13. November 2017
Nachdem ich mich in vergangenen Beiträgen teilweise mit der Mütterlichkeit und der Weiblichkeit beschäftigt habe, ist heute Papa dran. Er hat Urlaub und verbringt eine ganze Woche zu Hause mit uns. Das ist schön, aber auch anders. Neben der veränderten Familiendynamik, frage ich mich, wieviel von dem was er einbringt, seiner Männlichkeit geschuldet ist und inwiefern es gut ist, dass Mama UND Papa für die Mädchen da sind.
Wenn ich dazu den Zeitgeist befrage und mich auf Facebook oder in den Medien umschaue, dann ist das eine Frage, mit der ich mich lieber nicht beschäftigen sollte. Denn Geschlechtlichkeit darf heute keinen Normen oder biologischen Größen unterliegen, sondern ist individuelle Gefühlssache. Programmatisch wird verkündet, dass Frauen nicht mehr per se weiblich sind, dass sie auf keinen Fall diskriminiert werden dürfen, in dem sie von Männern in ihren Eigenarten abgegrenzt werden. Männer hingegen, dürfen keine Machos sein, auf keinen Fall zu viel After Shave benutzen und sollen sich gefühlig einfügen in die bunte Welt der Geschlechtervielfalt. Sind mal wieder viele Erwartungen, mit denen Mann, genauso wie Frau konfrontiert ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass das Klarheit bringt oder irgendwie zielführend ist, aber es ist auch ein bisschen wie Topfschlagen im Minenfeld: Egal, welche Meinung man vertritt, irgendwer fühlt sich auf den Schlips getreten (huch…ein Wortwitz in dem Zusammenhang).
Um also vorneweg die Frage nach dem Geschlecht zu klären, bin ich sicher, dass Papa ein Mann ist.
Nun ist ja jeder Mensch ein Produkt aus der Vielfalt seiner Eigenschaften, seiner Sozialisation, seines Charakters, seines Wesens, seiner Erziehung, seiner Gene und eben seines Geschlechtes. Letzteres ist nicht Ergebnis einer geschlechtsspezifischen Erziehung, sondern beruht sicher auch auf biologischen Eigenschaften. Wir Menschen kommen nicht als Neutren zur Welt, die nur mit den richtigen Informationen gefüttert werden müssen, um uns in die eine oder andere Richtung zu entwickeln. Ich finde auch die biblische Sichtweise dazu nicht überholt, in der klar formuliert ist, dass Gott uns Menschen als „Mann und Frau nach seinem Abbild“ erschaffen hat.
Papa ist also eine Woche zu Hause und lebt mit uns unseren Alltag. Mama kommt dadurch in den Genuss, sich morgens mit dem Aufstehen Zeit zu lassen und Papa die Morgenroutine zu überlassen. Routine und Papa sind allerdings sich ausschließende Phänomene. Die Große begrüßt mich Anfang November grinsend im Sommerkleid, ungekämmt mit dem Vogelnest der Nacht auf dem Kopf durch eine Vielfalt an Spängchen in einigermaßen geordnete Bahnen gelenkt. Die Kleine trägt ihr Glitzerkleid, welches eigentlich in der Verkleidungskiste liegt, sie aber den Papa überzeugen konnte, dass es alltagstauglich ist. Alle sitzen über Müslischalen, Banane wollte niemand, die schneidet die Mama immer wegen der Vitamine dazu. Papa trägt Tshirt und Pyjamahose, Achselzuckend erklärt er, er habe ja die Mädchen angezogen UND Frühstück gemacht, zu mehr sei er noch nicht gekommen.
Was ist davon jetzt typisch „unser“ Papa und was ist davon typisch Mann? Ich finde die Frage spannend, da ich unsere Mädchen tagtäglich in ihrer Entwicklung beobachte und einfach feststelle, dass da Dinge ablaufen, die ich gar nicht beeinflussen kann. Die passieren einfach auf Grund ihrer Geschlechtlichkeit.
Auf jeden Fall stelle ich fest, der Papa kommuniziert anders. Mit Schulz von Thun „Vier Seiten einer Nachricht“ erziehungswissenschaftlich erklärt, würde ich sagen, Männer hören tendenziell mit dem Sachempfangsohr und Frauen mit dem Appell-oder Beziehungsempfangsohr. Ich mache mir oft sehr viele Gedanken über Erwartungen, Zwischentöne, Bedürfnisse und Gefühle anderer, bevor ich zu dem Kern einer Aussage komme. Männer sind da direkter und eben sachlicher. Mit den Töchtern redet er auch so: klar deutlich, kurz und knapp. Manchmal führt das wegen mangelnder Empathie zu Konflikten, oft klappt das auch sehr gut.
Papa will nach dem Frühstück den Scheinwerfer vom Auto reparieren. Die Mädchen wollen helfen. Die Große kommt nach 5 Minuten wieder rein und erklärt, dass ihr das wirklich zu lange dauert. Die Kleine ist begeistert dabei und hilft dem Papa wo sie nur kann. Der genießt einerseits die gemeinsame Zeit, andererseits sagt er auch ganz offen, dass er nicht gut mehrere Dinge gleichzeitig kann. Das Informations-und Gesprächsbedürfnis der Kleinen und seine Arbeit an der Lampe überfordern ihn und strengen ihn an. Aha, der Klassiker: Männer sind nicht multitaskingfähig. Eine Studie aus Zürich hat dies wohl sogar bestätigt.
Soweit so gut. Nun zeigt sich für mich, dass ich noch zahllose weitere Beispiele ergänzend finden könnte, aber mir reichen diese beiden Erkenntnisse schon, da sie mir deutlich zeigen, dass es sehr gut ist, wie sich die Geschlechter in Form von Mama und Papa zu Hause ergänzen. Wir bringen natürlich ganz viel Individualität mit neben unserer Geschlechtlichkeit ein. Wir können die Mädchen damit bereichern und ihnen damit eine selbstbewusste Geschlechtsidentiät vermitteln. Mädchen sehen in ihren Vätern erste männliche Rollenvorbilder, genauso wie ihre Mütter für sie Spiegel ihrer selbst sind. Umso wichtiger finde ich, dass man sich seiner Geschlechtlichkeit bewusst ist und ohne programmatische Gleichberechtigungstendenzen eingesteht, dass manche Dinge eben Mama oder anders herum Papa besser kann.
Dabei geht es nicht um die Frage, warum Mama den Scheinwerfer nicht repariert oder wieso Papa keine Banane ins Müsli schneidet, sondern um den Kern der dahinter steht. Mütterliche Fürsorge äußert sich anders, als das männliche Pendant. Männer leben ihre Fürsorge für die Familie z.B. über Instandhaltung aus. Das ist doch gut und zeigt mir, dass neben Fähigkeiten, die jeder Mensch auch unabhängig von seinem Geschlecht besitzt, die Möglichkeiten die die Präsenz einer selbstbewussten Frau und eines selbstbewussten Mannes bietet, das Beste ist, was Kindern in ihrer Entwicklung begegnen kann.
So sind unsere Töchter in der Lage, Frauen zu werden, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst sind und Männern wertschätzend auf Augenhöhe begegnen können, ohne das Gefühl zu haben, sich beweisen, messen oder abgrenzen zu müssen, oder aber hinter jeder Ecke Diskriminierung zu wittern. Klarheit bringt Sicherheit und Sicherheit gibt Stärke-das wünsche ich mir für meine Mädchen auf dem weiten Weg zur Frau.
Elisabeth Illig bloggt jeden Montag bei CNA Deutsch. Sie ist Mutter von bald drei Kindern. Die gelernte Erzieherin hat ihr Theologiestudium bewußt unterbrochen, um sich um die Familie zu kümmern. Eine Übersicht ihrer Beiträge finden Sie hier.
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