20. März 2019
Anlässlich des Internationalen Frauentages organisierte das Genfer Zentrum bei den Vereinten Nationen Genf eine Podiumsrunde unter dem Titel: "Muslimische Frauen zwischen Klischee und Realität – eine objektive Darstellung".
Dabei wurde - neben anderen verwandten Themen - auch der Status der Frauenrechte und der Gleichstellung der Geschlechter in der arabischen Welt, aber auch ganz allgemein in der ganzen Welt diskutiert.
Dr. Amir Dziri, Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg, Schweiz übte Kritik an den üblichen Antworten der islamischen und arabischen Welt auf die Anschuldigung des Westens oder des westlichen Säkularismus. Er sagte:
"Zu behaupten, dass die politische und sexuelle Emanzipation von Frauen im Islam und der arabischen Kultur immer und ursprünglich beabsichtigt war beschreibt offensichtlich nicht die Realitäten von Frauen, die dort leben."
Ich sprach mit Nassima Baghli, Vertreterin der Islamischen Organisation für Kooperationen (OIC) bei der UN in Genf.
Chris Peschken, EWTN-Korrespondent: Was nun die arabischen Länder betrifft, so haben viele Menschen ja die Vorstellung, dass vor allem Frauen unterdrückt werden. Sieht man dort denn irgendwelche Gegenbewegungen? Sehen Sie welche?
Nassima Baghli: "Natürlich. Es ist mehr und mehr sichtbar. Der Hauptfaktor ist die Bildung. Mädchen werden ausgebildet und manchmal, das wissen die meisten Leute nicht, übersteigen die Zahlen sogar die Zahlen von Jungen an Universitäten zum Beispiel. Die Mädchen leisten einen guten Job in der Schule und an Universitäten. Und das ist hier wirklich ein Faktor der Veränderung. Muslimische Gesellschaften verändern sich tatsächlich unter unseren Augen durch die Ausbildung von Mädchen. Das bezeichnen wir als 'transformative' Veränderung."
Frau Botschafterin, glauben Sie nicht auch, dass leider ein großer Teil der Massen Medien insbesondere Hollywood, Online Medien und so weiter, ein falsches Bild propagieren, wenn es um Frauen geht, insbesondere muslimische Frauen?
Nassima Baghli: "Ja, ich denke, Du hast (leider) Recht. Es ist wahr, dass die Mainstream-Medien kein wirklich positives Bild von muslimischen Frauen vermitteln Also brauchen wir wirklich ein klares Verständnis dafür, was das Problem ist, und müssen dieses unwahre Bild wirklich korrigieren, denn was die muslimischen Frauen angeht so untergraben wir hier ihre Menschenrechte, als Frauen, die in westlichen Ländern oder sogar in muslimischen Ländern leben. Es geht also um das Image der muslimischen Frauen. Und dieses müssen wir unbedingt korrigieren."
Die Podiumsredner verwiesen auf die jüngste Fixierung auf Frauen, die ein Kopftuch, einen Schleier tragen, insbesondere um Versuche dies gesetzlich zu verbieten.
Botschafter Idriss Jazairy, Direktor des Genfer Zentrums für die Förderung der Menschenrechte und den globalen Dialog verwies auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte :" Es ist daher unzulässig zu versuchen, zu verhindern, dass Frauen die Freiheit, entweder allein oder in der Gemeinschaft, genießen, ich zitiere hier die Erklärung der Menschenrechte, eine Allgemeine Erklärung...die Freiheit, entweder allein oder in Gemeinschaft mit anderen, und ich betone: in der Öffentlichkeit... in der Öffentlichkeit... oder privat, um ihre Religion oder ihren Glauben zu manifestieren, Zitat Ende..."
Das Kopftuch ist nicht unbedingt ein religiöses Symbol?
Nassima Baghli: "Nein, ist es nicht, aber es kann manchmal sein, aber nicht immer unbedingt. Du verstehst schon. Man sollte also vermitteln, dass der Schleier, das Kopftuch nicht automatisch religiöse Symbole sind. Ich denke, sie gab es sogar bereits vor den Religionen Und der Schleier bedeutet auch nicht Unterwerfung. Die meisten der Frauen heutzutage, tragen freiwillig einen Schleier. Es ist also eine persönliche Entscheidung, und wir müssen diese Entscheidung respektieren. Es gibt Frauen, die Schleier oder Kopftücher tragen, die zu Schulen gehen, die an Universitäten arbeiten. Also, warm dieses Problem mit dem Schleier?"
Das Podium erinnerte an die gemeinsame Historie des Kopftuchs der drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam und dass es eher eine Brücke zwischen Kulturen und Religionen als ein Auslöser der Zwietracht sein sollte. Es wäre an der Zeit, jetzt die Klischees betreffend muslimische Frauen und der Muslime im Allgemeinen zu korrigieren und den Islam nicht automatisch mit Gewalt in Verbindung zu bringen, ein Thema, das auch Papst Franziskus oft angesprochen hatte. "Ich denke eine Gleichstellung zwischen dem Islam und Gewalt ist falsch. Das ist ungerecht und auch nicht wahr."
Nassima Baghli: "Es ist wichtig das wir das wirklich verstehen. Wir sprachen über die Medien. Wir haben über viele, viele Themen gesprochen, aber wir brauchen Leute, die uns über diese Themen aufklären. Ich zum Beispiel habe gerade hier vor dem Forum über Globalisierung und Vielfalt gesprochen. Und Globalisierung bedeutet nicht das alles uniform ist. Also vor dem Hintergrund der Globalisierung, müssen wir das respektieren, was wir 'Vielfalt' nennen. Und es ist kein Widerspruch. Wir können in einer globalisierten Welt vielfältig sein. "
Laut den Podiumsteilnehmern würde die Allgemeinheit, die Medien als auch Politiker die Tatsache ignorieren, dass es zum einen für Frauen eine Selbstverwirklichung darstelle kein Kopftuch zu tragen, jedoch für andere das Gleiche bedeute, indem sie es tragen. Vielfalt wäre das eigentliche Thema. Papst Franziskus dazu: "Vielfalt ist keine Bedrohung, lasst uns Frieden mit Vertrauen schaffen".
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Chris Peschken ist UN Genf-Korrespondent für EWTN. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen: www.peschken.media
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— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) February 13, 2019
Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten der Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.