"Bete jeden Tag zu St. Johannes Paul": Ukrainische Flüchtlinge in Residenz des Papstes

Vor dem Bischöflichen Palais in Krakau: Eleanor Petritschenko, Katharina Schimonowitsch, Natalia Miroschnitschenko und Mikita Heywitsch (von links).
Solène Tadié

In dem Monat, der seit der russischen Invasion in der Ukraine vergangen ist, haben mehr als zwei Millionen Menschen die Grenze zu Polen überquert und Zuflucht gesucht.

In der polnischen Stadt Krakau hat der dortige Erzbischof Marek Jędraszewski seine Unterstützung für die geschundene ukrainische Bevölkerung bekundet, indem er zunächst die Neuankömmlinge am Hauptbahnhof begrüßte und dann die Flüchtlinge persönlich in seiner Residenz willkommen hieß.

Jędraszewski wohnt im Bischofspalast, im Zentrum der Stadt, die als Polens Kulturhauptstadt gilt. Dort lebte auch der spätere Papst Johannes Paul II. in den 1960er und 70er Jahren, bevor er zum Papst gewählt wurde.

Eleanor Petritschenko, eine 55-Jährige aus der westukrainischen Stadt Riwne, ist eine von vier Flüchtlingen, die derzeit in dem Palast wohnen, in dem auch die Metropolitankurie der Erzdiözese Krakau untergebracht ist.

Der Eingang zum Palais in Krakau (Foto: Soleèn Tadié)

Eleanor hatte sich damit abgefunden, ihr Zuhause zu verlassen, als Ende Februar Drohnen über ihrem Viertel zu fliegen begannen. Sie nahm ihre 92-jährige Mutter, Katharina Schimonowitsch, mit. Ihr Weggang war umso schwieriger, als sie die Männer ihrer Familie zurücklassen mussten, die verpflichtet waren, zu bleiben und das Land zu verteidigen.

Ihr Leidensweg, der dem der anderen 3,6 Millionen Ukrainer ähnelt, die seit dem 24. Februar aus dem Land fliehen mussten, wurde jedoch durch die helfende Hand von Erzbischof Jędraszewski gemildert.

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Die beiden Frauen kamen am 3. März nach einer langen und schwierigen Reise, die sie aus der Ukraine in die benachbarte Slowakei und dann nach Polen führte, in Krakau an.

Ihre erste Herausforderung bestand darin, eine geeignete Unterkunft für eine ältere Frau zu finden. Sie suchten Hilfe bei einem Pfarrer in Krakau.

"Dieser gute Priester vermittelte uns den Kontakt zur Diözesankurie, und er sagte uns, dass der Erzbischof persönlich angeboten hatte, uns in seiner Residenz aufzunehmen", so Eleanor gegenüber CNA.

Kurz darauf kamen die Schwiegermutter ihres Sohnes und ihr fünfjähriges Kind hinzu.

Für Eleanor, eine praktizierende Katholikin mit einer Verehrung für den heiligen Johannes Paul II, kam diese Hilfe direkt vom Himmel.

"Ich bete jeden Tag zum heiligen Johannes Paul II.", sagte sie, "und ich tat dies mit noch größerer Intensität, als die Notwendigkeit, mein Zuhause zu verlassen, immer offensichtlicher wurde, und bat ihn, mich dorthin zu führen, wohin ich gehen sollte.

Die Kirche, die sie früher in Riwne besuchte, wurde 2015 auf Wunsch des Neokatechumenalen Weges, der die Gemeinde leitet, dem polnischen Heiligen geweiht.

Eleanors Schwiegermutter, die sich seit rund 20 Jahren als Missionarin für den Neokatechumenalen Weg engagiert, erhielt Anfang der 2000er Jahre in Rom den Segen von Johannes Paul II.

"Wir wollten in seiner Stadt sein", sagte Eleanor. "Auf dem Weg von Rivne nach Krakau gab es viele Hindernisse und Schwierigkeiten, die wir jedes Mal auf wundersame Weise überwunden haben."

"Auf die Fürsprache des heiligen Johannes Paul II. hat Gott uns in diese Residenz geführt, und er handelt jetzt durch all die großartigen Menschen um uns herum, angefangen beim Erzbischof und seinem Kaplan, Pater Rafał Wilkołek, um uns zu schützen."

"Wir haben jetzt alles, was unser Körper und unsere Seele brauchen, und dafür danken wir."

Erzbischof Jędraszewski besuchte Eleanor und ihre Mutter kurz nach deren Ankunft.

"Diese Begegnung werde ich nie vergessen", sagte Eleanor. "Er ist von großer geistlicher Statur. Er hat einen großen Geist, ein offenes Herz und ist voller Liebe. Möge Gott ihn beschützen!"

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Sowohl Eleanor als auch ihre Mutter hoffen, in die Ukraine zurückkehren zu können, sobald der Krieg vorbei ist. Im Moment macht sie sich Sorgen um ihren Mann, ihre beiden Söhne und ihre Schwester, die dort geblieben sind.

Es wächst die Angst, dass die Westukraine von ihrem nördlichen Nachbarn Weißrussland aus angegriffen wird. Berichten zufolge haben die Missionare des Neokatechumenalen Weges das Gebiet verlassen.

Unterdessen helfen die polnischen Katholiken den mehr als 2,1 Millionen Neuankömmlingen aus der Ukraine. Allein in der Erzdiözese Krakau werden rund 20.000 Menschen in den Pfarreien unterstützt, während 4.500 von ihnen von der örtlichen Caritas betreut werden.

Die Caritas in Krakau hat dank der Großzügigkeit der Einwohner der Stadt mehr als 1,5 Millionen Euro (rund 1,65 Millionen Dollar) gesammelt und verteilt täglich über 2.000 Mahlzeiten.

Agnieszka Homan, die Sprecherin des Hilfswerks in Krakau, erklärte gegenüber CNA, dass in diesen Zahlen die zahllosen persönlichen Initiativen von Bürgern oder anderen lokalen katholischen Vereinigungen nicht enthalten sind.

"Die Krakauer Gemeinde ist äußerst großzügig", sagte sie. "Jede Woche erhalten wir Lastwagenladungen mit allen möglichen Grundbedürfnissen, die wir verwalten und verteilen müssen. Bis heute haben wir außerdem fast 300 Tonnen an Waren in die Ukraine geschickt".

"Wir sind alle erschöpft, aber immer noch entschlossen, unseren ukrainischen Brüdern mit allen Mitteln zu helfen."

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.