Redaktion - Dienstag, 29. April 2025, 13:00 Uhr.
Der Subregens des Erfurter Priesterseminars, Egon Bierschenk, hat erklärt, die Kirche in Deutschland sei „mittlerweile seit Jahrzehnten in einer Negativspirale gefangen, die auch den Priesterberuf nicht verschont hat“. Die „dramatisch gesunkene Zahl“ von Priesterweihen – zuletzt 29 in 27 deutschen Bistümern – mache das deutlich.
Bierschenk sprach am Montag mit katholisch.de und räumte ein: „Sich als Priester mit Haut und Haaren einer Institution zu verschreiben, der von vielen der baldige Untergang vorausgesagt wird, ist nicht leicht. Und doch glaube ich, dass es viel mehr junge Menschen gibt, die sich grundsätzlich vorstellen können, diesen Weg trotzdem zu gehen, als wir es vielleicht manchmal ahnen.“
„Wenn wir diesen jungen Menschen ein positives und profiliertes Bild des Priesterberufs vermitteln könnten, wäre schon viel erreicht“, zeigte sich der Priesterausbilder überzeugt. „Auch das Gebet um Berufungen sollte man pflegen.“
„Wichtig wäre aus meiner Sicht, wieder stärker die Vielfalt des Priesterberufs aufzuzeigen“, führte Bierschenk aus. „In den vergangenen Jahrzehnten hat eine Engführung des Priesterbildes stattgefunden, die der Attraktivität des Berufes geschadet hat. Die meisten jungen Menschen können sich einfach nicht vorstellen, die nächsten Jahrzehnte als Pfarrer in einer überalterten Diasporagemeinde oder in einer Großpfarrei mit vielen Verwaltungsaufgaben tätig zu sein – zumal auch nicht jeder dafür geeignet ist.“
Das müsse aber auch nicht sein, denn es gebe „viele Einsatzgebiete für Priester – denken Sie allein nur an die Kategorialseelsorge. Wenn wir es schaffen, das Priesterbild wieder zu weiten und die vielfältigen Möglichkeiten dieses Berufes zu verdeutlichen, kann das für mehr junge Menschen attraktiv sein.“
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Im selben Interview sagte Ansgar Paul Pohlmann, der Regens des Erfurter Priesterseminars: „Man kann wohl sagen, dass alle unsere Seminaristen im Laufe ihres Lebens zwei zentrale Erfahrungen gemacht haben: eine positive Kirchenerfahrung und eine persönliche Glaubenserfahrung.“
„Unsere Seminaristen haben – zum Beispiel in ihrer Heimatpfarrei oder in einer geistlichen Gemeinschaft – Erfahrungen gemacht, die das negative Bild von Kirche, das in weiten Teilen der Gesellschaft vorherrscht, bei ihnen positiv überschrieben haben“, erläuterte Pohlmann. „Und daneben haben sie an irgendeinem Punkt in ihrem Leben gemerkt, dass ihr Glaube lebensbedeutend wurde. Sie haben also die Relevanz ihres Glaubens für ihr eigenes Leben gespürt und erlebt, dass dieser Glaube wirklich etwas bewegen kann.“
„Beides zusammen – die positive Kirchenerfahrung und die persönliche Glaubenserfahrung – kann dazu führen, dass Menschen sich dafür entscheiden, Priester zu werden“, so der Regens.
In Deutschland hatte es laut offizieller Statistik zuletzt 2007 eine dreistellige Zahl von Priesterweihen gegeben, nämlich 110. 2021 waren es erstmals weniger als 50 Neupriester, 2024 dann zum ersten Mal weniger als 30.
Auch die Zahl der neu aufgenommenen Priesteramtskandidaten der deutschen Diözesen geht zurück – und letztlich werden nicht alle Kandidaten auch geweiht, sondern erkennen mitunter, dass sie doch nicht berufen sind. 2024 waren es noch 47 Männer, die sich für einen Eintritt ins Priesterseminar entschieden haben – auch das ein neuer Tiefststand. 2016 waren es letztmals mehr als 100 Neuaufnahmen in die deutschen Priesterseminare, 2007 zuletzt mehr als 200. Hinzu kommen jedoch jeweils noch Ordensmänner, die sich auf die Priesterweihe vorbereiten und teilweise dann auch in deutschen Pfarreien wirken.