Vatikanstadt - Donnerstag, 11. Februar 2016, 14:38 Uhr.
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ist bereits in vollem Gange. Die Heiligen Pforten in Rom und in zahllosen Diözesen sind bereits geöffnet, die Beichtstühle besetzt.
In der Induktionsbulle "Misericordiae Vultus" kündigte Papst Franziskus im vergangenen Jahr an, sogenannte Missionare der Barmherzigkeit auszusenden, die als Multiplikatoren des Jubeljahres die Barmherzigkeit Gottes in die ganze Welt hinaustragen sollen, besonders in Gestalt des Bußsakramentes.
Dazu werden ungefähr 1,000 Missionare entsandt. Pater Julian Backes aus Duisburg ist einer der 19 aus Deutschland und war mit CNA im Gespräch, um seine Mission für dieses Jahr zu erläutern.
"Der Bischof hat meinen Abt gefragt, der Abt hat mich gefragt und ich habe gern zugesagt", erklärt der Prämonstratenser am Aschermittwoch kurz vor der Heiligen Messe mit Papst Franziskus.
Ausgesandt um Barmherzigkeit zu predigen
Zuvor, am Dienstag, hatte Franziskus die Missionare in den Apostolischen Palast eingeladen, um höchstpersönlich die "Einsatzbesprechung" zu leiten. "Er hat sehr persönlich gesprochen, er ist sehr häufig vom Redemanuskript abgewichen, aber zwei Punkte hat er ganz besonders betont. Und zwar, dass der Beichtstuhl ein Ort der Gegenwart Gottes ist; das heißt, es geht nicht darum, mit dem Priester ins Reine zu kommen, sondern darum, mit Gott ins Reine zu kommen", zitiert Backes den Papst. Der Heilige Vater erinnerte daran, "dass die Menschen im Beichtstuhl letztlich nicht mit dem Priester reden, sondern mit Gott und dass es Gott ist, der mit ihnen spricht, wenn die Sünden vergeben werden".
Franziskus ermahnte die Priester außerdem, dass sie "mit bestem Beispiel vorangehen sollen: Ein Priester, der selbst nicht beichtet, kann kein glaubwürdiger Missionar der Barmherzigkeit sein und auch im Grundsatz kein glaubwürdiger Verkündiger des Evangeliums von der Umkehr".
Beichte ist die zentrale Botschaft des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit
Mit dieser Geste möchte der Papst das vielerorts vergessene Bußsakrament wieder in den Mittelpunkt rücken. "Wir haben zwei Aufgaben: einerseits die Unterstützung der Bischöfe beim Verkündigungsdienst in Sachen Beichte, Buße, Barmherzigkeit; andererseits die Spendung des Sakramentes der Versöhnung." Zu diesem Zweck hat jeder Missionar vom Papst ein Dekret und eine violette Stola erhalten. Die Stolen wurden in Zusammenarbeit mit EWTN finanziert.
Das päpstliche Ernennungsdekret ermächtigt die Priester, bestimmte Straftatbestände, die normalerweise dem Apostolischen Stuhl vorbehalten sind, selbstständig zu behandeln. "Jeder Priester kann von allen Sünden lossprechen, das ist klar." Bei den übertragenen Spezialvollmachten gehe "es nicht im Kern um die Absolution, sondern um den Umgang mit den mit Exkommunikation belegten Taten", erklärt Pater Julian. "Es ist allerdings nicht so, dass wir Missionare die Exkommunikation in allen Fällen aufheben können, unsere Vollmachten beschränken sich vielmehr auf vier Straftaten."
Vier schwere Straftaten, die automatisch zur Exkommunikation führen
"Zunächst das Wegwerfen der Eucharistie oder das Entwenden bzw. Zurückbehalten in sakrilegischer Absicht. Außerdem körperliche Gewalt gegen den Römischen Pontifex."
Darüber hinaus zwei Sünden im Bezug auf die Beichte selbst, deren Begehen eine Exkommunikation zur Folge hätte: den direkten Bruch des Beichtgeheimnisses und die "absolutio complicis", also die Lossprechung von einer Sünde gegen das sechste Gebot, bei welcher der Beichtvater selbst beteiligt war.
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Von diesen Sünden können die päpstlichen Missionare der Barmherzigkeit lossprechen: https://t.co/7IM5ekJsf0 pic.twitter.com/1JohvHD4zt
"Diese Delikte kommen in der Praxis nur sehr selten vor, woran sich die eigentliche Intention des Papstes erkennen lässt: die Beichtväter zu stärken und die Notwendigkeit des Bußsakramentes für jeden Gläubigen in Erinnerung zu rufen."
Papst Franziskus habe mit vielen Initiativen die Aufmerksamkeit auf das Jahr der Barmherzigkeit gelenkt, jetzt müssten die Impulse aus den jeweiligen Ländern kommen, so Backes. "Was jetzt konkret in Deutschland auf uns wartet, ist noch nicht klar. Der Papst hat mit dieser Initiative – um das mal in Fußballersprache auszudrücken – einen starken Abstoß gemacht; der Ball liegt nun bei uns im Feld – im Feld der Bischöfe, der Gläubigen vor Ort und nicht zuletzt bei uns Missionaren."
Hoffnung, dass das Heilige Jahr in Deutschland genutzt wird
Der Missionar stellt sich vor, dass Katechesereihen, besondere Beichttage und Initiativen im Rahmen bereits bestehender Veranstaltungen, wie dem Katholikentag, organisiert werden könnten. "Eine Schlüsselrolle kommt den Bischöfen zu. Es ist ihr Vorrecht – so schreibt der Papst –, uns einzuladen. Darauf freue ich mich."
Weiterhin betont er, dass dieses Jahr in Deutschland nicht ungenutzt vorüberziehen sollte. "Es hat ja in der Vergangenheit nicht immer optimal funktioniert, vatikanische Initiativen aufzugreifen. Das war beim Priesterjahr leider so, das war beim Jahr des Glaubens leider so, das war beim Jahr des gottgeweihten Lebens leider so. Das darf in einem Heiligen Jahr nicht auch so werden. Dafür ist die Chance, die der Papst uns gibt, einfach zu wertvoll."
Dazu empfiehlt er zunächst den regen Gebrauch der bestehenden Möglichkeiten: "Ein klassisches Element eines Heiligen Jahres ist die Wallfahrt an die Gräber der Apostel Petrus und Paulus. Dieses Mal ist es ein bisschen anders, denn das Heilige Jahr rückt viel näher an jeden heran. Es gibt sogar Heilige Pforten in den Diözesen", so der Prämonstratenser. "Die Barmherzigkeit Gottes soll praktisch mit den Händen greifbar werden."