Santiago de Chile - Donnerstag, 21. März 2019, 13:02 Uhr.
Sonntag ist Felipe Pereiras Lieblingstag. Denn am Sonntag ist der 21-jährige am "Paradise Beach", um mit seinen Freunden das Meer zu genießen und surfen zu lernen.
Für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung ist es mehr als nur eine Chance, etwas Sport zu treiben: Die Surfschule "Waves of Hope" (Wellen der Hoffnung) in der Region Antofagasta in Chile bringt ihnen kostenlos das Wellenreiten bei.
Vor fünf Jahren haben sich die begeisterten Surfer Claudio Morales, Catalina Daniels und Pablo Marín zusammen getan, um ihre Freude am Sport mit denen zu teilen, denen es nicht so leicht fällt.
Mit sechs Brettern fing es an
Nach einer Reihe von Pilotprojekten und Treffen mit Förderern konnte es los gehen: Das Trio ging mit sechs Brettern und Anzügen an den Start.
Von Dezember bis Februar lernen nun jeden Sonntag bis zu 15 Kinder mit Down-Syndrom, Autismus oder anderen Schwierigkeiten, sich mit einem Surfbrett in den Wellen zu bewegen. Der Unterricht wird den persönlichen Bedürfnissen der Heranwachsenden angepasst.
Pereira ist ein extrovertierter junger Mann, der gerne Volkstänze tanzt, schwimmt und im Bäckerei-Verkauf seiner Schule arbeitet. Gegenüber CNA erzählt er, was ihm am Surfen so begeistert: "Auf das Surfbrett zu stellen und die Welle zu erwischen".
"Die Liebe steckt hinter den besten Dingen"
"Ich mag das Meer. Wirklich", so Pereira weiter. Und er mag die Ausbilder, sagt er: "Sie sind nett zu uns. Was sie machen, finde ich stark".
Surflehrerin Catalina Daniels sagte CNA, dass ihre Schüler sie auch herausfordern. "Da kannst Du nicht immer das gleiche machen."
"Sie sind ein unglaubliches Beispiel dafür, wie die Liebe hinter den besten Dingen steckt, den besten Zeiten, den besten Anstrengungen. Ein liebevoller Umgang ist das beste Investment, und mit diesen Kindern ist es unglaublich".
Eine wichtige Rolle spielt für die Surferin der Glaube: "Ein Mensch, der Christus kennt, Jesus kennt, der durch sein Erbarmen in unser Leben kam, kann nicht einfach er selber bleiben. Du musst ein besserer Mensch werden, ein liebevollerer, verständnisvollerer, toleranterer Mensch".
Zum Surfen gehört ein wenig Kraft und Wendigkeit, Gleichgewicht und viel Technik. Am wichtigsten, sagen die Gründer von Waves of Hope, ist die Beziehung zwischen Ausbilder und Schüler. Dort werden die Barrieren der Diskriminierung beiseite geräumt. So funktioniert Integration.
Und dabei lernen die Ausbilder, darunter mittlerweile viele Ehrenamtliche, mindestens genausoviel wie die Schüler: "So viele motivierte Freiwillige kommen zu uns, um zu helfen. Aber am ersten Tag wissen sie oft nicht, wie sie sich verhalten sollen, was sie sagen wollen", erzählt Catalina Daniels CNA.
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Wer unterrichtet hier eigentlich wen?
Die Surf-Schüler würden jedoch viel lachen und Witze erzählen, so die Ausbilderin. Und so würden sich schnell gute Beziehungen entwickeln.
"Die haben eine irre Zeit. Sie treiben auf dem Wasser, lernen paddeln, machen Gruppenarbeit, und stellen sich aufs Surfbrett. Dabei zeigen sie auch, wie viel sie lernen können, und wie sie Schwierigkeiten überwinden".
Diese Fähigkeiten wiederum helfen bei der Integration, erklärt Catalina Daniels: "Sie kommen schon benachteiligt auf die Welt. Es war wirklich schwierig, Unternehmen dazu zu bewegen, die Surfschule zu unterstützen. Warum sehen wir nicht mehr Mädchen mit Down-Syndrom in der Werbung? Weil die Schönheit unserer Schüler eine untypische Schönheit ist, und niemand dies auf der Titelseite haben will".
Wenn eine Gesellschaft zudem sich von der traditionellen Familie, der Bildung und der Kirche abwende, dann führe dies wiederum zu Problemen für behinderte Mitmenschen.
Aus ihrer Erfahrung, so die Surf-Lehrerin, gehe es darum, Gott näher zu kommen: "Um Liebe zu schenken, musst Du dem Schöpfer der Liebe nahe sein...Wenn Du Liebe hast, dann musst Du sie auch weitergeben, damit sie Gestalt annimmt".
Für Mitgründer Claudio Morales sind die ehrenamtlichen Helfer die "großen Gewinner" bei Waves of Hope.
"Kinder mit Down-Syndrom erobern die Herzen auf unglaubliche Art", sagt er. "Ich glaube, dass sich dadurch auch die Sicht der Freiwilligen auf das ganze Leben verändert."
https://youtu.be/3rINx1ueb1c
Veröffentlicht in einer früheren Fassung am 8. Februar 2017.
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