Schwester Josefine Bakhita: Warum diese katholische Heilige ihren Entführern danken würde

„Denn wenn diese Dinge nicht geschehen wären, wäre ich heute nicht Christin und Ordensfrau“

Frau am Niger
Sergi Lopez Roig via www.shutterstockcom

Das Mädchen wurde von Sklavenjägern entführt und verkauft, bevor es überhaupt zehn Jahre alt war. Durch das Trauma vergaß sie ihren eigenen Namen. Ihre Entführer zwangen sie, zum Islam zu konvertieren.

Heute gedenkt die Kirche ihrer unter dem Vornamen, den sie als getaufte Christin und spätere Ordensfrau trug: Schwester Josefine – und dem Nachnamen, den ihr ihre Sklavenhalter gaben: Bakhita, das arabische Wort für glücklich.

Ihr grausames wie befreiendes Schicksal hat Papst Benedikt XVI. in seiner wegweisenden Enzyklika Spe Salvi verewigt. 

„Sie war ungefähr – das genaue Datum kannte sie nicht – 1869 in Darfur im Sudan geboren. Mit neun Jahren wurde sie von Sklavenhändlern entführt, blutig geschlagen und fünfmal auf den Sklavenmärkten des Sudan verkauft. Zuletzt war sie als Sklavin der Mutter und der Gattin eines Generals in Diensten und wurde dabei täglich bis aufs Blut gegeißelt, wovon ihr lebenslang 144 Narben verblieben.“

Die Sklavin wurde 1882 für den italienischen Konsul gekauft, der angesichts des Vormarschs islamischer Kämpfer nach Italien zurückkehrte.

Benedikt schildert die Begegnung mit einem neuen Herrn, den sie dort kennenlernen durfte.

„Hier lernte Bakhita schließlich nach so schrecklichen ‚Patronen‘“, denen sie bisher unterstanden war, einen ganz anderen ‚Patron‘ kennen – den lebendigen Gott, den Gott Jesu Christi.“

Benedikt betont: „Sie erfuhr, dass dieser Herr auch sie kennt, auch sie geschaffen hat – ja, dass er sie liebt.“

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Zuerst arbeitete die junge Frau als Kindermädchen, bis sie schließlich zu den Canossianerinnen kam. Endlich frei, getauft und volljährig, entschloss sich die Afrikanerin, dem Orden beizutreten.

Als Ordensfrau verrichtete Schwester Josefine jahrzehntelang einfachste Dienste, immer mit einem Lächeln im Gesicht. Ihre Mitschwestern und die Menschen um sie herum nannten sie schon zu Lebzeiten eine Heilige.

Als ein junger Student sie einmal fragte: „Was würdest du tun, wenn du deinen Entführern begegnen würdest?“, antwortete Bakhita ohne zu zögern: „Wenn ich meinen Entführern und sogar meinen Folterern begegnen würde, würde ich niederknien und ihre Hände küssen. Denn wenn diese Dinge nicht geschehen wären, wäre ich heute nicht Christin und Ordensfrau.“

Josefine starb am 8. Februar 1947. In den drei Tagen, in denen ihr Leichnam aufgebahrt war, kamen Tausende, um von dieser beliebten Ordensfrau Abschied zu nehmen und ihr die letzte Ehre zu erweisen.

Papst Johannes Paul II. erhob sie am 17. Mai 1992 zur Ehre der Altäre. Sie ist die Patronin ihrer sudanesischen Heimat und der verschleppten und entführten Christen.

Eine Schutzpatronin für unsere Zeit

In diesen Zeiten des Menschenhandels, von wohlmeinenden Migrations-Aktivisten oft blindlings unterstützt, ist das Leben und Glaubenszeugnis der heiligen Josefine Bakhita von brennender Aktualität.

Der 8. Februar ist der offizielle Gedenktag der Schutzpatronin der Opfer der Sklaverei. Aus diesem Anlass begehen katholische Christen weltweit einen Tag des Gebets und der Besinnung gegen den Menschenhandel.

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff betonte in einer am 7. Februar 2019 veröffentlichten Erklärung die Bedeutung des Gedenktages:

„Der Gedenktag der heiligen Josefine Bakhita führt uns die Grausamkeit des Menschenhandels schonungslos vor Augen: Ein Mädchen wird verschleppt und misshandelt, für seine Besitzer ist es nichts als ein Gebrauchsgegenstand; das Leid, das Menschen ihm antun, schreit zum Himmel. Und zugleich zeigt ihr Beispiel: Gott steht auf der Seite derer, die gegen die Sklaverei aufstehen und die Würde des Menschen verteidigen.“

Unter „moderner Sklaverei“ und „Menschenhandel“ werden heute unterschiedliche Formen von Unterwerfung und Ausbeutung verstanden. Nach den „Global Estimates of Modern Slavery“:waren im Jahr 2017 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei, vor allem sexueller Ausbeutung und Arbeitsausbeutung.

Mehr als zwei Drittel davon waren Frauen. Für Deutschland wird geschätzt, dass bis zu 167.000 Menschen von moderner Sklaverei betroffen sind.

Gebet um Fürsprache der Heiligen Josephine Bakhita

Heilige Josephine Bakhita, als Kind wurdest du in die Sklaverei verkauft und hast unsägliches Elend und Leid ertragen.
Aus deiner Versklavung befreit,
hast du die wahre Erlösung
in deiner Begegnung mit Christus und seiner Kirche gefunden.
O heilige Bakhita,
hilf all denen, die ein Leben in Sklaverei fristen.
Sei du ihre Fürsprecherin bei Gott,
dass die Ketten ihrer Gefangenschaft gelöst werden.
Alle, die der Mensch versklavt, möge Gott befreien.
Spende den Überlebenden der Sklaverei Trost.
Lass sie in dir ein Beispiel des Glaubens und der Hoffnung sehen. Steh du ihnen bei, dass ihre Wunden heilen.
Wir bitten dich um dein Gebet und deine Fürsprache
für jene unter uns, die in Sklaverei leben.
Amen.

 

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