7. März 2019
Ende Februar veranstaltete der Heilige Stuhl bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf, zusammen mit anderen religiösen Organisationen eine Podiumsdiskussion zum Thema: "Überdenken der Arbeit und der Zukunft der Arbeit - eine interreligiöse Perspektive". Dies war die erste interreligiöse Veranstaltung, die jemals bei der ILO stattfand.
Ich sprach mit dem Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (WCC).
Chris Peschken, EWTN-Korrespondent: Reverend, mein erster Gedanke war: Dies ist die ILO ein Teil der Vereinten Nationen und hier nun im Grunde genommen eine interreligiöse religiöse Veranstaltung. Das ist sehr ungewöhnlich, nicht wahr?
Pfarrer Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen: In der ökumenischen Bewegung, ich meine, wie die Kirchen zusammenarbeiten und zusammenkommen, geht es darum, gemeinsam Kirche 'in der Welt' zu sein… Und Arbeit ist aus der christlichen Sicht eine der grundlegenden Dimensionen des Lebens …ist eine Berufung Gottes zum Gemeinwohl. Warum also nicht mit der ILO die Experten auf diesem Gebiet sind, darüber diskutieren und gemeinsam mit anderen Glaubensgemeinschaften diskutieren? Wie können wir eine Welt fördern, in der die Arbeit auf anständige Weise organisiert ist, in der die Arbeitswelt so geregelt ist, dass sie auch denen dient, die Arbeit brauchen, aber auf rechtgläubige Weise.
Die katholische Kirche ist kein Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen, aber Sie arbeiten, das habe ich gelernt, als Papst Franziskus hier war, seit 50 Jahren oder sogar länger bereits zusammen.
Fykse Tveit: Wir bestehen aus 350 Mitgliedskirchen, von denen fast alle orthodoxe Kirchen, sowohl die ost- als auch die orientalisch-orthodoxen Kirchen, Mitglieder sind, und einige von ihnen waren auch Gründungsmitglieder, also von Anfang an dabei. Die Initiative, eine der sehr wichtigen Initiativen zur Gründung eines Ökumenischen Rates der Kirchen, ging 1920 vom Ökumenischen Patriarchen aus. Der sagte dass wir einen Rat brauchen, einen Weg, um uns den Realitäten des anderen zu stellen, aber auch einander als Menschen und Gläubige, eine Zusammengehörigkeit demonstrieren zwischen den meisten protestantischen Kirchen, die anglikanisch-lutherisch reformierte Methodisten und einige andere Kirchen wie die Kirchen des Afrikanischen Instituts und die Vereinigten Kirchen.
Die römisch-katholische Kirche war zwar nie Mitglied, aber seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es einen sehr engagierten und umfassenden Dialog zwischen den beiden und den verschiedenen Formen der Zusammenarbeit. Wir hatten auch sehr wichtige gemeinsame Erklärungen über interreligiöse Beziehungen, über das gemeinsame Zeugnis in einer interreligiösen Welt über Themen, die hier und in Rom auf unserer Tagesordnung stehen. Darüber hinaus ist die römisch-katholische Kirche aber auch Mitglied in zwei unserer Kommissionen, der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, die sich besonders auf Fragen der Lehre, aber auch der Theologie und der Einheit der Kirche konzentriert. Hier ist die römisch-katholische Kirche Vollmitglied, und ich würde sagen, eines der aktivsten und stärksten Mitglieder. Das gilt auch für unsere Kommission für Weltmission und Evangelisation.
Während der Podiumsdiskussion wies Reverend Tveit darauf hin, dass für menschenwürdige Arbeit für alle das 'gemeinsame Beten und Gehen' auch die gemeinsame Zusammenarbeit sein muss.
Wie passt das hier in das UN System hinein, das Beten?
Pfarrer Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen: Eigentlich ist dieser Hinweis auf das Beten, Gehen und Zusammenarbeiten ein Hinweis auf das Motto des Besuchs von Papst Franziskus beim Ökumenischen Rat der Kirchen im vergangenen Jahr, wo wir uns ziemlich schnell einig waren, dass wir das gemeinsam so ausdrücken wollen, und ich denke, wir sehen heutzutage, eine enorm große Bewegung in Richtung einer besseren Zusammenarbeit zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Ökumenischen Rat der Kirchen. Denn wir wissen, dass wir so viel gemeinsam tun sollten und gemeinsam tun können. Es gibt viele Bereiche, in denen wir die gleichen Werte vertreten, die gleichen Strategien und das gleiche Verständnis dafür, was zu tun ist. Und deshalb glaube ich, dass es nur natürlich ist, dass die Auseinandersetzung mit der Situation der Arbeitnehmer, der zukünftigen Arbeit, eines dieser Themen ist, das für die Menschen wirklich wichtig ist... und deshalb für uns als Kirchen wichtig ist.
Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten des Heiligen Stuhls, erinnerte an die "einzigartige Rolle" der ILO bei der Entwicklung einer "humanzentrierten Wirtschaftsagenda". Die soziale Gerechtigkeit, die eine der Säulen der ILO ist, müsse dabei das Leitprinzip sein.
Im Zeitalter der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz, wie kann die Kirche, einige mögen das fragen, überhaupt über dieses Thema sprechen, es gibt nichts darüber in der Bibel?
Pfr. Dr. Olav Fykse Tveit Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen:
Nein, aber die Bibel spricht in so vielen Geschichten und vielen Überlegungen von der Ehrlichkeit der Arbeit, aber auch über die angemessene Bezahlung der Arbeit. Jesus selbst gibt auch einige Beispiele. Er sagt, dass es im Reich Gottes andere Bewertung Maßstabe, insbesondere was die Reichen angeht gibt, die sie gewisser Maassen zwingen, den Grund zu überdenken warum sie reich sind und was es bedeutet reich zu sein? Das eine Verantwortung gefragt ist und auch ein Risiko besteht, den Sinn des Lebens zu verpassen, wenn man sich zu sehr auf sein eigenes Vermögen konzentriert. Diese Punkte in den biblischen Texten haben eine tiefere Bedeutung.
Und ich denke, viele in den UN-Organisationen und internationalen Organisationen erkennen jetzt auch das Potenzial einer Zusammenarbeit mit uns und anderen Glaubensgemeinschaften. Denn wenn sie tatsächlich einen Einfluss auf das Geschehen im täglichen Leben von Menschen haben wollen, sehen sie, dass Kirchenführer oder Pastoren oder wer auch immer wir sind, der Realität der Menschen viel näher stehen als manche UN-Spezialisten oder internationale Experten.
Die Konferenz bot viele interessante Gesichtspunkte, aber für uns die religiöse Organisationen vertraten und die eingeladen wurde das Thema Arbeit zu diskutieren war wichtig, dass wir erlebt haben, dass wenn wir alle zusammenkommen und darüber reden, wir sehen, dass wir vieles gemeinsam haben. Das war auch für uns eine gute Erfahrung.
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Ein Diskussionsteilnehmer kam zu dem Schluss, dass die Religionen nicht nur das Potenzial, sondern auch die Verantwortung haben, die friedensschaffenden Konzepte des Dialogs zu verstärken, besonders in diesen Zeiten des zunehmenden Nationalismus und der Unsicherheit über von Menschen verursachte Katastrophen und Ungerechtigkeiten.
Chris Peschken ist UN Genf-Korrespondent für EWTN. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen: www.peschken.media
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