Arbeit nun vorlegen zu können, um nach denselben Prinzipien, wie sie im Diurnale angewandt wurden, einen möglichst wortgetreuen Schlüssel zum Verständnis der Texte der Matutin anzubieten." Kleriker, die zum Breviergebet verpflichtet sind, müssen selbstverständlich weiterhin das gesamte Stundengebet in lateinischer Sprache verrichten.
Vor dem Nocturnale war zunächst 2011 das Diurnale Romanum in lateinisch-deutscher Version erschienen. Während das Nocturnale also das Nachtgebet enthält, umfasst das Diurnale die Gebetszeiten, die während des Tages verrichtet werden, angefangen bei den Laudes, über die kleinen Horen der Prim, Terz, Sext und Non, bis hin zu Vesper und Komplet am Abend. In der ersten Auflage war das Format des Gebetbuches noch etwas kleiner gewesen. Mit der zweiten Auflage von 2016 wurde das Schriftbild vergrößert. Jenes größere Schriftbild wurde nun auch für das Nocturnale übernommen.
Zwischenzeitlich, im Jahr 2015, hatte Pater Ramm auch noch eine Übersetzung des Missale Romanum, des römischen Messbuchs, angefertigt und als "Volksmissale" wiederum in lateinisch-deutscher Ausgabe veröffentlicht. Bislang hatten traditionsverbundene Gläubige über Jahrzehnte auf Nachdrucke des alten "Schott" zurückgegriffen oder alte Bücher aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren verwendet. Inzwischen benutzen immer mehr Gläubige das "Volksmissale".
Der Aufbau des Nocturnale wie auch des Diurnale folgt dem Aufbau des römischen Breviers. Auf die Rubriken, die zuletzt 1960 verändert worden waren, folgt das Temporale, "worin", wie Pater Ramm in einer kurzen Einführung in den Gebrauch des Nocturnale schreibt, "alle dem Kirchenjahr zugeordneten Texte vom ersten Adventssonntag bis zum letzten Sonntag nach Pfingsten enthalten sind". Es schließt sich an das Ordinarium sowie das Psalterium, also die gleichbleibenden Teile des Stundengebets, die sich täglich bzw. wöchentlich wiederholen. "Der dritte Abschnitt ist das Sanctorale […], welches den Heiligenkalender enthält". Viele Heiligenfeste haben gemeinsame Texte, etwa Feste der Apostel oder die Feste der Märtyrer.
Die Einführung in den Gebrauch des Nocturnale ist enorm wichtig, da der einfache Gläubige von einem 3 000 Seiten umfassende Buch womöglich eher abgeschreckt wird. Wenn man aber die Regeln einmal verinnerlicht hat, ist das Stundengebet nicht mehr kompliziert, und man kann sich tatsächlich auf das andächtige Gebet in der herrlich tiefen Tradition der Kirche fokussieren.
Unvermeidlich ist wohl, dass die Benutzer des Nocturnale auf so vielen Seiten auch den einen oder anderen Tippfehler finden, was aber kein Kritikpunkt ist. Wie schon beim Diurnale, so ist auch beim Nocturnale die Spalte mit dem deutschen Text vom Schriftbild her etwas kleiner als jene mit dem lateinischen. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen, die eine lateinisch-deutsche Ausgabe benutzen, wohl den deutschen Text beten wollen – sonst könnte man ja schlicht auf das römische Brevier im Original, also auf Latein, zurückgreifen –, ist diese Gestaltung nicht unbedingt nachzuvollziehen. Immerhin ist das Schriftbild aber groß genug, um trotzdem vernünftig lesen und beten zu können.
Der Preis des Nocturnale ist ebenfalls über jede Kritik erhaben. Zwar sind knapp 100 Euro eine stattliche Menge Geld, aber das Stundengebet liest man ja nicht nur einmal, sondern man betet es über Jahre und Jahrzehnte hinweg regelmäßig. Gleiches gilt für das Diurnale (65 Euro) und das "Volksmissale" (50 Euro).
Das Zweite Vatikanische Konzil sagte in seiner Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium: "Die Seelsorger sollen darum bemüht sein, daß die Haupthoren, besonders die Vesper an Sonntagen und höheren Festen, in der Kirche gemeinsam gefeiert werden. Auch den Laien wird empfohlen, das Stundengebet zu verrichten, sei es mit den Priestern, sei es unter sich oder auch jeder einzelne allein." Vielleicht ist die nun hergestellte Verfügbarkeit des Breviers in deutscher Sprache einigen Gläubigen ein Ansporn, diese Maßgabe des Konzils umzusetzen.
Pater Ramm, seit fast 25 Jahren Priester bei der Petrusbruderschaft, ist ein besonders umtriebiger traditionsverbundener Priester. Neben einem umfangreichen Schriftenapostolat, das Werke etwa zum Thema Berufung, zur Tugend der Keuschheit oder zur Beichte umfasst, organisiert er auch schon viele Jahre Ferienlager für Kinder und Jugendliche. Natürlich ist er auch Seelsorger – wie bereits erwähnt als Leiter einer Personalpfarrei in der Schweiz. Man darf gespannt sein, welchem Projekt sich Pater Ramm als Nächstes widmen wird. Gleichzeitig wird man es ihm bestimmt nicht verübeln, wenn er sich erst einmal ein bisschen ausruht und auf sein Wirken als Pfarrer konzentriert.
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