Reliquie von Maria Paschalis Jahn in römische Basilika der „Neuen Märtyrer“ aufgenommen

Grab von Schwester Maria Paschalis Jahn
Joanna Łukaszuk-Ritter

Ein feierlicher Wortgottesdienst zur Übergabe einer Reliquie in Form eines Briefes der seligen Schwester Maria Paschalis Jahn für das Heiligtum der „Neuen Märtyrer“ fand am Abend des 6. Oktober unter der Leitung des römischen Weihbischofs Daniele Libanori SJ in der Basilika des hl. Bartholomäus auf der Tiberinsel statt.

Unter den Mitfeiernden waren der polnische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Adam Kwiatkowski, der dieses Vorhaben persönlich unterstützte, die neugewählte Generaloberin der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth, Mutter Rafaela Fischbach, mit Mitschwestern, der Rektor der Basilika des hl. Bartholomäus, Don Angelo Romano, Mitglieder der Kommission der „Neuen Märtyrer – Zeugen des Glaubens“, die Papst Franziskus im Hinblick auf das Heilige Jahr 2025 eingerichtet hat, sowie junge Menschen aus der Gemeinschaft SantʼEgidio, die jeden Abend in der Basilika ein Gebet leiten.

Schwester Maria Paschalis Jahn wurde 2022 gemeinsam mit ihren neun Gefährtinnen der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth (Graue Schwestern) seliggesprochen und war die jüngste, die aus Glaubenshass im Jahre 1945 durch die Soldaten der Roten Armee ermordet wurde. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Schlesien beschlossen die zehn Grauen Schwestern, nicht zusammen mit der Mehrheit der Bevölkerung evakuiert zu werden, sondern in ihren Klöstern und Heimen zu bleiben, um weiterhin die ihnen anvertrauten Kranken, ältere Menschen und Jugendliche zu unterstützen. Maria Paschalis steht stellvertretend für alle Elisabeth-Schwestern, die auf diese grausame Weise ihr Leben verloren haben und mit ihrem Tod die Treue zur Berufung, zu Gott und zur Nächstenliebe bezeugt haben. Durch ihre Lebensgeschichte und ihren gewaltsamen Tod mit lediglich 29 Jahren verbindet die Schwester drei europäische Nachbarländer Polen, Deutschland und die Tschechische Republik.

Bischof Daniele Libanori rief die Märtyrer-Geschichte der Grauen Schwestern ins Gedächtnis und unterstrich, dass „die Ordensschwestern angesichts des herannahenden Sturms hilflose und wehrlose Frauen [waren], aber auch entschlossene Frauen mit starkem Glauben, die dem Herrn und ihrer Berufung treu bleiben wollten“. Er zitierte aus dem Reliquien-Brief der Schwester Maria Paschalis, den sie an die Eltern schrieb: „Wer weiß, was uns jetzt erwartet. Deshalb möchten wir alle unsere Sorgen in die Hände unseres geliebten Gottes legen.“ Der Bischof betonte, dass Schwester Paschalis sich genauso wie ihre Mitschwestern durchaus bewusst gewesen sei, „dass sie dem herannahenden Sturm nahe war. Aber gleichzeitig vertraute sie Gott und blieb ihrer Mission unter den Kranken und Schwachen zusammen mit ihren Gefährten treu.“

Der Brief von Schwester Maria Paschalis hat jetzt seinen Platz als Reliquie der Seligen innerhalb der Basilika der „Neuen Märtyrer“ in der Kapelle der Märtyrer des Kommunismus gefunden. Diese neue Reliquie erinnert an die Märtyrer, die unter verschiedenen kommunistischen Regimen in Albanien, Litauen, Polen, Rumänien und der Sowjetunion gelitten haben. „Schwester Paschalis und ihre Gefährtinnen gehören heute zu der Menge, die nach den Worten der Apokalypse die ‚große Drangsal‘ durchgemacht hat. Dank ihres Glaubens an das Evangelium sind die Märtyrer ein Bild einer neuen Menschheit, die nicht länger durch Glaubenshass, nationalistischen Hass und Rassismus gespalten, sondern durch die Liebe Christi erneuert, versöhnt und strahlend mit der barmherzigen Liebe des Vaters ist“, betonte Bischof Libanori.

Schwester Maria Paschalis Jahn wurde als Magdalena Jahn 1916 in Neisse (Nysa) geboren. Ihre Familie siedelte 1926 aus finanziellen Gründen nach Herne in Westfalen. Sie zog später nach und schloss sich in der Pfarre St. Bonifatius in Herne der Jungfrauen-Kongregation an. Zugleich arbeitete sie 1934/1935 als Hausgehilfin im katholischen Gesellenhaus der Kolpingsfamilie in Wuppertal-Barmen, das von Ordensschwestern geleitet wurde. Sie kehrte nach Neisse zurück und trat am 30. März 1938 der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth bei, erhielt den Ordensnamen Maria Paschalis und legte 1939 die erste Profess ab. 1939 bis 1942 war sie in Kreuzburg und Leobschütz tätig. Ab April 1942 diente sie den alten und kranken Mitschwestern im Kloster in Neisse als Köchin. Im März 1945 floh Schwester Paschalis auf Anweisung ihrer Oberin beim Anmarsch der Roten Armee aus dem Kloster in Neisse und kam nach Zöptau (heute Sobotín in der Tschechischen Republik) zu anderen Flüchtlingen. Dort wurde sie am 11. Mai 1945 von einem russischen Soldaten sexuell bedrängt, und als sie sich ihm widersetzte, von ihm erschossen. Am nächsten Tag wurde Maria Paschalis auf dem Zöptauer Pfarrfriedhof beerdigt.

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Die Verehrung der „weißen Rose aus Tschechien“, wie man sie nannte, und ihr Andenken als Heilige wurden seit ihrem Tod immer in Ehren gehalten, trotz der politischen Situation und des fast vollständigen Wechsels der Bevölkerung im Ort nach dem Krieg. Das war auch der Grund, warum man gerade sie, Schwester Maria Paschalis, als einzige der zehn Schwestern der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth mit Namen genannt hat.

Auf den Seligsprechungsprozess der Schwester Maria Paschalis und ihrer Gefährtinnen hat man lange warten müssen. Aufgrund der politischen Situation zwischen Ost- und Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg war die Suche nach Quellen und Zeugen sehr beschwerlich. Erst 2011 hat die polnische Erzdiözese Wrocław das Seligsprechungsverfahren eingeleitet. Nach elf Jahren hat Kardinal Marcello Semeraro am 11. Juni 2022 im Auftrag von Papst Franziskus in der Johanneskathedrale in Wrocław die Seligsprechung vorgenommen.

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Der Erzbischof von Wrocław, Jósef Kupny, sagte damals: „Die Elisabeth-Schwestern sind nicht gestorben, sie leben und erstreben unsere Heiligkeit. Die Seligsprechung […] darf nicht nur ein historischer Akt bleiben […]. Wir sind es, die heute entscheiden, ob es in der Welt, in der wir leben und die wir denen hinterlassen, die für uns kommen, mehr Liebe oder Hass, Gutes oder Böses, Respekt oder Zerstörung anderer Menschen, Freude oder Tränen geben wird. Es hängt von uns ab, ob die nächsten Generationen von Polen die Werte übernehmen werden, die uns von denen weitergegeben wurden, die vor uns in diesen Ländern gelebt haben, und ob Wörter wie ‚Gott‘, ‚Barmherzigkeit‘, ‚Ehre‘, ‚Mut‘, ‚Glaube‘ mit konkreten Inhalten gefüllt werden oder zu unbedeutenden Begriffen werden.“


Und weiter: „Heute rufen die seligen Elisabeth-Schwestern dazu auf, das Licht ihres Glaubens nicht ‚unter den Scheffel‘ zu stellen und den Wunsch nach Heiligkeit in unsere Herzen zu lassen, der nicht nur unser Privatleben prägen, sondern die Gestalt ganzer Gemeinschaften beeinflussen wird. Schwester Paschalis, bete für uns, dass wir Liebe in eine Welt bringen, in der es so viel Übel und Hass gibt!“

Die Basilika des hl. Bartholomäus auf der Tiberinsel in Rom ist nach dem Wunsch von Papst Johannes Paul II. eine internationale Gedenkstätte für die Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts, die von der Gemeinschaft SantʼEgidio betreut wird. Der Komplex beherbergte die Kommission für „Neue Märtyrer“, die Johannes Paul II. 1999 zur Vorbereitung auf das Große Jubiläum des Jahres 2000 eingesetzt hatte. Die Kommission sammelte rund 13.000 Dossiers neuer Märtyrer. Ihr Andenken wurde am 7. Mai 2000 im feierlichen ökumenischen Gedenken an die Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts unter dem Vorsitz von Johannes Paul II. im Kolosseum gefeiert. Seitdem ist die römische Basilika des hl. Bartholomäus zum Heiligtum der Neuen Märtyrer geworden, in dem zahlreiche Reliquien und Erinnerungsstücke von Frauen und Männern ausgestellt werden, die für den Glauben ihr Leben opferten. Jetzt erhält auch die selige Schwester Maria Paschalis Jahn gemeinsam mit ihren neun Gefährtinnen der Elisabeth-Schwestern unter den Märtyrern der Gewalt des Kommunismus einen Platz.

Quelle: KAI, redigiert von Joanna Łukaszuk-Ritter