Vatikanstadt - Mittwoch, 21. Mai 2025, 7:00 Uhr.
Papst Leo XIV. hat am frühen Dienstagabend die Päpstliche Basilika Sankt Paul vor den Mauern besucht, genauer das sich dort befindliche Grab des heiligen Völkerapostels Paulus. Aus diesem Anlass hielt der in rote Mozetta und Stola gekleidete Pontifex eine kurze Predigt. Am Vormittag hatte er in kleinem Rahmen eine Messe beim Dikasterium für die Bischöfe gefeiert, das er als damaliger Kardinal Robert Francis Prevost OSA nicht ganz zwei Jahre lang leitete.
In seiner Predigt in Sankt Paul vor den Mauern ging Leo auf die drei Begriffe Gnade, Glauben und Gerechtigkeit am Anfang des paulinischen Briefes an die Römer ein.
„Der heilige Paulus sagt zuallererst, dass er die Gnade der Berufung von Gott erhalten habe“, begann der Pontifex. „Er erkennt also, dass seine Begegnung mit Christus und sein Dienst mit jener Liebe verbunden sind, mit der Gott ihm zuvorgekommen ist und ihn zu einem neuen Leben berufen hat, als er vom Evangelium noch weit entfernt war und die Kirche verfolgte.“
Papst Leo fuhr fort: „Die Erlösung ereignet [sich] nicht wie von Zauberhand, sondern durch ein Geheimnis der Gnade und des Glaubens, der zuvorkommenden Liebe Gottes sowie der vertrauensvollen und freien Zustimmung des Menschen.“
„Während wir also dem Herrn für die Berufung danken, durch die er das Leben des Saulus verwandelt hat, bitten wir ihn darum, dass wir auf dieselbe Weise auf seine Einladungen antworten können“, erläuterte Leo XIV. „Wir bitten ihn, dass wir fähig werden, seine Liebe zu pflegen und weiterzugeben, indem wir einander zu Nächsten werden, und zwar in demselben Eifer an Liebe, der den einstigen Verfolger seit der Begegnung mit Christus dazu gedrängt hat, ‚allen alles zu werden‘ – bis zum Martyrium. So wird sich für uns wie für ihn in der Schwäche des Fleisches die Kraft des Glaubens an Gott offenbaren, der gerecht macht.“
Der Pontifex richtete ein Wort an die Benediktiner, die „seit Jahrhunderten“ für die Basilika verantwortlich sind: „Wie könnte man da, wenn von der Liebe als Quelle und Triebkraft der Verkündigung des Evangeliums die Rede ist, die eindringlichen Worte des heiligen Benedikt vergessen, mit denen er in seiner Regel an die brüderliche Liebe im Kloster und an die Gastfreundschaft gegenüber allen Menschen appelliert?“
Schließlich zitierte Papst Leo XIV. seinen Vorgänger, Papst Benedikt XVI., und zwar aus einer Predigt beim Weltjugendtag 2011 in Madrid: „‚Gott liebt uns. Das ist die große Wahrheit unseres Lebens, die allem anderen Sinn gibt. […] am Anfang unserer Existenz gibt es einen Liebesplan Gottes‘, und der Glaube ist es, der ‚uns diesem Geheimnis der Liebe unser Herz öffnen lässt und als Menschen leben lässt, die sich von Gott geliebt wissen‘.“
Die Basilika Sankt Paul vor den Mauern geht zurück auf die Grabstätte des heiligen Paulus. Ein erster Kirchenbau wurde wohl bereits von Kaiser Konstantin im ersten Teil des vierten Jahrhunderts errichtet. Seit etwa dem sechsten Jahrhundert leben dort Benediktiner. Im Jahr 1823 brannte die Basilika fast vollständig aus. Auch relativ gut erhaltene Teile wurden später abgerissen. Das neu erbaute Gotteshaus wurde dann 1854 eingeweiht.