Rom - Mittwoch, 14. Juni 2017, 23:33 Uhr.
Nach der spektakulären Reise Kardinal Luis Antonio Tagles aus Manila zu dem heiligen Schweißtuch in Manoppello am 20. und 21. Mai 2017 interviewte die polnische Vatikanistin Aleksandra Zapotoczny unseren Kollegen Paul Badde (EWTN.TV und CNA) für die Zeitung "Niedziela" aus Krakau zu den Recherchen für seine Bücher über die "wahre Ikone" Gottes.
Niedziela: Ihre Reisen zu dem heiligen Grabtuch in Turin und dem Heiligen Gesicht in Manoppello machen den Eindruck einer sehr kostbaren Zeit und wirklich intimer Begegnungen. Es waren nicht nur gründliche Recherchen. Gleichzeitig haben sie auch die Passion Christi und seine Auferstehung von den Toten betrachtet. Kann man sagen, dass Ihre Arbeit vom Gebet begleitet war und in ein Gebet übergegangen ist?
Badde: Ja, das kann man schon sagen. Es war gleichsam eine himmlische Pilgerreise zum unfassbaren Wunder der Menschwerdung Gottes und seiner Passion und Auferstehung aus dem Reich der Toten. Dieses Unternehmen hätte ich niemals planen oder auch nur erträumen können. Stattdessen haben mich verschiedene Engel auf dieser Reise seit vielen Jahren auf geheimnisvolle Weise über mehrere Kontinente hinweg an die Hand genommen und geführt.
Niedziela: Was ist die Botschaft des Heiligen Gesichts? Können wir in ihm ablesen, was Christus uns sagen will?
Badde: Ja, doch hier hört jeder etwas anderes, doch ohne jeden Widerspruch und vor allem ohne jeden Widerspruch zum Evangelium. Kardinal Tagle aus Manila sagte vor kurzem, dass das Gesicht Jesu ihn angelächelt habe, als sage er ihm: "Willkommen, Luis Antonio!"Gleichzeitig sei er in ihm seinem barmherzigen Richter begegnet.
Viele fangen vor dem Gesicht zu weinen an und können ihre Tränen gar nicht mehr zurückhalten, unabhängig von ihrer Herkunft und Religion. Und viele sagen auch, ihnen sei es, als sage Jesus nur: Hier bin ich. – DAS aber kommt dem ersten Name Gottes sehr nah, als er Moses im brennenden Dornbusch erschien und sich ihm mit dem Namen vorstellte: Ich-bin-der-ich bin-(da-für-euch)! Hier in dem Schweißtuch in Manoppello zeigt er sich mit dem "Misericordiae Vultus", dem Gesicht des Erbarmens, dem mehrere Päpste seit Innozenz III. (1198 – 1216) wundervolle Hymnen gewidmet haben und dem Papst Franziskus letztes Jahr ein ganzes Gnadenjahr der Barmherzigkeit geweiht hat.
Niedziela: Was empfindet man, wenn man auf diese Weise den Spuren Jesu folgt? Gab es einen besonderen Augenblick während Ihrer Reisen und Recherchen zur Untersuchung des heiligen Gesichts? Als sich ihnen das Gesicht Jesu langsam, langsam offenbarte, was spürten Się bei dieser Entdeckung? Furcht? Freude? Gnade?
Badde: Niemals Furcht, doch immer Gnade und Freude über das Privileg, Zeuge sein zu dürfen, wie Gott selbst sich mit diesem uralten "Bild" (das ja immer schon da war), nun im digitalen Zeitalter noch einmal ganz neu in der Weltöffentlichkeit zurück meldet und nun auch – wie zu seinen Lebzeiten, als die Menschen Galiläas, Judäas und Jerusalems Jesus sehen und anschauen konnten – dass er sich nun in dem Medium der Bilder und Ikonen noch einmal neu offenbart, am Ende des Kopernikanischen Zeitalters, das ja vor allem von Trillionen von Buchstaben beherrscht wurde. Hier kommt er aber nicht mit einer neuen Botschaft zurück, sondern – wie gesagt – mit exakt mit derselben Botschaft Jesu, ohne jeden Widerspruch zu irgendeinem Wort der vier Evangelien. Es ist ja der Herr selbst, den wir hier sehen – und kein anderer.
Um einen Vergleich zu bringen: ebenso wie heute der Inhalt von mehreren Bibliotheken auf ein einziges Silikon-Chip passt, das kaum größer ist als ein Fingernagel, so enthält dieses zarte Sudarium der Auferstehung Christi von den Toten die ganze Bibel und noch viel mehr, wie in einem kosmischen Speicherchip des Himmels.
Niedziela: Welches Ereignis hat Sie bei Ihrer lange währenden Arbeit und Ihren Recherchen zum Heiligen Gesicht am meisten überrascht?
Badde: Dass die Überraschungen nie aufhören bei dem Prozess dieses Wiedereintritts des wahren Bildes Gottes in die Geschichte! Hier enthüllt sich quasi an jedem Tag ein neuer Aspekt dieser unglaublichen und wundervollen Wiederentdeckung. Und noch eins: dass auch die wütenden Widerstände gegen diesen Prozess nicht aufhören! Dass sich also auch immer neue Gegner mit immer absurderen Gegenreden und immer sublimeren Verwirrungen gegen das heilige Gesicht zu Wort melden – vor allem, wie man hinzufügen muss, fast immer aus dem Innenraum der Kirche.
Vor wenigen Tagen erst, am 8. Juni 2017, hat Erzbischof Bruno Forte in Chieti öffentlich enthüllt, dass es zu einer "Rebellion der Kurie" gegen Benedikt XVI. gekommen sei, als er Ende des Jahres 2005 verkündete, er wolle das Heilige Gesicht in Manoppello aufsuchen. Danach sei ihm eine ganze "Liste von Gründen" überreicht worden, die ihn davon überzeugen sollten, sich dieses Heilige Gesicht besser NICHT anzuschauen. Der Papst aus Deutschland habe aber dennoch auf seinem Vorhaben bestanden. – Nun sollte dieser Widerstand keinen wundern – wie Eifersucht überhaupt niemals irgend jemanden wundern sollte. Denn dieses "menschliche Gesicht Gottes", von dem Papst Benedikt immer sprach, zeigt ja auch wie kein anderes Dokument, dass Gott wirklich Mensch geworden ist. Er lässt sich von keinem beschlagnahmen, von keiner Kurie, von keinem Hofstaat, keinem Lager, keiner Rasse, keiner Nation, keiner Weltanschauung und auch von keiner Religion.
Es ist zwar das Kennzeichen der Christen, dass nur sie wissen, wie Gott aussieht, doch der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist wirklich Mensch geworden. Er ist einer von uns allen geworden!
Niedziela: Was macht Się denn so sicher, dass es sich bei diesem "Bild" wirklich um ein wahres und quasi göttliches Urbild handelt?
Badde: Das ist erstens die Evidenz, das heißt: der pure Augenschein. Das ist ein Faktum, das sich in Manoppello bei zahllosen Pilgern immer von Neuem erweist und beobachten lässst, die sich dem Heiligen Gesicht hier unbefangen nähern. Und zweitens ist es die absolute Unerklärlichkeit der Entstehung dieses "Bildes": ohne alle Farben und auch ohne jede Grundierung auf allerfeinster Muschelseide. Das ist so unerklärlich wie ein Wunder. Dazu ein Beispiel: Radio Vatikan hat in diesen Tagen über eine Wanderausstellung zum Grabtuch Christi in Turin berichtet unter dem Titel: "Wer ist der Mann auf dem Grabtuch?" Die Ausstellung ist schon lange unterwegs und wird von vielen deutschsprachigen Bischöfen unterstützt. Und nun kam in diesem Beitrag im Radio Vatikan Bettina von Trott, die Kuratorin der ambitionierten Ausstellung, wieder einmal folgendermaßen zu Wort: "Unsere Ausstellung heißt 'Wer ist der Mann auf dem Tuch?'. Das ist uns wichtig", sagt się da. "Wir sagen nicht, dass das Christus ist. Was sehen wir also bei unserer ‘Spurensuche' auf dem Grabtuch? Wir wissen, dass es ein Mann ist, der etwa 1,78 Meter groß war und der gekreuzigt wurde. Wir sehen Blutflecken – keine Farbe – das ist Tatsache." Außerdem sei erwiesen, dass das Tuch aus Palästina stammt aus dem Zeitalter der Zeitenwende. Völlig ungeklärt sei hingegen die Frage, wie das Bild auf das Tuch gekommen ist. "Die Wissenschaftler sind sich einig, dass das Bild durch etwas erzeugt wurde, das zur Oxidation und Dehydration der Mikrofasern des Leinens führte." Weder Befürworter noch Zweifler hätten bisher eine befriedigende Theorie geliefert, was genau diesen Prozess hervorgerufen hat. (Auch das "Bild" in Turin ist demnach also so unerklärlich wie ein Wunder, wie das Schleierbild in Manoppello.) Ob es sich bei dem Mann um Jesus von Nazareth handelt, könne die Wissenschaft also weder belegen noch verneinen.
Was, frage ich mich da, wollen diese Grabtuchforscher aber eigentlich noch wissen? Wie hoch muss der Übereinstimmungsfaktor noch sein, um mutig zu sagen, dass alles, was wir wissen, darauf hindeutet, dass Jesus von Nazareth und kein anderer in dem Tuch lag und nicht etwa Ben Hur oder ein anderer Gehenkter der Antike?! Halten wir also noch einmal fest: Das Turiner Grabtuch zeigt einen Gekreuzigten aus Palästina um die Zeitenwende. Das ist gesichert. Wie das Bild zustande kam, ist allen Wissenschaftlern hingegen völlig unerklärlich. Sich dann in einem letzten Schluss aller Untersuchungen zu der Scheinfrage aufzufraffen: "Wer ist dieser Mann?" ist zwar politisch und theologisch korrekt. Es hat aber auch etwas Kindisches an sich, und große Ängstlichkeit, und verrät ein nur schwer erträgliches Anbiedern an den Zeitgeist. Es ist ein durchsichtiges "Dumm-stellen", um nur ja nicht den fadenscheinigen Anschein der Wissenschaftlichkeit zu verlieren.
Vor allem aber offenbart es eine erschreckende Art, in der freien Welt Farbe zu bekennen – und zeugt von einem vollkommenen Substanzverlust christlichen Selbstbewusstseins. – Und es ist genau diese historische Situation, wo nun plötzlich das noch viel provozierendere Bild Gottes auf dem Schweißtuch Christi wieder unter uns auftaucht.
Niedziela: Ich war sehr überrascht bei meinem Besuch in Manoppello. Die Kirche war fast leer, es gab kaum Menschen dort. Wird der Moment der Entdeckung des Heiligen Gesichts erst kommen?
Badde: Ja, dieser Moment kommt jetzt schon jeden Tag – in einer historischen Ausnahmesituation. Jetzt ist die Michaelskirche auf dem Tarigni-Hügel vor Manoppello an manchen Tagen und zu mancher Stunde noch vollkommen leer – auch weil es einfach so unglaublich ist, dass wir wahrhaftig ein authentisches Bild Gottes haben, und weil der Ort etwas kompliziert zu erreichen ist. Und dann kommen am nächsten Tag von morgens früh bis abends spät Busse mit Pilgern aus den Philippinen, Korea, Sri Lanka und Surinam. Jetzt kann man das Wahre Bild immer noch oft aus kürzester Distanz betrachten. Der Tag ist aber nicht mehr fern, wo diese Verfügbarkeit und Nähe technisch wohl unmöglich sein wird bei diesem Schatz, der Jahrhunderte lang einmal Millionen von Pilgern wie ein Magnet nach Rom gezogen hat.
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Vor zehn Jahren kam Papst Benedikt nach #Manoppello, um Christus zu sehen https://t.co/yB9ZphGlzI pic.twitter.com/i7piW7tkxf
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) August 7, 2016