27. April 2025
Irene Rothweiler, die Ehefrau von Martin Rothweiler, dem Gründer und Programmdirektor von EWTN in Deutschland, schrieb die folgenden Zeilen als Tribut an Papst Franziskus.
Kurz nach der Wahl von Jorge Mario Bergolio zu Papst Franziskus im März 2013 klingelte es an der Haustür des ersten Domizils von EWTN in Bad Godesberg. Noch war der Sender im Souterrain des Privathauses von Martin Rothweiler, der mit der Arbeit von EWTN im Jahr 2000 hier in der Einliegerwohnung in seinem Wohnhaus begonnen hatte.
Ich machte einer kleinen, ärmlich gekleideten Frau die Tür auf, die aus der Eifel extra gekommen war, um sich zu bedanken. „Ihr bringt mir den Papst, ich sehe ihn im Fernsehen.“
Sie hatte über den Sender EWTN den neuen Papst kennengelernt und bemerkte sofort: „Der Papst ist einer für uns, für die Armen, er kümmert sich um die Menschen, die auf der Straße leben. Ich bin eine davon.“
Als die arme zahnlose Frau auf Filzpantoffeln mir aus ihren Papiertüchern eine Spende in sieben Fünf-Euro-Scheinen in die Hand legte, stockte ich, ob ich diese Spende für EWTN annehmen könnte. Aber sie insistierte und fragte, ob sie wieder kommen könne. Sie sei aus der Kirche ausgetreten, aber dieser Papst interessiere sie.
Mit Bahn und Bus setzte sich Gertrud immer wieder in Bewegung aus der tiefen Eifel, um uns zu besuchen. Gertrud lebt ohne Familie seit Jahrzehnten in großer Einsamkeit und Armut. Manchmal brachte sie uns Rosen mit, um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Ihr größter Herzenswunsch war, einmal Papst Franziskus persönlich zu begegnen. Sie meldete sich zu einer Busreise nach Rom an. Diese Reise fiel aufgrund mangelnder Teilnehmer aus.
Wir versuchten es auf einem anderen Weg. Mein Mann schrieb Erzbischof Georg Gänswein, ob er eine Möglichkeit sehe, dass Gertrud Papst Franziskus persönlich begegnen könne. Sie sei wirklich eine Frau der Peripherie und durch regelmäßige Glaubensgespräche und Katechesen auf EWTN wieder zurückgekehrt in die katholische Kirche.
Erzbischof Gänswein, der zu dieser Zeit noch Präfekt des Päpstlichen Hauses und damit für die Audienzen verantwortlich war, schlug vor, dass ich mit Gertrud in die Prima Fila – die erste Reihe – zu einer Mittwochsaudienz kommen sollte. Am 8. Mai 2019 war es dann soweit. Ich begleitete Gertrud, mit ihren Filzpantoffeln und in ihrem violetten Pulli, in die erste Reihe, wo sie aufgeregt auf den Heiligen Vater wartete.
Als Papst Franziskus vor ihr stand, wusste sie zuerst nichts zu sagen, aber er schaute sofort in ihr gutes Herz. Er fragte Gertrud, woher sie komme. Papst Franziskus wiederholte auf Deutsch: „Aus Deutschland kommen Sie?“ Dann wandte er sich um und sagte etwas zu einem Begleiter, der sich entfernte.
Der Papst fragte Gertrud, ob sie denn für ihn beten könne. Gertrud sagte, dass sie das täglich seit seiner Wahl tue. Er sei „ihr Vater“, ihr eigener sei nie ein Vater für sie gewesen. Sie bat ihn, sie doch bitte persönlich zu segnen. Ihr ganzes Leben sei durch Krankheit, ohne Familie und ohne Arbeit, teilweise auf der Straße lebend, sehr hart und schwer gewesen.
Papst Franziskus sagte der kleinen Gertrud, dass sie bitte noch mehr für ihn beten solle, denn die Last der Kirche würde schwer auf seinen Schultern wiegen. Wie liebevoll und herzlich war diese Begegnung, die länger dauerte als alle andern bei dieser Prima Fila. Gertrud wurde persönlich gesegnet und sie erhielt am Ende einen besonderen Rosenkranz, den der Papst extra holen ließ, aus Gold und echten Perlen – das kostbarste Geschenk, das Gertrud je erhielt.