CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Vierten Advent.

Der Advent ist die Zeit, in der wir unsere Hoffnung feiern. Es ist wichtig, darüber nachzudenken, insbesondere an der Schwelle des Jubiläumsjahres 2025, dem der Papst gerade dieses Thema gegeben hat: Christus, unsere Hoffnung.

Nur derjenige, der erkennt, dass ihm etwas fehlt, kann hoffen. Hoffen bedeutet, darauf zu vertrauen, dass uns das gegeben wird, was uns fehlt.

In der Verkündigungsbulle des Jubiläums stellt der Papst fest, dass einerseits alle auf etwas hoffen, dass sie den Wunsch und die Erwartung des Guten im Herzen tragen, auch wenn sie nicht wissen, was der morgige Tag bringen wird. Andererseits aber führt die Unvorhersehbarkeit der Zukunft auch zu widersprüchlichen Gefühlen. So „begegnen wir oft entmutigten Menschen, die mit Skepsis und Pessimismus in die Zukunft blicken, so als ob ihnen nichts Glück bereiten könnte“.

Die Hoffnung schwindet, wenn wir uns auf unsere eigenen Kräfte verlassen und natürlich finden, dass diese nicht ausreichen. Wir denken, dass wir groß sein müssen, um die großen Güter zu erhalten, die wir uns wünschen – und das sind wir nicht. Der Herr aber tut Großes in Bethlehem, dem kleinsten unter den Gauen Judas, Großes in Elisabeth, der unfruchtbaren alten Frau, Großes in Maria, der kleinen Jungfrau.

Wir sind gerufen, Männer und Frauen der Hoffnung zu sein, weil wir auf den Herrn vertrauen – und nicht auf uns selbst.

In der ersten Lesung beschreibt der Prophet Micha (5,1-4) eine tragische Situation für das Volk: „Der Herr gibt sie preis.“ Aber der Messias wird gerade in dieser Zeit eingreifen: „Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des Herrn, in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit wohnen; denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein.“

Diese Prophezeiung ist wahr geworden: Der Herr wurde in Bethlehem in Juda geboren! Jesus erfüllt die Verheißung: Er weidet sein Volk, er gibt Sicherheit, er ist der Frieden! Dies geschieht jedoch auf eine für uns schwer verständliche Weise, die uns verrückt erscheinen mag, so wie das Kreuz „verrückt“ ist (vgl. 1 Kor 1,18).

Jesus wirkt mit einer Stärke und Erhabenheit, die für die Welt unsichtbar ist und die dennoch wirklicher ist als die der Welt. Es lässt uns „sicher leben“, auf geistiger und übernatürlicher Ebene, trotz der unzähligen Gefahren, Leiden und Entbehrungen auf physischer und sozialer Ebene (vgl. 2 Kor 11,24–29). Er selbst ist der Friede, „den die Welt verhöhnt, aber den sie nicht rauben kann“, der Friede der Märtyrer, die – das Kreuz umarmend – in die Freude der Auferstehung eingehen.

Wir sind Männer und Frauen der Hoffnung, weil wir Christus bei uns haben. Die zweite Lesung (Hebr 10,5–10) sagt uns, dass der Sohn Gottes, der im Schoß des Vaters in der vollkommenen Seligkeit war, im Schoß Mariens einen Leib angenommen hat und gekommen ist, um das Elend und Leid unseres Lebens in dieser Welt zu teilen; und so hat er dem Vater das Opfer dargebracht, das uns rettet, und zu ihm gesagt: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“

Jesus ist die Tür der Hoffnung, weil einerseits durch ihn die Erlösung in unsere Welt eingetreten ist, und andererseits aber auch wir durch ihn – das heißt durch das, was er getan hat – in die Erlösung eintreten. Und was hat er getan? Er hat den Willen des Vaters getan!

Im Evangelium (Lk 1,39-45) sehen wir das Erblühen dieser Hoffnung. Beim Klang der Stimme Mariens hüpft Johannes im Schoß seiner Mutter vor Freude und Elisabeth wird vom Heiligen Geist erfüllt. Das geschieht, weil die Begegnung mit dem Heil keine Kommunikation von Ideen ist, sondern eine Gegenwart: die Gegenwart Jesu Christi unter uns.

Das Leben von Johannes wird nicht einfach sein, das Leben Mariens wird nicht einfach sein. Auch unser Leben ist nicht einfach, wenn wir dem demütigen, armen und gekreuzigten Jesus nachfolgen.

Aber wie Benedikt XVI. geschrieben hat: „Uns wurde Hoffnung geschenkt, eine verlässliche Hoffnung, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können: Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein können; wenn dies Ziel so groß ist, dass es die Anstrengung des Weges rechtfertigt.“

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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