Brüssel - Dienstag, 10. November 2015, 10:30 Uhr.
Der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Homs in Syrien, Selwanos Boutros Alnemeh, meldet, dass Tausende Christen aus der Stadt Sadad fliehen, die seit dem 31. Oktober vom Islamischen Staat (IS) angegriffen wird, der vor Kurzem die Kleinstadt Mheen eingenommen hat.
Das religiöse Oberhaupt berichtete gegenüber dem Hilfswerk Kirche in Not, dass aufgrund der Angst, die der Vormarsch der Dschihadisten des IS-Führers al Baghdadi ausgelöst hat, weitere 15000 Personen aus Sadad und Al Hafar geflohen sind, um Zuflucht in Homs, Zaidal und Fairuzah zu suchen.
“Obwohl die syrische Armee vor Ort ist, ist die christliche Stadt Sadad in Gefahr und wir befürchten, dass es dem Islamischen Staat gelingen wird, sie einzunehmen. Wenn dem so wäre, würde Syrien eines seiner wichtigsten christlichen Zentren verlieren.“
Der Erzbischof erinnert daran, dass Sadad bereits im Oktober 2013 Schauplatz eines tragischen Angriffs war, als eine dschihadistische Koalition, der auch Mitglieder des Islamischen Staates angehörten, 45 Christen getötet und viele der Leichen in Massengräber geworfen hatten. Die Fundamentalisten zerstörten darüber hinaus auch viele Kirchen und christliche Wohnungen.
Pater Luka Awad, Referent für die humanitäre Notlage der syrisch-katholischen Diözese von Homs, teilte Kirche in Not mit, dass der größte Teil der Personen, die geflüchtet sind, keine Zeit hatte, irgendetwas mitzunehmen.
“Wir tun unser Möglichstes, um Ihnen zu helfen. Vorrangig ist zur Zeit, einen geeigneten Ort zu finden, an dem sie leben können. Unsere Mittel sind begrenzt, aber dank der – auch durch Kirche in Not – empfangenen Unterstützung, können wir sie mit humanitären Hilfsgütern, Lebensmitteln und Kleidung versorgen.”
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Dennoch bleibt die große Sorge, dass sich die Kämpfe fortsetzen und der Islamische Staat weiter vorrückt. Pater Luka wies darauf hin, dass Sadad für die Islamisten große Bedeutung habe, weil es auf dem Weg zwischen Homs und der Hauptstadt Damaskus liege.
Wenn der Islamische Staat Sadad erobert, würde er den Verkehr zwischen den beiden wichtigen Städten kontrollieren. Außerdem würde er Homs einnehmen können, ein Gebiet, das reich an Erdöl ist.
“Die Fundamentalisten wollen Sadad nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern auch weil es ein christliches Zentrum ist, in dem man immer noch Aramäisch spricht, die Sprache Jesu. Als sie Qaryatayin angegriffen haben, drohten sie schon, ´alle Christen in Sadad zu töten'”, fügte er hinzu.
Wenn die Stadt in die Hände der Dschihadisten fiele, würde ein sehr wichtiger Teil des christlichen Erbes Syriens verloren gehen. Aus diesem Grund bekräftigt Pater Luka seinen Aufruf an die internationale Gemeinschaft, diesen Konflikt zu beenden und die christliche Gemeinde zu verteidigen.
“Vor hundert Jahren, im Jahr 1915, hatten gab es schon einmal einen Völkermord. Heute, im 21. Jahrhundert, brauchen wir nicht noch einen”, erklärte er mit Bezug auf den Genozid an den Armeniern.