23. Oktober 2017
Wenn ganz kleine Kinder von sich sprechen, deuten sie zunächst auf sich und benennen sich über ihren Namen in der dritten Person. Das Ich-Bewusstsein entwickelt sich erst mit der Zeit und die Differenzierung von Ich und Du ist noch ein weiterer Schritt auf dem Weg in die soziale Kommunikation.
Der Name ist also zunächst von großer Bedeutung, bevor die Abstraktion „Ich“ erfolgt und bildet bei Kindern die Basis auf dem Weg zu sich selbst. Eltern geben sich viel Mühe damit einen Vornamen für ihr Kind zu wählen. Bei manchen Namen, die über den Spielplatz gebrüllt werden, ist man sich allerdings nicht sicher, ob die Eltern sich der Verantwortung bewusst waren, als sie dem Kind jenen Namen gegeben haben, den es nun ein ganzes Leben lang tragen soll.
„Sag mir deinen Namen und ich sag dir wer du bist“, ist ein bekannter Satz in der Erziehungswissenschaft dazu. Ganze Studien haben sich mit der Außenwirkung von Namen beschäftigt und sind zu dem Schluss gekommen, dass es absolut nicht egal ist, wie wir heißen. Er prägt unser Selbst-und Fremdbild, er entscheidet über Noten, über sozialen Stand und über Jobaussichten. Da kann einem schon mal schwindelig werden, wenn man als Eltern dann vor der Entscheidung steht, sich für oder gegen einen Namen zu entscheiden.
Was zeichnet einen Vornamen aus, der einen durchs Leben trägt, den Charakter bildet, unterstützt, wiederspiegelt, stärkt…welchen Ansprüchen sollte ein Name genügen? Ist es die Selbstverwirklichung von Eltern, die ihre Kleinen mit den seltsamen Namen vom Spielplatz, zu etwas ganz besonderem und einmaligem machen soll?
Sicher ist jeder Mensch einzigartig und das spiegelt auch die Namensgebung wieder. Wenn diese Art der Darstellung und Außenwirkung allerdings das einzige Kriterium bleibt, wird es aber schwierig einen Namen mit Leben zu füllen.
Mein Mann und ich haben uns für alte, klassische Namen für unsere Töchter entschieden. Zudem war es uns sehr wichtig, dass hinter dem Namen eine starke Persönlichkeit in Form einer Heiligen steht. Ein Kriterium bei der Namensfindung, welches ganz oben auf unserer Liste stand. Das Leben einer Heiligen kann für Kinder Vorbild sein, sie mit Stolz erfüllen und ihnen das Gefühl von Nachhaltigkeit und Wirksamkeit geben. Auch in der Bibel spielen Namen eine große Rolle. So wird der geläuterte Lebenswandelt des Saulus durch den neuen Namen Paulus ausgedrückt, in den Prophetenbüchern spielt das Motiv des göttlichen Auftrags im Zusammenhang mit Namen eine große Rolle „ich habe dich bei deinem Namen gerufen-du bist mein“ oder aber bei der Taufe der Apostel, bei der jeder auf seinen Namen getauft wurde. Die sorgfältige Wahl eines Vornamens würde ich also als etwas christliches bezeichnen und etwas, dass uns aufgetragen wurde in der Sorge um unsere Kinder.
Namen machen Menschen konkret. Wir verbinden Ereignisse von Früher mit manchen Namen, weil uns vielleicht Familienmitglieder in den Sinn kommen, die wir fast schon vergessen hatten, wenn wir gewisse Namen hören. Namen erzählen Geschichten, bündeln Emotionen und bieten jedem Kind die Möglichkeit ihn mit Charakter zu füllen.
Unser ungeborenes Töchterchen hat auch schon einen Namen. Ihre beiden Schwestern waren ganz begeistert, als wir ihn endlich verraten haben und können sich seit dem noch mehr und konkreter auf den Familienzuwachs freuen. Ihr wird ein Gute Nacht Kuss gegeben, ihr werden aus unserem großen Kuscheltierfundus bereits milde Gaben zur Seite gelegt und es wird bereits jetzt ausgehandelt, wer sie füttern, wickeln und kuscheln darf. Die Freude auf die neue Schwester war von Anfang an groß, aber mit dem Namen kam die Identifikation, ein Bild und eine Person ins Spiel, mit der beide etwas anfangen konnten.
Aus unserer Namensgebung hat sich auch schon eine Tradition entwickelt. Jedes Jahr am Namenstag unserer Töchter, entzünden wir mit einem Bild der Namenspatronin eine Kerze, sprechen über das Leben der Heiligen und über die Bedeutung des Vornamens. Somit hat die Namensgebung auch etwas Sinnstiftendes und Fortwährendes, dass uns tatsächlich durchs Leben trägt.
Elisabeth Illig bloggt jeden Montag bei CNA Deutsch. Sie ist Mutter von bald drei Kindern. Die gelernte Erzieherin hat ihr Theologiestudium bewußt unterbrochen, um sich um die Familie zu kümmern. Eine Übersicht ihrer Beiträge finden Sie hier.
Neu im Blog: Warum man mit der Taufe der Kinder nicht warten sollte https://t.co/1SWiNBNi9y
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) October 16, 2017