Madrid - Montag, 23. Januar 2017, 16:06 Uhr.
Uralte Klischees und schwarze Legenden über die Kirche haben in unseren vermeintlich aufgeklärten Zeiten wieder Konjunktur – und dank digitaler Technik erreichen sie in Kino und Videospiel neue Generationen und Märkte.
Der Film "Assassin's Creed" basiert auf der gleichnamigen Serie von Videospielen und handelt in Spanien, zur Zeit der katholischen Könige. Obwohl die Handlung erfunden ist, geben Film und Spiele gleichzeitig sämtliche dunklen und schwarzen Legenden über die Kirche, die katholischen Könige und die Inquisition wider.
In einem Artikel schreibt die spanische Tageszeitung "ABC":
"Es gibt nichts Verwerfliches an einer Phantasie-Handlung, es sei denn sie will eine Version der Geschichte, die gespickt ist mit bösartigen Fehlern, als wahr hinstellen. Die Handlung des Films Assasin's Creed nährt sich von einigen Inhalten der schwarzen Legende über Spanien, die in der Zeit erfunden wurde, als die französische, holländische und englische Propaganda eifrig gegen die spanische Großmacht arbeitete".
Granada, im Jahr 1492
Zu den bemerkenswertesten Fehlern zählt die Existenz eines Geheimbundes von Mördern, die zusammen mit den Muslimen, im Jahr 1492 Granada gegen die christliche Belagerung verteidigen. Die Stadt ergab sich am 2. Januar 1492 und im Film wird der Vorgang stattdessen über Wochen ausgedehnt, was rein historisch unmöglich ist.
Außerdem sieht man spanische, gelb-rote Flaggen, die es erst ab dem XVIII. Jahrhundert gibt, das bedeutet, erst zwei Jahrhunderte später.
"Im Gegensatz zu dem, was in Assasin's Creed gezeigt wird, war die Belagerung nicht kriegerischer Art und es gab auch kein gewaltsames Eindringen in die Stadt", erklärt "ABC", und stellt fest, dass "die katholischen Könige mit dem kurz zuvor ernannten Emir Boabdil (Muhammad XII.) am 25. November 1491 eine endgültige Vereinbarung unterzeichnet hatten, um die letzte muslimische Bastion auf der Halbinsel zu übernehmen."
"Die Monarchen verpflichteten sich die Güter und Personen, die in Granada lebten, zu respektieren, freie Kultausübung zu gewährleisten und dass das Gesetz des Koran weiterhin zur Anwendung käme, um die Konflikte unter den Muslimen zu verringern", so die spanische Tageszeitung.
Am 2. Januar 1492 fand die Kapitulation in einer Zeremonie statt, die ohne jegliche Erniedrigung ablief, wie zum Beispiel die Tatsache zeigt, dass Boabdil nicht die Hand der Könige küsste", heißt es weiter.
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Über die spanische Inquisition
In einer Szene des Films erscheint Königin Isabella I von Kastilien (bekannt als Isabella, die Katholische) in arabischer Kleidung, mit einem schwarzen Schleier vor dem Gesicht und nicht mit dem typischen weißen Tuch, das den Kopf bedeckt. Ebenso wird gezeigt, dass die katholischen Könige Isabella und Ferdinand zusammen mit dem Inquisitor Torquemada an der Verbrennung verschiedener Personen, von denen man annimmt, sie seien Muslime, teilnehmen.
In Wirklichkeit wurde das Gericht der Inquisition – auch Heiliges Offizium genannt – geschaffen zur Vertreibung der Juden aus der Region Sevilla; die islamische Religion wurde in Spanien erst mehrere Jahrhunderte später als Häresie verfolgt, Mitte des XVI. und XVI. Jahrhunderts. Außerdem wurden die Hinrichtungen nicht gezeigt, ebensowenig wohnten ihr die Könige oder andere Autoritäten bei.
Obwohl gesagt wurde, dass circa 10.000 Menschen durch die Inquisition hingerichtet worden seien, beläuft sich die Zahl "ABC" zufolge auf ungefähr 2.000 Personen. Die Zeitung beruft sich auf Daten des Spanienwissenschaftlers Henry Kamen.
Die spanische Tageszeitung erinnert auch daran, dass es nicht immer zu Verurteilungen auf dem Scheiterhaufen kam, sondern dass auch Geldstrafen oder zeitlich befristete Galeerenstrafen verhängt worden; kritisch analysiert "ABC" auch die Darstellung von Folterungen durch die Inquisition.
Wie in anderen Geschichten, von Abenteuer-Romanen bis zu Video-Spielen, werde so alte Propaganda gegen die Kirche als Hintergrund für neue Geschichten fortgesetzt.
Das Spiele- und Kino-Franchise "Assassin's Creed" vermenge diese mit kreativen Ideen und hauche damit alten Klischees und Vorurteilen neues Leben ein: "Auf offen phantasiebasierte Art und Weise präsentiert der Film eine alternative Vergangenheit, in der die Templer hinter der spanischen Inquisition und den Plänen zur Übernahme Granadas standen, da sich so ein Gegenstand mit übernatürlichen Kräften dahinter verbergen würde", so der Artikel weiter.
Wie im übrigen Europa wurde der Templerorden in Spanien mindestens ein Jahrhundert vor der Epoche, die im Film dargestellt wird, jedoch abgeschafft und verschwand.
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