Vatikanstadt - Mittwoch, 11. Dezember 2019, 9:58 Uhr.
Er war Kaplan der Solidarność. Die Menschen strömten zu seinen "Messen für das Vaterland". Er hat sich nie versteckt, sondern stets das Evangelium verkündet, auch wenn dies bedeutete, dem Martyrium entgegenzugehen. Als Märtyrer ist Jerzy Popiełuszko schließlich gestorben. Im Jahr 1984, im Alter von 37 Jahren, wurde er von drei Offizieren der Staatssicherheit entführt, gefoltert und mir Steinen an den Füßen in den Weichsel-Stausee geworfen.
35 Jahre nach seinem Tod hat die polnische Botschaft beim Heiligen Stuhl eine Ausstellung in der Päpstlichen Universität Urbaniana organisiert, über die der Vatikanist Andrea Gagliarducci auf ACI Stampa, der italienischen Schwesternagentur von CNA Deutsch, berichtet: Fotowände, detaillierte Texte, die nicht nur das Leben des Priesters erzählen, sondern auch davon, wie man in den Zeiten des Sozialismus in Polen gelebt hat. Ein hartes Leben für Katholiken, vor allem für Priester. Diese wurden zu besonders hartem Wehrdienst gezwungen, religiöse Gegenstände waren verboten, die Möglichkeit zum Gebet wurde ihnen genommen, sie waren Ziel von Spott und Hohn; die Kommunisten wollten das Priestertum nicht abschaffen, sie wollten regimetreue Priester. Aber Pater Jerzy war nur Christus treu.
Er versuchte, seine Familie nie zu beunruhigen. So war sein Tod war für alle überraschend. "Wir warteten darauf, dass er zurückkam. Wir haben nicht geglaubt, dass er tot sei. Von den Quälereien, die er in seiner Wehrdienstzeit erdulden musste, haben wir erst nach seinem Tod erfahren" erzählt Marek Popiełuszko im Gespräch mit ACI Stampa.
Marek, ein Neffe des Priesters, Sohn eines älteren Bruders, ist nach dem Tod seines Onkels nach Chicago ausgewandert, denn die Situation war für seine Familie nicht mehr sicher. Die drei Mörder des Onkels wurden verhaftet und zu langen Haftstrafen verurteilt. Das Urteil wurde jedoch später abgemildert. Die Partei hatte immer erklärt, sie hätten allein gehandelt, ohne Auftrag "von oben". Die Tatsache, dass Pfarrer Popiełuszko für alle unbequem war, bleibt bestehen.
"Er war der richtige Mann am richtigen Platz", so Marek Popiełuszko. "Er hat für das Volk gekämpft und das Volk hat das anerkannt." Bei seinem Begräbnis waren 400.000 (manche sprechen von bis zu 800.000) Menschen zugegen, eine unglaubliche Menge für diese Zeiten, in denen es keine sozialen Netzwerke zur Verbreitung von Nachrichten, dafür aber kommunistische Kontrolle gab. Der Mord schlug hohe Wellen; die Menschen kamen, sie ließen sich nicht einmal von der damals geltenden Ausgangssperre abhalten.
Marek Popieluszko erinnert sich an die "außergewöhnliche Stimmung an diesem Tag. Wir hatten es erst gar nicht gemerkt und realisierten erst später, wie viele Menschen gekommen waren, um sich von Jerzy zu verabschieden. Nach seinem Tod hatte niemand mehr Angst."
Man sprach sofort über eine mögliche Seligsprechung aufgrund des Martyriums, aber das Martyrium wurde erst nach einer gewissen Zeit anerkannt und Jerzy Popiełuszko wurde schließlich am 6. Juni 2010 seliggesprochen.
Sein Neffe erklärt, Pater Jerzy könnte auch bald heiliggesprochen werden, denn "es ist bereits das (dafür nötige A.d.R.) Wunder geschehen, an einem 14. September, dem Tag der Ermordung Pater Jerzys. Das Wunder geschah in Frankreich und wird nun im Vatikan geprüft."
Als Pater Jerzy starb, war Marek Popiełuszko 14 Jahre alt. "Ich kann mich sehr gut an ihn erinnern. Die meisten Begegnungen waren Begegnungen in der Familie; in den Solidarność-Zeiten trafen wir uns nicht oft. Ich war einige Male in Warschau, bei den Heiligen Messen, die er zelebrierte."
"Wie gesagt, niemand in der Familie hatte mit der Ermordung gerechnet. Es gab Drohungen gegen Pater Jerzy, aber das hat er der Familie nie erzählt; er hat auch nicht erzählt, dass er nach seiner Zeit beim Wehrdienst krank war und dass sie ihn misshandelten. Wir haben das alles erst nach seinem Tod erfahren."
Pfarrer Popiełuszko stand in Kontakt mit Kardinal Stefan Wyszyński, dem Primas von Polen, und bat deshalb, in Warschau ins Priesterseminar einzutreten. Man sagt auch, der modus operandi des jungen Bischofs und späteren Kardinals Karol Wojtyłas habe ihn inspiriert. Es ist jedoch nicht sicher, dass die beiden sich je getroffen hätten.
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"Pater Jerzy war viermal in den Vereinigten Staaten, zuletzt 1976 zum Eucharistischen Kongress in Philadelphia. Viele polnische Bischöfe waren ebenfalls dort, darunter auch Karol Wojtyła. Es ist möglich, aber nicht gesichert, dass sich die beiden begegnet sind."
1979 kommt Karol Wojtyła erstmals als Papst Johannes Paul II. in seine polnische Heimat. "Der Papst sprach mit starken Worten, er sagte nie irgendetwas gegen jemanden, aber er sprach mit Kraft; das Volk hatte zuvor durch sein Schweigen gesprochen" so Marek Popiełuszko. Und für Jerzy war das eine Inspiration. Später wird dieser Papst als Pilger sein Grab besuchen.
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