12. September 2017
Papst Franziskus sagt: "Menschen mit Behinderungen dürfen nicht versteckt werden". Hier bei den Vereinten Nationen in Genf fand Ende August die 18. Sitzung des Ausschusses zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen statt. Der Ausschuss überprüft regelmäßig, wie es in den Vertragsstaaten diesbezüglich aussieht.
Ich habe Damjan Tatic, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses, gefragt, welche Länder bei der Umsetzung vorankommen und welche im Verzug sind.
"Wenn man sich die Berichte der beteiligten Staaten ansieht, hat jeder Teilnehmerstaat einige positive Hinweise auf kleine Veränderungen mitgebracht. Leider gibt es aber aus Mangel an Verständnis und durch die Wirtschaftskrise bedingt, in einigen Ländern auch Rückschritte."
In meinem Gespräch mit Erzbischof Ivan Jurkovic, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, stellte er heraus, dass die Unterstützung von Menschen mit Behinderung zu den Hauptaufgaben der Kirche gehört.
"Die katholische Kirche gewährt ganz klar behinderten Menschen das zentrale Augenmerk ihrer caritativen und sozialen Aktivität. In besonderer Weise sind dies Menschen, die von einer Behinderung oder Blindheit betroffen sind."
Obwohl dem Übereinkommen in den elf Jahren seit seiner Verabschiedung bereits 160 Staaten zugestimmt haben, gehört der Heilige Stuhl nicht dazu. Ich fragte den Erzbischof nach dem Grund.
"Der Heilige Stuhl konnte nicht unterzeichnen, weil das Abkommen die Möglichkeit vorsieht, in ungeborenes Leben einzugreifen – eine Abtreibung durchzuführen -, falls die mögliche Gefahr einer zukünftigen Behinderung besteht. Wir können nicht, die Kirche kann die Möglichkeit einer existierenden Gefahr nicht als ausreichende Begründung für die Beendigung einer Schwangerschaft akzeptieren."
Monsignore Obiora Ike, der verantwortliche Direktor von Globethics, Genf, einer Nichtregierungsorganisation bei den Vereinten Nationen in Genf, erklärt die grundsätzliche Haltung der Katholischen Kirche gegenüber Menschen mit Behinderung.
"Die Haltung der Katholischen Kirche gegenüber behinderten Menschen – oder wie wir heute normalerweise sagen, Menschen mit Behinderung, – ist eine sehr alte Auffassung", betont Professor Ike.
"Sie zeigt sich im Leben Christi. Sie ist Teil der Lehren Jesu Christi, der alle Dinge in Sich versöhnt hat. Und die Katholische Kirche hat all das erwogen und sagt: jeder Mensch, egal wie unvollkommen, ist ein Abbild Gottes. Und deshalb müssen ihm alle Rechte und Privilegien gewährt werden, aller Respekt und jeder Schutz. Das ist auch die Lehre über das menschliche Leben."
Schwester Mary Rose-Claret Ogbuehi von den Schwestern des Unbefleckten Herzens Mariens, einer in Nigeria beheimateten Glaubensgemeinschaft päpstlichen Rechts, die sich unter anderem um benachteiligte Menschen kümmert, war ebenfalls vor Ort. Sie betonte:
"Jesus Christus, unser Herr, hatte Mitleid mit den körperlich Behinderten, mit den Blinden, mit den Gelähmten – Er heilte sie. Und deshalb inspiriert uns die Kirche in ihrer Weisheit, Christus nachzufolgen und in seine Fußstapfen zu treten: wohltätig zu sein, Mitleid zu haben und denen, die körperlich behindert sind, Liebe zu zeigen."
Der Ausschuss zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen der Vereinten Nationen kommt normalerweise zweimal im Jahr zu einer Sitzung zusammen, bei der einige Länder überprüft und konkrete Empfehlungen ausgesprochen werden, wie Probleme angegangen und Rechte eingefordert werden können.
Ziel der Arbeit dieses Ausschusses ist es, "die volle Teilnahme von Menschen mit Behinderung aller Gesellschaftsschichten zu fördern durch das Hinterfragen von Bräuchen, Klischees, Vorurteilen, schädlichen Praktiken und Stigmatisierung".
Aber behandelt der Ausschuss alle Probleme gleichwertig?
"Es gibt einige Themen, die mehr in den Mittelpunkt rücken, übergreifende Fragen wie z.B. Gleichstellung, Gleichbehandlung, Barrierefreiheit, rechtliche Gleichstellung – oder anders ausgedrückt: Rechtsfähigkeit, oder der Verlust der Freiheit aufgrund einer Behinderung. Dann natürlich die Situation größerer Gruppen wie Frauen und Mädchen mit Behinderung und Kinder, Mädchen und Jungen mit Behinderung, das Recht auf politische Partizipation, Arbeit…das alles ist wichtig und fließt in den Dialog mit den Teilnehmerländern ein", sagte Damjan Tatic, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses dazu.
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Der UN-Ausschuss hatte in dieser, seiner 18. Sitzung erste Berichte von Panama, Marokko, Montenegro, Lettland, Luxemburg und Großbritannien auf die Umsetzung der Vorgaben des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen überprüft.
Abschließende Beobachtungen und Empfehlungen zu den Berichten wurden verabschiedet, wie auch das Leben und Inklusion in die Gemeinschaft.
Die Behinderungen, mit denen sich der Ausschuss beschäftigte, sind sichtbar – es gibt jedoch auch Behinderungen, die für das Auge unsichtbar sind.
"Es gibt Behinderungen die durch unsere Sünden verursacht sind. Wenn man sündigt, ist man in geistlicher Weise behindert und das hat zur Folge, das Gottes Gnade aus der Seele, sagen wir 'ausgeblendet' wird", sagt Schwester Mary Rose-Claret Ogbuehi.
"Habgier ist eine Behinderung. Dass Menschen in ihrer Seele blind sind, ist eine Behinderung. Dass Menschen die Armut um sie herum nicht sehen, ist eine Behinderung. Dass es Menschen an Liebe fehlt, ist eine Behinderung," so Msgr. Obiora Ike.
"Die wahre Behinderung besteht nicht darin, eine Hand weniger zu haben, oder auf einem Auge nicht zu sehen oder nicht richtig zu hören. Die wahre Behinderung ist geistlicher Art – die den Menschen die reichen Gaben und die Schönheit des Himmels nicht dankbar schätzen lässt.' Er fügte abschließend hinzu ‘Die geistliche Behinderung ist schmerzhaft und deshalb muss das heilende Wort Gottes verbreitet werden um jeden zu heilen."
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Warum wir eine Theologie der Behinderung brauchen, heute mehr denn je: https://t.co/icMX879lXa – von @eharris_it pic.twitter.com/b660OayVU6
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