Warschau/Rom - Donnerstag, 6. Februar 2020, 15:44 Uhr.
Erzbischof Stanislaw Gadecki hat dazu aufgerufen, Papst St. Johannes Paul II. zum Kirchenlehrer und achten Patron Europas zu ernennen.
In einem Brief an die Bischöfe der Weltkirche erinnert der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz an die Rolle des heiligen Papstes bei der Überwindung des Eisernen Vorhangs und Annäherung von West- und Osteuropa.
"Fünfzig Jahre sowjetischer Herrschaft in Ost- und Mitteleuropa haben in den Köpfen vieler Menschen ein Bild von Europa gezeichnet, das nur aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und den skandinavischen Ländern besteht. Man könnte sagen, dass Johannes Paul II. halb Europa von der 'Nichtexistenz' 'zurückgebracht' hat, [er brachte] ein großes und wunderbares Erbe kultureller und christlicher Wurzeln mit", schreibt Gadecki.
Karol Wojtyla wurde 1946 zum Priester der Erzdiözese Krakau geweiht, kurz nachdem eine von der Sowjetunion unterstützte kommunistische Regierung in Polen an die Macht gekommen war. Pfarrer Wojtyla setzte sich angesichts des antireligiösen Regimes für die Religionsfreiheit und das Christentum ein.
Wojtyla wurde 1958 zum Bischof geweiht und kämpfte in seiner hohen Position gegen die Kommunisten für das Recht, eine katholische Kirche in Nowa Huta (Neue Hütte) zu bauen. Die Stadt wurde eigens von den Kommunisten als eine "Stadt ohne Gott" errichtet.
Während seiner Zeit als Erzbischof von Polen inszenierte Woytjla eine traditionelle Marienprozession mit einem leeren Rahmen, in dem normalerweise die Ikone der Muttergottes von Tschenstochau zu sehen ist - die Kommunisten hatten die Prozession religiöser Ikonen verboten, nicht aber von Rahmen.
Als Papst kehrte Johannes Paul II. 1979 für neun Tage – statt der geplanten zwei – in sein Heimatland Polen zurück und überbrachte seinem Volk, das noch unter kommunistischer Herrschaft stand, eine Botschaft der Hoffnung und Solidarität.Der Kampf des katholischen Polens gegen den Kommunismus war auch ein Einfluss auf die Wiedervereinigung Deutschlands.
Der damaige US-Präsident Ronald Reagan und Papst Johannes Paul II. trafen sich vor dem Fall des Eisernen Vorhangs insgesamt viermal, darunter nur sechs Tage vor der berühmten "Riss der Mauer"-Rede des Präsidenten im Jahr 1987. Auch der Führer der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, traf sich 1989 mit Papst Johannes Paul II. – und sagte später, dass der Fall des Eisernen Vorhangs ohne ihn nicht möglich gewesen wäre.
Derzeit gibt es 36 Kirchenlehrer – und Europa hat bislang sieben heilige Patrone: Der heilige Benedikt von Nursia wurde 1964 von Papst Paul VI. zum "Schutzpatron von ganz Europa" erklärt. Während seines Pontifikats erklärte Papst Johannes Paul II. dazu auch die Heiligen Kyrill und Method, die Heilige Brigitte von Schweden, die Heilige Katharina von Siena, die Heilige Teresa Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) und die Heilige Jadwiga von Polen.
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