Vatikanstadt - Mittwoch, 14. Juni 2017, 7:00 Uhr.
Der britische Philosoph Nigel Biggar, ein Befürworter der Legalisierung von Abtreibung, ist einer der 45 neu ernannten Mitglieder der Päpstlichen Akademie für das Leben.
Das hat der Vatikan auf seiner Website mitgeteilt.
Biggar ist Professor für Moral- und Pastoraltheologie der Universität Oxford. Er ist der Meinung, dass die Tötung ungeborenen Lebens bis zur 18. Schwangerschaftswoche legal sein sollte.
In einem Gespräch im Jahr 2011 mit dem Peter Singer, ein Philosoph der unter anderem für Kindsmord plädiert, sagte Biggar: "Ich würde dafür plädieren, eine Abtreibung bis 18 Wochen nach der Zeugung zu erlauben, da es etwa zu diesem Zeitpunkt die frühesten Anzeichen von Gehirnaktivität gibt, und somit von Bewußtstein. Was das Aufrechterhalten starken gesellschaftlichen Engagements zum Erhalt menschlichen Lebens in behinderter Form betrifft, und um zu vermeiden, dass die Frage der Tötung menschlichen Lebens allzu leichtfertig verhandelt wird, müssen wir die Grenze noch viel konservativer ziehen."
Er fügte hinzu: "Es ist nicht klar, ob ein menschlicher Fötus die gleiche Sache ist wie ein Erwachsener oder ein reifes menschliches Wesen, und deshalb die gleiche Behandlung verdient. Das wirft die Frage auf, wo wir die Grenze ziehen, und es gibt absolut keinen vernünftigen Grund, in an einer Stelle eher zu ziehen als an einer anderen".
Biggar hat auch gegen eine Legalisierung der Beihilfe zum Selbstmord plädiert, und die Theorie des Gerechten Kriegs verteidigt.
Deutscher Psychiater Manfred Lütz wieder berufen
Ebenfalls als offizielles Mitglied berufen wurden unter anderem der deutsche Psychiater und Autor Manfred Lütz, der bereits Mitglied des Laienrates war, der australische Dominikaner und Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, sowie der Oberste Ritter der "Knights of Columbus", Carl Anderson.
Der Zeitpunkt dieser Ernennungen ist ein besonders sensibler. Ehemalige Mitglieder des Rates beobachten dessen Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit und scharfer Kritik.
Der Auftrag der Pontificia Academia pro Vita (PAV) ist eigentlich, eine einheitliche katholische Lebensethik zu fördern. Dazu widmet sie sich auch Fragen der Bioethik und Moraltheologie.
Die PAV wurde 1994 vom heiligen Papst Johannes Paul II. und Professor Jerome Lejeune gegründet. Seit vergangenem August ist der Akademie-Vorsitzende der italienische Erzbischof Vincenzo Paglia. Die PAV wurde der neuen vatikanischen Behörde für "Laien, die Familie und das Leben" zugeordnet, deren Präfekt der irische Kardinal Kevin Farrell ist.
Im November verloren alle 172 Mitglieder des Rates auf einen Schlag ihre Mitgliedschaft. Zu diesem Zweck bediente sich Erzbischof Paglia einer Änderung der Statuten.
Gleichzeitig wurde die Auflage abgeschafft, dass neue Mitglieder eine Erklärung unterzeichnen müssen, in der sie versprechen, im Einklag mit dem Lehramt der Kirche das Leben zu verteidigen.
Mit diesen Maßnahmen schaffe Erzbischof Paglia diese Institution des heiligen Papstes Johannes Paul II. ab, so Christine Vollmer, Gründungsmitlied des Rates für das Leben und Vorsitzende der Lateinamerikanischen Familien-Allianz, gegenüber dem "National Catholic Register" (NCR).
Mercedes Wilson, Vorsitzende des Verbandes "Family of the Americas" und ebenfalls wie Vollmer ein Gründungsmitglied der Päpstlichen Akademie, sagte dem NCR, die Berufung von Erzbischof Paglia sei "sehr tragisch". Dieser wolle offenbar die Akademie "zerstören", so Wilson weiter, wie er auch das Päpstliche Institut für Ehe und Familie offenbar zerstören wolle, zu dessen Großkanzler Paglia im vergangenen Jahr bestellt wurde.
Erzbischof Paglia verteidigte seine Vorgehensweise und Mitglieder-Auswahl gegenüber dem NCR. Wer sich Sorgen mache, solle lesen, ws über zur Verteidigung des Lebens gesagt und geschrieben habe, so der Kirchenmann.
Die neuen Mitglieder würden nicht nur "sehr talentiert und versiert" sein, sondern auch "echt repräsentativ für alle, die das Leben in all seinen Phasen wertschätzen", so Erzbischof Paglia.
Seine Vision für die PAV sei eine, die "klar ausdrückt, was es heißt, ein Mensch zu sein und eine attraktive Vision der menschlichen Liebe und Solidarität" ausdrückt, und sich dabei des "großen Schatzes der menschlichen und biblischen Weisheit" bediene, um alle Kulturen "mit einem neuen und fruchtbaren Humanismus" zu inspirieren.
Das könnte Sie auch interessieren:
Darf man Kinder zwar nicht wegen ihres Geschlechts abtreiben, aber bei Down-Syndrom schon? https://t.co/M0i7GJfRXd
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) March 7, 2017