Heute entscheidet sich, was am Ende bleibt: Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was Ihre Nachfahren eines Tages auf Ihren Grabstein schreiben sollten?

Niemand wünscht sich wohl, dass spätere Generationen einen bösen Spruch lesen, wie den, den ein Mann seiner geschwätzigen und zänkischen Frau hinterlassen haben soll:Iacet. Tacet. Placet. – (Hier) liegt sie. (Jetzt) schweigt sie. So gefällt’s (mir).

Vielleicht ist es Ihnen völlig gleichgültig, ob außer ihrem Namen und dem Geburts- und Sterbedatum auch noch ein Bibelvers an ihr Leben erinnert. Es kann lohnend sein, sich zu fragen, welches Wort aus der Heiligen Schrift am Besten Ihr Tun und Arbeiten, Ihre Freuden und Leiden auf Erden zusammenfasst.

Zur Hochzeit und vielleicht zur Firmung, zur Priesterweihe und zur Ordenprofess wählen wir uns einen Vers, der uns als Lebensmotto begleitet. Warum nicht – an diesem letzten Novembertag, dem Monat, der in besonderer Weise dem Totengedenken und dem Gebet für die Armen Seelen gewidmet ist – das Gedankenspiel wagen, was eines Tages auf meinem Grab stehen sollte. Es geht hier nicht um melancholische Überlegungen, wie unser Ende wohl aussehen mag, sondern um einen Leitsatz, der unser Leben heute prägen kann – der es wichtig, sinn- und wertvoll macht.

Christliches Leben heißt: Jesus suchen, Jesus finden, von Jesus reden

Auf dem Grab des heiligen Andreas, dessen Haupt bis vor wenigen Jahren im Petersdom ruhte, bevor es nach Patmos zurückgebracht wurde, könnte ein Vers aus dem Johannesevangelium stehen: "Er führte ihn zu Jesus" (Joh 1, 42).

Andreas erkennt den Messias und erzählt seinem Bruder Petrus so begeistert von ihm, dass dieser ihn sehen möchte. Das Brüderpaar kommt zum Herrn und bleibt bei ihm. Mit ihnen ist Johannes, ein Freund des Andreas. Der innere Kreis der Apostel ist geboren. Schon am nächsten Tag kommt Philippus, der aus dem Heimatort von Andreas und Petrus stammt, dazu. Wahrscheinlich hat auch er durch Andreas von Jesus gehört und sich begeistern lassen. Der Bruder des Petrus, der Freund des Johannes und der Mitbürger des Philippus entfaltet in nur wenigen Tagen ein staunenswertes Apostolat. Er führt Menschen zu Jesus. Er ist Missionar für die, die ihm am nächsten stehen. Er selbst geht dem Herrn nach und zieht andere hinter sich her, die dann selbst erkennen, dass es wahr ist, was Andreas ihnen gesagt hatte: "Wir haben den Messias gefunden" (Joh 1, 41).

Damit Jesus der Freund der Freunde werde

Es gibt kaum einen schöneren Bibelvers, der auf einem Grabstein stehen könnte: "Er führte ihn zu Jesus!". Mit diesem Wort wird angedeutet, dass derjenige, der um den Weg zum Herrn weiß, auch den Meister selbst kennt. Er ist nicht nur Lehrer eines bestimmten Wissens oder Meister besonderer Techniken – wie es Gurus anderer Religionen sind, die durch ihre Bildung und Erfahrung Schüler an sich ziehen – sondern er ist Freund dessen, der Freund seiner Freunde sein will.

Andreas ist ein einfacher Fischer, kein belesener Rabbi. Er kennt den Herrn kaum 24 Stunden, und doch legt er sofort los, von ihm zu reden. Er ist es, der dem Petrus eine erste persönliche Begegnung mit Christus ermöglicht und dann, als sein Bruder die Stelle des Ersten unter den Jüngern einnimmt, bescheiden zurücktritt. Es geht ihm nicht um persönlichen Erfolg – obwohl er den Startschuss für die junge Kirche abfeuert, indem er die für die Urgemeinde wichtigen Männer zu Jesus führt.

Er schaut nicht auf Statistiken und erwartet auch von Christus kein "oberhirtliches Dokument", das ihn für sein Engagement ehrt. Ihm ist Lohn genug, dass Jesus geliebt und dank seiner Mitarbeit immer mehr geliebt wird.

"Andreastage" mit Jesus

Der Apostel Andreas ist einer der Großen des Neuen Testamentes, obwohl er stets im Schatten anderer Jünger steht. Und doch sagt die Heilige Schrift gerade über ihn das schöne Wort "Er führte ihn zu Jesus!".

Uns Heutigen ist der Bruder des Petrus oft unbekannt; vielleicht kennen wir nur das nach seinem Martyrium benannte Andreaskreuz an Bahnübergängen. Dort ist es ein Mahnmal auf vorbeirasende Züge zu achten und an der Haltelinie zu warten. Auch dieses Bild passt zum Apostel, den die Kirche heute feiert: Er mahnt nicht auf die rasende Züge des Zeitgeistes aufzuspringen, auch wenn sie einen so schnell in die ganze weite Welt transportieren können. Es geht ihm darum, dass wir anhalten, innehalten und auf Christus warten. Der Messias sitzt nicht im ICE wie all die vielen, die möglichst schnell von einem Ort an den anderen gelangen müssen. Er wartet – so heißt es in der Schrift von der Berufung des Andreas: "Da gingen sie mit ihm und sahen, wo er wohnte und blieben jenen Tag bei ihm" (Joh 1, 39).

Johannes, der auch dabei war, erinnert sich noch an die Uhrzeit: Es war um die zehnte Stunde, also gegen 16 Uhr (Joh 1, 39). Wann habe ich den Zug meiner Aktivitäten einfach mal an mir vorbeisausen lassen und bin einen ganzen Tag lang bei Jesus geblieben? Noch nie? Wann bin stundenlang in der Kirche gesessen, habe die heiligen Schrift gelesen, geschwiegen und im persönlichen Gebet geredet, Jesus Fragen gestellt und auf Antworten gewartet? Wann bin ich wirklich bei ihm gewesen und dem Messias, dem Retter, dem Herrn – meinem Freund – begegnet? Erinnere ich mich an den Tag und die Stunde meiner Bekehrung? Das Andreaskreuz am Bahnsteig sagt: "Anhalten!" – Es ist Zeit Jesus nachzufolgen und ihm einen ganzen Tag, einen langen Abend zu schenken.

Andreas hat sofort seine Arbeit links liegen gelassen und seine Fischernetze weggeworfen. Jesus war ihm wichtiger als alles andere. Auch wir sollten immer wieder alle Aktivitäten hintanstellen und dann einen solchen "Andreastag" im Kalender eintragen, weil der Herr es uns wert ist, unsere Zeit zu verschenken. Nur wer Jesus begegnet, sein Zelt findet und weiß wo er wohnt – Zelt heißt im Lateinischen tabernaculum und genau dort, in den Tabernakeln unserer Kirchen ist er "zu Hause" – kann andere zu ihm führen.

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Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über

Wie müsste mein Leben verlaufen, wenn auf meinem Grabstein der biblische Vers über Andreas stehen sollte: "Er führte ihn zu Jesus?" Ich müsste kein Afrikamissionar werden, kein Bestsellerautor, der viel über Christus schreibt, und wahrscheinlich auch nicht einmal ein begeisternder Prediger. Es genügt – genauso wie Andreas – meinen Geschwistern, meinen Freunden und den Mitmenschen in meiner Stadt oder meinem Dorf zu sagen: "Ich habe Jesus gefunden. Ich bin sein Freund!"

Wer wagt das schon? Geht uns, wie Andreas das Herz über, so dass wir nicht mehr von Christus schweigen können, und es – beim Essen in der Familie, am Stammtisch und in der U-Bahn – uns drängt, von ihm zu reden und den Menschen zu zeigen, wo er wohnt. Was wäre wenn, wir jeden Tag – wie der Apostel Andreas – einem Menschen von Jesus erzählen? Was wäre, wenn wir – begeisterter als jeder Fußballfan – unsere Stadt plakatieren würden, um Jesus zu seinem kommenden Geburtstag zu gratulieren. Stellen Sie sich Busse in München und Berlin vor, die die Aufschrift durch die Stadt fahren: "Happy birthday, Jesus!". Was wäre, wenn mein Herz für Jesus schlägt, so dass ich nicht anders kann, als ihn bekannt zu machen? – Dann könnte "am Ende" auch auf meinem Grab stehen: "Er führte ihn zu Jesus."

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