Maronitische Kirche im Libanon feiert Seligsprechung von Gelehrtem und Patriarchen aus dem 17. Jahrhundert

Schätzungsweise 7.000 Menschen versammelten sich am 2. August 2024 in Bkerké, Libanon, um die Seligsprechung von Patriarch Estephan Douaihy zu feiern.
Marwan Semaan/ACI MENA

In einer Zeremonie, die jahrhundertealte Tradition mit neuer Hoffnung verband, feierte die maronitische Kirche am Freitag, 2. August, in Bkerke im Libanon die Seligsprechung von Patriarch Estephan Douaihy.

Die Maroniten sind eine traditionsreiche katholische Gemeinschaft.

Schätzungsweise 7.000 Menschen versammelten sich unter freiem Himmel, um diesen wichtigen Schritt zur Heiligsprechung eines Religionsvertreters und wegweisenden Historikers zu feiern.

Trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen und der politischen Instabilität im Libanon markiert dieses Ereignis einen wichtigen Meilenstein für die maronitische Kirche.

Bkerke, der Bischofssitz des Maronitischen Katholischen Patriarchats von Antiochien, war für den Feiertag mit symbolischen Ornamenten geschmückt. Hinter dem Altar, flankiert von 10 Kirchenglocken, wurde eine Darstellung des Marienbildes aus dem Kloster Qannubine, ein Fresko der Himmelfahrt Mariens, aufgestellt.

Der maronitische Patriarch Bechara Boutros al-Rai stand dem Gottesdienst gemeinsam mit dem päpstlichen Vertreter Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, vor.

In seiner Predigt sagte Semeraro: „Wir beten oft den Psalm: ‚Der Gerechte blüht wie eine Palme und wächst wie eine Zeder im Libanon.‘“ Er erklärte, dass eine Palme eine lebenswichtige Quelle in der Wüste ist. Ebenso sei die Zeder des Libanon ein unerschütterliches Symbol für Kraft und Ausdauer im Haus Gottes, der Kirche. Der Kardinal verglich Douaihy mit einer Zeder, die sich dem Dienst an ihrem Volk verschrieben habe.

„Douaihy war mehr als 30 Jahre lang Patriarch der maronitischen Kirche, in einer Zeit äußerer Verfolgung und innerer Spaltung", sagte Semeraro und fügte hinzu, der neue Selige habe diese Prüfungen angenommen, die Leiden Jesu geteilt und anderen vergeben.

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Von der Not zur geistlichen Führung

Douaihy wurde 1630 im nördlichen Dorf Zgharta geboren, das damals unter osmanischer Herrschaft stand und heute zum Libanon gehört. Sein Vater starb, als er drei Jahre alt war. Im Alter von 11 Jahren erhielt er ein Stipendium für Rom, doch seine vielversprechende Zukunft schien düster, als er mit 14 Jahren erblindete und sich mit der Aussicht konfrontiert sah, in den Libanon zurückgeschickt zu werden.

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In einem Moment der Verzweiflung wandte sich der junge Douaihy an die Jungfrau Maria. Nachdem er die ganze Nacht inbrünstig vor einer Marienikone gebetet hatte, sei sein Augenlicht auf wundersame Weise wiederhergestellt worden.

Diese tiefe persönliche Erfahrung prägte Douaihys spirituellen Weg und seine Zukunft als religiöser Führer. Sie gab ihm auch ein Gefühl der Bestimmung und der Hingabe an seine Heimat. Im Alter von 20 Jahren entschied er sich, in den Libanon zurückzukehren, obwohl ihm eine angesehene Stelle als Seminarleiter angeboten worden war. Diese Entscheidung beruhte auf einem Versprechen, das er der Jungfrau Maria gegeben hatte: in die Heimat zurückzukehren und sein Wissen mit seinen libanesischen Landsleuten zu teilen.

Douaihy starb 1704 im Alter von 73 Jahren im Kadisha-Tal im Libanon.

Eine Botschaft an den modernen Libanon

Für viele libanesische Maroniten geht die Seligsprechung Douaihys über die religiöse Bedeutung hinaus.

„Das ist ein großer Tag für uns, gerade jetzt. Vielleicht gibt uns Gott ein Zeichen der Hoffnung“, sagte Pater Toufic Daccache in einem Interview mit ACI Mena, dem arabischsprachigen Nachrichtenpartner von CNA.

„Douaihy liebte sein Land, im Gegensatz zu vielen von uns, die bei jedem Hindernis gehen“, sagte Daccache mit Blick auf den anhaltenden Exodus aus dem Libanon.

Während der Libanon auf seine Vergangenheit blickt, um Inspiration für die Navigation durch seine turbulente Gegenwart zu finden, ist Douaihys Vermächtnis eine eindringliche Erinnerung an die Widerstandsfähigkeit des Landes angesichts der Widrigkeiten.

„Wenn Patriarch Douaihy heute unter uns wäre, wären viele Libanesen dazu aufgerufen, ‚den Schatz zu bewahren, der uns anvertraut wurde‘“, sagte Daccache.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.