Vatikanstadt - Donnerstag, 31. Oktober 2024, 9:00 Uhr.
Kardinal Seán O’Malley OFMCap, der Erzbischof von Boston und Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, hat betont, dass „der Zölibat nicht die Ursache für Pädophilie ist“, wies aber auf die Notwendigkeit weiterer Reformen innerhalb der Kirche hin, um einen opferzentrierten Ansatz zum besseren Schutz von Kindern zu verfolgen.
Nach der Vorstellung des ersten Jahresberichts über den Schutz von Kindern vor Missbrauch, den die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen am Dienstag veröffentlichte, erklärte O’Malley, er habe „nie ernsthafte Studien gesehen, die darauf hinweisen, dass Zölibat und sexueller Missbrauch zusammenhängen“.
„Ja, wir sind uns des unglaublichen Schadens bewusst, den [Pädophilie] der Glaubwürdigkeit der Kirche und unserer Fähigkeit, eine prophetische Stimme in der Gesellschaft zu haben, zugefügt hat“, sagte der Kardinal als Antwort auf die Frage eines Journalisten nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Zölibat und sexuellem Missbrauch bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
„Und das unterstreicht nur die Dringlichkeit der Kirche, sich zu reformieren, damit wir die Mission Christi weiterführen und ein Zeichen seiner Liebe sein können. Und im Reich Gottes geht es um Gerechtigkeit und Wahrheit, und das sind die Kernwerte, über die wir hier sprechen“, fügte er hinzu.
Maud de Boer-Buquicchio, eine Juristin und internationale Anwältin für Kinderrechte, die von Papst Franziskus im Jahr 2022 zum Mitglied der Päpstlichen Kommission zum Schutz von Minderjährigen ernannt wurde, erklärte ebenfalls, sie sehe keinen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und dem sexuellen Missbrauch von Kindern.
„Ich sehe da keinen Zusammenhang“, sagte sie. „Sexuelle Beziehungen zu Kindern sind ein Verbrechen, und diejenigen, die dies begehen, haben ein Problem, das mit ihrem psychologischen Zustand zusammenhängt.“
„Dafür gibt es keine Ausnahme, keine Entschuldigung für dieses Verbrechen. Kinder sollten in ihrer Unversehrtheit – körperlich und moralisch – respektiert werden. Ob zölibatär oder nicht, spielt also keine Rolle. Die Kinder sollten geschützt werden“, erklärte sie.
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O’Malley sagte, das Ziel der päpstlichen Kommission, die er seit ihrer Gründung im Jahr 2014 leitet, sei es, „alles zu tun, was möglich ist“, um den Mangel an Gerechtigkeit und Anerkennung seitens der Menschen in der Kirche zu beheben.
„Euer Leiden und eure Wunden haben uns die Augen dafür geöffnet, dass wir als Kirche versagt haben, uns um die Opfer zu kümmern, dass wir euch nicht verteidigt haben und dass wir uns geweigert haben, euch zu verstehen, als ihr uns am meisten gebraucht habt“, sagte er bei der Pressekonferenz am Dienstag. „Wir hoffen, dass dieser Bericht – und diejenigen, die noch folgen werden –, der mit Hilfe der Opfer und Überlebenden erstellt wurde, dazu beitragen wird, die feste Zusage zu gewährleisten, dass sich solche Vorfälle in der Kirche nie wiederholen.“
O’Malley zufolge soll der jährliche Präventionsbericht, der die Richtlinien und Verfahren des Vatikans zum Schutz von Minderjährigen darlegt, die anwaltschaftliche Rolle der Kommission ergänzen und die Arbeit des Dikasteriums für die Glaubenslehre unterstützen.
Die Arbeit dieses Dikasteriums sei „so zentral für die Rechtsprechung im Bereich des sexuellen Missbrauchs, und unsere Aufgabe ist es, zu versuchen, dem eine pastorale Dimension zu verleihen und den Opfern eine Stimme zu geben“, sagte der Kardinal.
Die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen begeht dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Sie ist nun eine ständige Einrichtung innerhalb des Vatikans, die die Aufgabe hat, die Präventionsarbeit der Ortskirchen durch Ausbildung und Schulung zu begleiten und zu unterstützen.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.