Ökumenisches Patriarchat erkennt Unabhängigkeit der Orthodoxen Kirche der Ukraine an

Die Patriarchen Epiphanius und Bartholomaios
The Presidential Administration of Ukraine (CC BY 4.0)

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hat einen sogenannten "Tomos", (Dekret) der Eigenständigkeit (Autokephalie) in Bezug auf die Orthodoxe Kirche der Ukraine unterzeichnet und so offiziell deren Unabhängigkeit anerkannt. 

Der Tomos wurde am 5. Januar in der Georgskathedrale in Istanbul unterzeichnet, nachdem der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und Epiphanius I. Metropolit von Kiew und Primas der neu gegründeten "Orthodoxen Kirche der Ukraine", die göttliche Liturgie konzelebriert hatten. 

Unter den Anwesenden bei der Unterzeichnung des Dokumentes befanden sich auch der Staatschef der Ukraine, Petro Poroshenko, und einige ukrainische Würdenträger. 

Das Dekret wurde dann nach Kiew geschickt, wo Epiphanius es am 7. Januar, nach der göttlichen Liturgie in der Sophienkathedrale, öffentlich bekanntgab.
Die offizielle Anerkennung der Autokephalie ist der Höhepunkt eines Prozesses, der mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion begonnen hatte und durch die Annektierung der Halbinsel Krim an Russland im Jahr 2014 sowie durch die russischen Unterstützung der separatistische Rebellen im Osten der Ukraine beschleunigt wurde. 

Die Absicht des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, dass es nur eine einzige autokephale Kirche in der Ukraine geben solle, ist aus dem Wunsch heraus entstanden, die 30 Millionen ostkirchlichen Christen des Landes zu vereinen, die bis vor kurzem noch in drei Kirchen aufgeteilt waren: Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (abhängig vom russischen Patriarchat mit Sitz in Moskau) und zwei weitere Kirchen, die nach Autokephalie strebten, von den anderen orthodoxen Kirchen jedoch nicht anerkannt wurden.

Das Thema der Autokephalie für die orthodoxe Kirche der Ukraine ist ein Frage, die die Patriarchen von Moskau und Konstantinopel heftig entzweit; die orthodoxe Kirche von Moskau betrachtet diese Angelegenheit als etwas, das ihre Jurisdiktion und Autorität verletze.

Die erbittertste Auseinandersetzung begann, als der Patriarch von Konstantinopel am 7. September die Entsendung von zwei Vertretern nach Kiew ankündigte, um die ukrainische Autokephalie vorzubereiten. Daraufhin erklärte der Patriarch Kyrill I. von Moskau, er werde den Namen Batholomaios aus den Diptychen entfernen und nicht mehr mit ihm konzelebrieren.

Die Gemeinschaft unter den orthodoxen Kirchen drückt sich durch das Verlesen von bestimmten Namenslisten, der "heiligen Diptychen", in den Gottesdiensten aus, in denen die orthodoxen Primaten in ihrer Rangfolge erwähnt werden.
Pater Alexander Laschuk, ein ukrainischer griechisch-katholischer Priester, Experte für Kirchenrecht und Professor am St. Michael's College der Universität Toronto, erläuterte, für die orthodoxe Kirche in der Ukraine sei "es ein Zeichen der Reife, dass der Ökumenische Patriarch, welcher der primus inter pares ist, der Meinung sei, sie könne eine Kirche sein, die sich selbst leitet. Das ist wie ein Vertrauensbeweis für die Kirche in der Ukraine."

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Diese Entscheidung wird auch eine Debatte darüber auslösen, wie man die Autokephalie oder Autonomie erlangt, da "die Macht des Ökumenischen Patriarchen nicht die Macht des Heiligen Vaters ist. Somit ist es schwieriger zu sehen, auf welche Weise eine Entscheidung getroffen wird", so der Priester gegenüber der englischsprachigen CNA.

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Der Experte erklärte auch, dass diese Entscheidung "die Katholiken in Bezug auf den ökumenischen betreffen werde – nämlich im Sinne 'wer' unser Verhandlungspartner sein wird. Bislang stand der Heilige Stuhl nur mit einer orthodoxen Kirche in der Ukraine in Dialog, aber durch diese offizielle Anerkennung 'hat sich das sicherlich geändert'."

Er hob auch hervor, dass der Leiter der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk "sich freue, einen Partner zu haben, mit dem er wirklich dialogieren könne, auch wenn wir wissen, dass es die Einheit nicht schon morgen geben wird. Aber wenn man nicht reden kann, dann kann man auch nicht viel tun. Ich glaube, Seine Seligkeit wird sehr glücklich darüber sein, jemanden zu haben, mit dem er sprechen kann und der auf gleicher Wellenlänge ist. Das war zuvor nicht der Fall."

Er warnte auch, dass sich "ganze Regionen der Ukraine", den Adventisten oder den Pfingstkirchen anschließen. Deshalb sei "die Zusammenarbeit der traditionellen Kirchen, auch um den anderen Gruppierungen entgegenzuwirken, eine gute Sache."

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