Maputo - Montag, 6. Juli 2020, 11:13 Uhr.
Bewaffnete Aufständische haben Ende Juni zum wiederholten Mal die Hafenstadt Mocímboa da Praia im Norden von Mosambik angegriffen. Zahlreiche Einwohner flüchteten in Panik. Herkunft und Hintergründe der Milizen sind unklar. Sie behaupten, in Verbindung mit dem "Islamischen Staat" zu stehen. Beobachtern zufolge könnten die Terroristen der islamistischen Gruppe "Al Sunnah wa Jama’ah" (ASWJ) angehören.
Die Ordensschwester Graça Guitate von den "Töchtern des Unbefleckten Herzens Mariens" bestätigte gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not", dass "der Angriff am 27. Juni gegen fünf Uhr morgens begann". Die Kämpfe zwischen den Terroristen und der Armee hätten bis zum Mittag angedauert und viele Opfer gefordert. "Von Schäden an der Infrastruktur wird zwar nichts berichtet, aber es heißt, dass viele Soldaten getötet wurden", erklärte die Ordensfrau, die in der 300 Kilometer südlich gelegenen Stadt Pemba lebt.
Menschen mussten Enthauptung ihrer Angehörigen mitansehen
In ihrer Mitteilung an "Kirche in Not" beschreibt Schwester Graça ein "humanitäres Chaos" in der Region. Seit Wochen seien dort tausende Menschen vor terroristischen Angriffen auf der Flucht. "Wir kennen ihre Gesamtzahl nicht. Es sind sehr viele Menschen. Die Regierung leistet Hilfe, und wir seitens der Diözese betreuen sie, zum Beispiel mit Lebensmitteln", erklärte die Ordensfrau. Auch würden die Menschen wegen der Corona-Pandemie mit Schutz- und Hygieneausrüstung versorgt. Es gäbe Überlegungen, wie die Kirche die Menschen seelsorgerisch und psychologisch unterstützen könne: "Die Menschen brauchen nicht nur Nahrung, sondern auch geistliche Betreuung. Denn sie haben oft mit angesehen, wie ihre Eltern und Geschwister enthauptet wurden."
Die Hafenstadt Mocímboa da Praia wurde laut lokalen Medienangaben bereits zum vierten Mal angegriffen. Da in der weiteren Umgebung derzeit Anlagen zur Verarbeitung der Offshore-Gasreserven Mosambiks errichtet werden, dürfte diese Eskalation die Investoren verunsichern und die wirtschaftliche Lage des Landes weiter destabilisieren. Das könnte eines der Ziele der Terroristen sein, deren Motivation und Unterstützer weitgehend unbekannt sind. Beobachter vermuten eine Mischung aus wirtschaftskriminellen und religiösen Gründen. In der Vergangenheit wurden auch wiederholt christliche Kirchen angegriffen.
Die ganze Provinz Cabo Delgado steht jetzt im Kreuzfeuer des Terrors
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Schwester Joaqina Tarese, die ebenfalls zur Kongregation der "Töchter des Unbefleckten Herzen Mariens" gehört, befürchtet, dass die Terroristen die gesamte Provinz Cabo Delgado unter ihre Kontrolle bringen könnte. "Am Anfang schien das Interesse der bewaffneten Gruppen ausschließlich auf den nördlichen Teil der Provinz gerichtet zu sein. Aber jetzt breiten sie sich auch im Süden aus", schreibt Schwestern Joaqina an "Kirche in Not".
Auf Bitten des zuständigen Bischofs Luiz Fernando Lisboa aus Pemba unterstützt das Hilfswerk das Überleben und die Arbeit von vier weiblichen Ordensgemeinschaften und gibt Mess-Stipendien an die Priester der Diözese weiter. Diese verfügen sonst über keinerlei Einkommen und unterstützen aus diesen Gaben vielfach auch ihre Gemeinden. Der Bischof schätzt, "dass mehr als 1100 Menschen ermordet wurden und mehr als 200.000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten." Hunderte Menschen seien vermisst. In seiner Diözese seien zahlreiche Dörfer "völlig verlassen". In seinem Hilfsgesuch an "Kirche in Not" erinnert er daran, dass "die Menschen ihre Felder nicht bewirtschaften können und dies zu Hunger führt".
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