"Dorf des Petrus": Haben Archäologen wirklich eine verlorene Stadt der Apostel entdeckt?

Bei den Ausgrabungen wurden auch Reste einer möglichen Kirche freigelegt, die ein bayerischer Bischof besucht haben soll.
Bei den Ausgrabungen wurden auch Reste einer möglichen Kirche freigelegt, die ein bayerischer Bischof besucht haben soll.
Flickr / Courtney Nash (CC BY 2.0)
Die Archäologen vom Kinneret Institut für Archäologie und Nyack College am Ausgrabungsort.
Die Archäologen vom Kinneret Institut für Archäologie und Nyack College am Ausgrabungsort.
Zachary Wong

Archäologen haben möglicherweise die Heimatstadt der Apostel Petrus, Andreas und Philippus freigelegt. Zur Spurensuche gehört auch der Besuch eines bayerischen Bischofs im achten Jahrhundert.

Wie die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet, handelt es sich nach Meinung der Archäologen bei der Ausgrabung in El-Araj am nordöstlichen Ufer des Sees Genezareth möglicherweise um die verschollene Stadt. 

Ein Ort, in dem Jesus wirkte

Im Johannes-Evangelium der Heiligen Schrift steht geschrieben, dass Philippus "aus Betsaida, dem Heimatort des Andreas und Petrus" kam (Joh 1,44).

Außerdem wird in den Evangelien Betsaida als das Dorf beschrieben, in dessen Nähe Jesus einen Blinden heilt (Mk 8,22-26) wie auch als Stadt (Lk 9,10; Mt 11,20-21). War damit der Ort gemeint, den das Forscher-Team nun in El-Araj freilegt? 

Die Freilegung eines großen römischen Badehauses aus den ersten Jahrhunderten nach Christus lasse vermuten, dass hier eine Stadt existierte, nicht nur ein Fischerdorf, so Ausgrabungsleiter Mordechai Aviam vom Archäologischen Institut Kinneret gegenüber "Haaretz". Das Institut forscht zusammen mit Archäologen vom Nyack College in New York an der Stätte.

Der römisch-jüdische Historiker Flavius Josephus beschrieb, wie Herodes Philippos, Sohn des römischen Klientelkönigs Herodes der Große, aus dem jüdischen Fischerdorf Betsaida eine echte römische Polis gemacht habe. Diese nannte er "Julias", nach der Mutter des Kaisers Tiberius, Julia Augusta.

In christlichen und jüdischen Schriften ist der Ort durchgehend als "Betsaida" bekannt. Aber war El-Araj wirklich das "Dorf des Petrus", wie in Schlagzeilen zu lesen war?

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Besuch von Bischof Willibald aus Eichstätt

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Der Fund alter Mauern und der Reste byzantinischer Bauten bietet jedenfalls einen Blick in die Geschichte des Heiligen Landes – zu der im Fall Betsaidas auch ein Besuch aus Bayern im Jahr 725 nach Christus gehört.

Damals kam der Eichstätter Bischof Willibald in das Heilige Land. Er beschreibt den Besuch einer Kirche in Betsaida, die über die Häuser der Apostel Petrus und Andreas gebaut wurde. 

"Es ist gut möglich, dass die derzeitigen Ausgrabungen nun Beweise für die Existenz dieser Kirche darstellen", so die Archäologen. Sie haben sogenannte Tessaerae entdeckt kleine, vergoldete Glassblöcke, die wahrscheinlich Teil eines kirchlichen Mosaiks waren. Solche Kunstwerke wurden nur in "reich verzierten, wichtigen Kirchen" gefunden, betonte Professor Steven Notley vom Nyack College, akademischer Direktor der Ausgrabungen, gegenüber "National Geographic".

Neben El-Araj gibt es weitere Orte, von denen Archäologen glauben, dass sie das historische Betsaida-Julias gewesen sein könnten.  

Seit Jahrzehnten laufen bereits am nahegelegenen Ort e-Tell archäologische Ausgrabungen. Gefunden wurden Reste einer Befestigung aus der Eisenzeit (900 Jahre vor Christus); ob der Ort das biblische Betsaide war, ist jedoch ebenso ungeklärt wie die Frage, ob die neuen Ausgrabungen in El-Araj zeigen, dass hier die Heimatstadt der Apostel war. Fest steht nur: Die Forschung geht weiter. Die Ausgrabungen in El-Araj werden im Juni 2018 fortgesetzt.

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