13. August 2018
Langsam aber sicher möchte unsere Jüngste nicht mehr gestillt werden. Sie sitzt begeistert mit am Familientisch, sieht ihre Schwestern essen und erzählen und hat viel Freude daran, Brei und Fingerfood auszuprobieren. Kleine Melonenstücke, Banane, Apfelmus und Griesbrei wandern in das kleine Mündchen, dass begeistert weit aufgerissen wird.
Für mich ist es einerseits schön zu sehen, wie toll sie sich entwickelt und ich genieße auch die neu gewonnene Unabhängigkeit, aber es schwingt auch ein wenig Wehmut mit, dass nun auch die Kleinste beginnt, ihre eigenen Wege zu gehen. Natürlich ist es noch weit hin, bis sie in den Kindergarten geht oder gar in die Schule, was beides sicher noch mal weitere Etappen auf dem Weg zur Nestflucht sind. Dennoch wird mir täglich bewusst, dass jeder Entwicklungsschritt, jeder Löffel Brei und jeder Versuch mit ihren kleinen Beinchen und ihrem Po in die Luft gestreckt voran zu kommen, ein Schritt weg von mir ist.
Ich würde mich selber nicht als "Gluckenmutter" bezeichnen, auch nicht als besonders vorsichtig oder übermäßig ängstlich. Alle Mädchen konnten sich bisher immer gut von mir trennen, um eine schöne Zeit im Kindergarten zu verbringen und ich konnte auch immer mal mit meiner Freundin ein Wochenende weg fahren und mich auch gedanklich fallen lassen.
Es ist aber auch in mir ein Thema, dieses loslassen. Alles beginnt mit kleinen, hilflosen Menschenkindern, die man im Arm hält und für die man schlagartig voll verantwortlich ist und dann werden sie größer und unabhängiger und man tut alles dafür, ihnen die besten Werkzeuge für ihr Leben außerhalb des Elternhauses, mitzugeben.
Plötzlich sehe ich überall mögliche Gefahren, mögliche Schwierigkeiten und Probleme und würde die Mädchen an manchen Tagen am liebsten zu Hause auf dem Sofa festhalten, ihnen einen warmen Kakao machen und nicht mehr raus lassen.
Kinder los lassen heißt Vertrauen schenken. Vertrauen haben in die Kinder, in sich selber, dass man ihnen schon alles mitgegeben hat, was wichtig ist und Vertrauen haben in die Welt und in andere Menschen, dass sie die Kinder gut behandeln und auch ein Auge auf sie haben.
Vertrauen haben ist gar nicht so einfach. Dazu gehört eine Menge Mut und Selbstsicherheit und ganz sicher auch die Gewissheit, dass da noch der liebe Gott ist, der immer da ist und einen nie allein lässt.
Unseren Kindern ist es ganz wichtig, gesegnet zu werden. Sei es vor dem Schlafen oder einer Reise oder manchmal auch morgens vor dem Kindergarten. Besonders die Große besteht darauf und segnet uns auch gerne, in dem sie ein Kreuz auf die Stirn zeichnet und spricht: "Es segne und behüte dich der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist…" und schaut einen dann erwartungsvoll an, dass wir mit einem "Amen" schließen.
Gesegnete Kinder in die Welt hinaus zu lassen, fällt mir deutlich leichter, als ungesegnete Kinder los zu lassen. In diesem Punkt bin ich ein bisschen einfach gestrickt, weil ich den Segen wie eine Art Schutzzauber betrachte, obwohl ich natürlich weiß, dass es sich anders damit verhält.
Ich glaube, dass dieser Segen den Kindern eine Sicherheit vermittelt, ihnen Gewissheit gibt, dass sie nicht alleine sind, dass sie sich auf den lieben Gott verlassen können.
Bald werde ich unsere Kleinste ein letztes Mal stillen und gleichzeitg wehmütig zurück schauen und nach vorn blicken und mich darauf freuen, sie groß werden zu sehen und sie Stück für Stück mit Gottes Segen in die Welt hinaus lassen.
Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick.
Das könnte Sie auch interessieren:
Schicksal, Zufall oder doch der liebe Gott? https://t.co/yuMG8Kit0n via @CNAdeutsch
— Schwalbe (@GolondrinoJoe) August 7, 2018