Redaktion - Dienstag, 29. April 2025, 11:00 Uhr.
Wenige Tage vor der Wahl des neuen Papstes hat der deutsche Kardinal Walter Kasper am Montag gegenüber dem Kölner Domradio betont: „Das ist eine eigene Atmosphäre in einem Konklave.“ Kasper ist selbst mit seinen 92 Jahren nicht mehr beim Konklave wahlberechtigt. Er nahm jedoch 2005 und 2013 am Konklave teil, also bei den Wahlen von Papst Benedikt XVI. und von Papst Franziskus.
Beim Konklave wisse man, „dass es wichtig und entscheidend für die Kirche ist, was wir tun. Das ist eine ernste Aufgabe, und man muss verantworten, was man da tut. Es finden Gespräche statt, aber man versucht nicht einen Kandidaten dem anderen aufzureden, so habe ich es zumindest wahrgenommen. Das muss eine Gewissensentscheidung sein, wen man wählt.“
„Es geht auch nicht wie auf einem Parteikongress zu“, unterstrich Kasper. „Das sind liturgische Ereignisse, man kommt im ‚Kardinalsdress‘. Dann betet man gemeinsam eine Hore, morgens vielleicht die Terz oder abends die Vesper. Es wird überhaupt nicht mehr diskutiert bei der Versammlung.“
„Wenn dann ein Papst gewählt ist, ist das natürlich eine Erleichterung“, sagte der Kardinal außerdem. „Alle gehen zum neu gewählten Papst hin und teilen mit ihm den Friedensgruß. Das bedeutet, man anerkennt diese Sache. Es gibt nicht zwei Parteien, von der die eine gewinnt und die andere verliert, sondern alle akzeptieren diesen neuen Papst.“
Kasper war von 1989 bis 1999 Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Dann machte Papst Johannes Paul II. ihn zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. 2001 wurde Kasper Präsident desselben Gremiums. Gleichzeitig verlieh Papst Johannes Paul II. ihm die Kardinalswürde. Aus Altersgründen trat er 2010 von diesem Amt zurück.
Beim ersten Angelusgebet nach seiner Wahl verwies Papst Franziskus im März 2013 auf ein Buch von Kasper zur Barmherzigkeit, das „Theologie auf den Knien“ sei. Kasper war dann auch treibende Kraft hinter den Bestrebungen, zivil geschiedenen und wiederverheirateten Personen den Empfang der heiligen Kommunion zu ermöglichen, was Papst Franziskus mit seinem Apostolischen Schreiben Amoris laetitia und der anschließenden offiziellen Interpretation umsetzte. Am deutschen Synodalen Weg, der zahlreiche Reformen auf den Weg bringen wollte und sich dabei regelmäßig der Zustimmung einer großen Mehrheit der Bischöfe erfreute, übte Kasper später wiederholt Kritik.
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Gefragt, welche Erwartungen es an den nächsten Papst gebe, sagte Kasper am Montag: „Der Papst sollte die Weltkirche etwas kennen, aus der breiten Mitte. Meiner Ansicht nach sollte man jemanden nehmen, der mit beiden Seiten reden kann und versuchen kann, zusammenzuführen und nicht zu spalten. Das scheint mir in der gegenwärtigen Situation wichtig zu sein. Denn es hat sich in Gegensätzen verhakt, die es eigentlich nicht geben sollte in der Kirche.“
„Zum anderen würde ich persönlich wünschen, dass der neue Papst die Grundlinien, die Papst Franziskus gelegt hat, weiterführt“, so Kasper. „Franziskus hat viele Initiativen ergriffen, viele Türen geöffnet, auch viele Fragen zugelassen. Dass man überhaupt darüber diskutieren kann, ohne zensuriert zu werden; das hat eine andere, neue Atmosphäre geschaffen.“
Es gebe allerdings auch Kardinäle, „die dagegen sind, die wollen mehr oder weniger zum Alten zurückkehren. Das hat keine Zukunft nach meiner Meinung.“
Er selbst glaube vor diesem Hintergrund nicht, „dass jetzt ein extremer Richtungswandel kommt. Man braucht eher eine gewisse Beruhigung in der gegenwärtigen Situation der Kirche. Einen neuen Stil des Umgangs in der Kirche, den brauchen wir. Wenn das der neue Papst schafft, dann macht es Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
Das Konklave beginnt am 7. Mai, einem Mittwoch. Am ersten Tag findet ein Wahlgang statt, am zweiten dann vier Wahlgänge. Nach drei Tagen ohne Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Kandidaten ist eine Unterbrechung von höchstens einem Tag vorgesehen, „um eine Pause für das Gebet, für ein zwangloses Gespräch unter den Wählern und für eine kurze geistliche Ansprache durch den ranghöchsten Kardinal aus der Ordnung der Diakone zu haben“, so die Apostolische Konstitution Universi Dominici gregis, die das Prozedere regelt. Das Konklave hat zuletzt nie so lange gedauert, dass eine solche Pause nötig gewesen wäre.