Passau - Mittwoch, 2. Februar 2022, 7:43 Uhr.
"Es ist für mich sehr bemerkenswert zu beobachten, wie sich die Debatte im Nachgang zur Präsentation des Münchner Gutachtens auf Papst em. Benedikt XVI. konzentriert. Als ich 2014 Bischof von Passau wurde, wurde ich zugleich Benedikts „Heimatbischof“. Er ist bei uns geboren, mit Altötting liegt in unserem Bistum der Ort, den er immer wieder als seine „geistliche Heimat“ bezeichnet hat": So schreibt Bischof Stefan Oster von Passau über die Aussagen von Funktionären, Bischöfen und Medien in Reaktion auf das Münchner Gutachten.
Auf seiner Website betont er die Wertschätzung für den Papa emeritus und bewertet die Empörung in der Öffentlichkeit.
Benedikts Korrektur seiner Aussage über eine Sitzung des Ordinariates mache "deutlich, dass sich der 94jährige emeritierte Papst offenbar auf Mitarbeiter verlassen hatte, die ausgerechnet im entscheidenden Punkt einen entscheidenden Fehler begingen. Aus meiner Sicht ist die Absicht allzu ersichtlich, in diesen Einlassungen den emeritierten Papst (und sein Amt) gegen alle nur irgend möglichen Anschuldigungen mit juristischen Mitteln möglichst untadelig aussehen zu lassen", so der Bischof am 31. Januar.
"Die anderen drei Fälle, die im WSW-Gutachten Joseph Ratzinger als Fehlverhalten zur Last gelegt werden, zeugen deshalb nach meiner Einschätzung von einem damals üblichen Umgang mit diesen Fragen und den beteiligten Personen, und „üblich“ heißt nicht, dass man es heute gut finden kann", so Oster. "Kardinal Marx sagte in seinem öffentlichen Statement nach der Lektüre des WSW-Gutachtens immerhin, er könne nicht erkennen, dass Benedikt vertuschen wollte. Ich auch nicht."
"Nur: die Skandalisierung über die vermeintliche „Lüge“ fällt jetzt medial voll auf den 94jährigen zurück und soll angeblich sein gesamtes Lebenswerk diskreditieren. Dazu möchte ich sagen: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Benedikt in den letzten Jahren seit meiner Bischofszeit mehrmals persönlich begegnen konnte, nachdem ich in vielen Jahren zuvor immer mit großer Freude und Gewinn seine theologischen und geistlichen Schriften gelesen hatte. Er ist ein Mann mit einem großen Geist und einem kindlich vertrauensvollen Glauben. Ein Mann mit großer spiritueller Tiefe und Klarheit, mit viel Humor und der echten Fähigkeit, zuzuhören. Ich habe ihn daher wirklich gern und verehre ihn als Menschen, als Theologen und als Mann der Kirche".
Seine "sachlich begründete Wertschätzung für ihn" bleibe, bekräftigt Oster, dadurch unverändert. "Und persönlich mag ich ihn immer noch genauso. Die Begegnungen mit ihm sind mir auch im Nachhinein immer noch kostbar. Und er ist in meinen Augen auch für die Kirche von Passau immer noch einer ihrer größten Söhne – und wird es bleiben."
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