Waldshut-Tiengen - Donnerstag, 17. Dezember 2015, 9:00 Uhr.
Hat die Anti-Babypille sie so krank gemacht, dass ihr Leben in Gefahr geriet? Eine 31-jährige Frau verklagt den Pharma-Konzern Bayer: Felicitas Rohmer aus Baden-Württemberg geht gegen das Chemie-Unternehmen vor, und deren Anti-Babypille “Yasminelle”. Heute beginnt das Verfahren.
Umstrittenes Produkt
Es ist der erste Prozess dieser Art in Deutschland. Doch es ist nicht die erste Gerichtsverhandlung, in der es um die Risiken und Gefahren von Anti-Babypillen der “neuen Generation” geht, die nach wie vor dem weiblichen Körper vortäuschen, schwanger zu sein, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Allein die Pille “Yasminelle” war bereits Gegenstand jahrelanger Gerichtsverfahren in den USA. Tausende Frauen hatten bis Anfang 2015 gegen Bayer geklagt. Der Konzern zahlte Berichten zufolge fast 2 Milliarden US Dollar in rund 9000 Vergleichen, bestreitet aber nach wie vor jede – zumindest juristische – Verantwortung.
In den Produkten der neuen Generation – nicht nur die von Bayer –, um die es in diesem Fall geht, ist vor allem der Wirkstoff Drospirenon im Spiel. Der soll unter anderem die Thrombose-Gefahr erhöhen.
“Keine junge Frau soll erleiden, was ich erlitten habe”
Die Klägerin forderte gestern in einem TV-Interview, dass die Pille vom Markt genommen wird. Es gehe ihr nicht um Geld: “Es soll wirklich keine junge Frau das erleiden, was ich erlitten habe“, sagte Rohrer in der Sendung “Morgenmagazin” von ARD und ZDF. Sie spüre die Folgen der Lungenembolie bis heute. „Mein Leben ist definitiv nicht mehr so wie vorher“, sagte sie. Besonders tragisch an dem Fall: Weil sie seitdem blutverdünnende Medikamente nehmen müsse, dürfe sie nicht schwanger werden.
Tatsächlich schlucken weiterhin Millionen Frauen in aller Welt jeden Tag die Anti-Babypille in dieser und ähnlicher Zusammensetzung. Allein die sogenannten “Yaz”-Pillen, neben “Yasminelle” sind dies “Yaz” und “Yasmin”, bringen für den Chemie-Riesen Bayer einen Umsatz von jährlich fast 770 Millionen Euro.
Kein Wunder also, dass sich Bayer mit allen juristischen Mitteln wehrt: Man halte die Klage für “unbegründet”, ließ Bayer durch einen Sprecher mitteilen. Durch “wissenschaftliche Daten” sei bestätigt, dass von der Anti-Baby-Pille und dem Wirkstoff “bei korrekter Einnahme keine Gefahr” ausgehe.
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Warnung vom Bundesinstitut für Arzneimittel
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat im März 2014 gewarnt, dass von diesen Anti-Baby-Pillen ein erhöhtes Thrombose-Risiko ausgehe – vor allem wegen der Verwendung von Drospirenon.
Die Hersteller der Verhütungsmittel müssten darauf aufmerksam machen, so das BfArM.
Gleichzeitig hat das Institut entschieden, dass die umstrittenen Pille weiter legal in Deutschland erhältlich ist. Obwohl der Präsident des Bundesverbandes der Frauenärzte, Christian Albring, in einem Interview kürzlich sagte, Frauenärzte seien sehr besorgt über die Erkenntnisse, dass auch mit einigen der neuen Pillen, das Thromboserisiko nicht gesenkt werden könne, sondern wahrscheinlich noch ansteige.
In dem deutschen Verfahren geht es nun erst einmal um die Frage, ob Bayer weitere Informationen herausgeben muss über sein Verhütungsmittel. Doch Experten sagen jetzt schon, dass der Fall eine weitere Lawine lostreten könne.
Anti-Babypille hat auch gesellschaftliche Folgen
Seit der Einführung der Anti-Babypille ist die Geburtenrate in Deutschland zu einer der niedrigsten überhaupt gesunken. Die Bundesrepublik ringt damit, die älteste Bevölkerung (im Durchschnitt) der gesamten Welt zu haben.
Auch aus katholischer Sicht ist die Verwendung von Anti-Babypillen keine Lösung, und das nicht nur aus medizinischen Gründen: Statt chemischer oder anderer künstlicher Mittel empfiehlt die Kirche die Methode der Natürlichen Familienplanung (NFP). Experten zufolge ist diese, wenn richtig angewandt, mindestens genau so sicher wie pharmazeutische Präparate, und das ohne Risiko für die Gesundheit.