Vatikanstadt - Freitag, 25. März 2016, 19:17 Uhr.
Auch am Karfreitag ging es um die Terror-Angriffe auf Brüssel. Der Prediger des Papstes, Raniero Cantalamessa, sprach dabei jedoch darüber, dass Barmherzigkeit die Welt retten werde. Der Kapuzinerpater sagte im Rahmen der Karfreitagsliturgie im Petersdom: “Das Gegenteil von Barmherzigkeit ist nicht Gerechtigkeit, sondern Rache”.
Am 22. März hatten Kämpfer des Islamischen Staates am Flughafen und einer U-Bahnstation mitten in der belgischen Hauptstadt Bomben entzündet. Über 30 Menschen starben; dutzende weitere wurden verletzt. “Der Hass und die Brutalität der Terror-Angriffe diese Woche in Brüssel helfen uns, die göttliche Macht der letzten Worte Christi zu verstehen: ‘Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun’”, sagte Pater Cantalamessa.
“Dadurch, dass er Sündern vergibt, verzichtet Gott nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Rache; er wünscht nicht den Tod eines Sünders, sondern will, dass sich der Sünder bekehrt und lebt”, fügte er hinzu.
Der Kapuzinerpater rief zu einer “Entmythologisierung der Rache” auf, welche so viele Geschichten auf Bildschirmen und in Video-Spielen präge, in denen ein “guter Held” Rache suche.
Auch außerhalb dieser Fiktion verursache der Mythos der Rache viel Leiden auf der Welt, “sei es in persönlichen Beziehungen oder zwischen Staaten und Nationen”.
Feier vom Leiden und Sterben Christi
Pater Cantalamessas Anmerkungen folgten der auf Latein gehaltenen liturgischen Erzählung vom Leiden und Sterben Christi. Papst Franziskus führte die Gläubigen in der Anbetung des Kreuzes an, bei der alle Anwesenden eingeladen waren, sich dem hölzernen Kruzifix zu nähern und die Füße Jesu zu küssen.
Feier vom Leiden und Sterben Christi: Karfreitag im Petersdom https://t.co/YrJUYRNf8u
Barmherzigkeit, Ehe und Familie
In seiner ausführlichen Predigt betonte der päpstliche Prediger auch die Rolle der Barmherzigkeit in Ehe und Familie. Diese seien “das allerwertvollste und zerbrechlichste in der Welt heute”, so Pater Cantalamessa. Er verglich die Ehe von Mann und Frau mit dem Verhältnis Gottes mit der Menschheit.
“Am Anfang war die Liebe, nicht die Barmherzigkeit. Barmherzigkeit kommt erst nach der Sünde der Menschheit”, predigte er, und fuhrt fort: “So ist es auch in der Ehe - am Anfang ist es nicht Barmherzigkeit, sondern Liebe. Menschen heiraten nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus Liebe”.
Nach dieser ersten Phase jedoch bedürfe es der Barmherzigkeit, um nicht in der Routine und an Herausforderungen kaputt zu gehen. So füge die Barmherzigkeit die Agape dem Eros bei, erklärte der Prediger.
Ehemann und Ehefrau sollten einander verzeihen, statt über einander zu urteilen. Mehr noch: In der Ehe gehe es nicht nur darum, zu verzeihen können, sondern “um Mitleid, Güte, Demut, Sanftmut und Geduld”.
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