Vatikanstadt - Montag, 27. April 2020, 10:03 Uhr.
Der Präfekt der Kongregation für die Bischöfe und Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, Kardinal Marc Ouellet, hat erklärt, mehr Frauen sollten in der Priesterausbildung in den Seminaren mitwirken. Darüber berichtete die englischsprachige CNA.
"Ich glaube, im Kontext der Ausbildung zu lernen, mit Frauen in Beziehung zu treten, ist für einen Priester ein menschlicher Faktor, der das persönliche und affektive Gleichgewicht fördert" so der kanadische Kardinal in einem Interview für die Maiausgabe der Monatszeitschrift Donne, Chiesa, Mondo (Frauen, Kirche, Welt), die zum Osservatore Romano gehört.
"Die Erfahrung der Zusammenarbeit mit Frauen auf gleicher Ebene hilft dem Priesteramtskandidaten, sich seinen zukünftigen Dienst vorzustellen und wie er die Frauen respektieren und mit ihnen zusammenarbeiten wird", so der Kardinal.
Ouellet betonte, die Frauen könnten auch "auf dem Gebiet der Theologie, der Philosophie und als geistliche Lehrerinnen in der Prüfung der Berufungen mitwirken."
"Auf diesem Gebiet brauchen wir die Meinung der Frauen, ihre Intuition, ihre Fähigkeit, die menschliche Seite der Priesteramtskandidaten und ihre emotionale und psychologische Reife zu verstehen" präzisierte er.
"Es ist ebenfalls notwendig den Grad an Freiheit der Kandidaten, ihre Fähigkeit zu Kohärenz und zur Erstellung eines Lebensplans, sowie ihre psychosoziale und psychoaffektive Identität zu beurteilen.
Kardinal Ouellet erklärte, die Frauen könnten in der geistlichen Begleitung helfen, er halte es jedoch für besser, wenn die geistlichen Leiter in den Seminaren Priester wären.
"Es geht nicht nur darum, die Frauen zu fördern, sondern sie als integralen Teil der gesamten Ausbildung zu betrachten" so weiter der Kardinal.
Auf die Frage, warum es manchmal ein gewisses "Unbehagen" zwischen Priestern und Frauen gebe, kommentierte der Kardinal, das Problem gehe wohl tiefer als ein Mangel in der Erziehung im Hinblick auf die Art und Weise "wie die Frau in der Familie behandelt wird".
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"Für eine Priester, einen Seminaristen kann die Frau als eine Gefahr angesehen werden. In Wirklichkeit sind die echte Gefahr die Männer, die keine ausgeglichene Beziehung zu den Frauen haben. Das ist etwas, das wir radikal ändern müssen" so der Kardinal.
"Deshalb ist es in der Ausbildung notwendig, dass es Kontakt, Vergleich, Austausch" mit den Frauen gibt. "Das hilft dem Kandidaten, mit den Frauen auf natürliche Weise zu interagieren und sich der Herausforderung zu stellen, die die Präsenz der Frauen, die Anziehungskraft der Frauen darstellt."
"Das muss von Anfang an gelehrt und gelernt werden – und nicht die zukünftigen Priester isolieren, die sich dann in der brutalen Realität wiederfinden und die Kontrolle verlieren können" warnte Kardinal Ouellet.
Auf die Frage, ob eine stärkere Präsenz von Frauen in Seminaren dazu beigetragen hätte, einige der Missbrauchsfälle in der Kirche zu verhindern, antwortete der Kardinal: "Darin ist sicher ein Teil Wahrheit".
Der Präfekt der Bischofskongregation verwies darauf, dass bei fehlender Interaktion zwischen Männern und Frauen "die Gefahr besteht, Kompensationen zu entwickeln", die sich in einer unguten Beziehung zum Essen, in der Ausübung von Macht oder in geschlossenen Beziehungen äußern können, die zu Manipulation und Kontrolle werden... und zu Gewissensmissbrauch und sexuellem Missbrauch führen können."
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