"Nirgendwo ist Religionsfreiheit so in Gefahr wie in China" – US-Außenminister in Rom

US-Außenminister Mike Pompeo spricht beim Symposium zur Religionsfreiheit am 30. September 2020
Daniel Ibanez / CNA Deutsch

US-Außenminister Mike Pompeo hat am Mittwoch in Rom gesagt, dass Chinas Regierung der weltweit schlimmste Verfolger von Religions-Anhängern sei – und dass die Kirche in einer einzigartigen Position sei, um für diejenigen einzutreten, deren Religionsfreiheit unterdrückt wird.

Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

"Nirgendwo ist die Religionsfreiheit derzeit mehr in Gefahr als innerhalb Chinas", sagte Pompeo am 30. September.

"Die Vereinigten Staaten können ihren Beitrag leisten, und leisten diesen auch bereits, wenn es darum geht, für die religiös Unterdrückten einzutreten, obwohl auch wir mehr tun können", so der Außenminister. "Aber bei allem, was die Nationalstaaten tun können, werden unsere Bemühungen letztlich durch die Realitäten der Weltpolitik eingeschränkt".

Die Kirche dagegen befindet sich in einer anderen Position, so Pompeo: "Irdische Erwägungen sollten prinzipientreue Haltungen, die auf ewigen Wahrheiten beruhen, nicht entmutigen. Und wie die Geschichte zeigt, haben Katholiken ihre Prinzipien oft im großartigen, ruhmreichen Dienst an der Menschenwürde entfaltet", fügte der Außenminister hinzu.

Die Äußerungen des US-Außenministers auf einem Symposium über Religionsfreiheit kamen einen Tag vor seinem erwarteten Treffen mit Kardinal Pietro Parolin im Vatikan, um die Erneuerung des vorläufigen Abkommens des Heiligen Stuhls mit China zu besprechen.

Kardinalstaatssekretär Parolin sagte am Ende der Konferenz vor Journalisten, er sei "überrascht" gewesen, dass der US-Außenminister vor seinem Besuch beschlossen habe, einen Artikel über das vorläufige Abkommen des Heiligen Stuhls mit China zu veröffentlichen. Man wisse um die Sichtweise der US-Regierung, so Parolin.

Auf die Frage von Journalisten, ob er erwarte, dass das Abkommen zwischen dem Vatikan und China zu einer größeren Religionsfreiheit in China führen würde, antwortete Parolin: "Wir sind für die Politik der kleinen Schritte. Mit der Politik der kleinen Schritte glauben wir, dass, auch wenn sie am Anfang keine großen Ergebnisse zu bringen scheint, so ist sie doch ein Schritt in Richtung, mit anderen Worten, der Bekräftigung einer größeren Religionsfreiheit".

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Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, wie zahlreiche Beobachter, darunter Diplomaten und Menschenrechtler berichten: Die Religionsfreiheit wird in China seit dem umstrittenen Abkommen durch die Sinisierung zunehmend bekämpft.

Pompeo sagte gegenüber CNA vor seinem Besuch, dass er das Treffen mit Vertretern des Vatikans nutzen wolle, um Menschenrechtsverletzungen in China zu erörtern und den Vatikan zu drängen, über die religiöse Verfolgung durch die Chinesen zu sprechen.

"Wir haben ziemlich deutlich über die Menschenrechtssituation in China gesprochen, die sich unter Generalsekretär Xi Jinping für religiöse Gläubige im ganzen Land verschlechtert hat", sagte Pompeo am 25. September in einem Exklusivinterview mit CNA.

"Die Kirche verfügt über eine enorme moralische Autorität, und wir wollen sie ermutigen, diese moralische Autorität zu nutzen, um die Bedingungen für Gläubige zu verbessern, natürlich für katholische Gläubige, aber für Gläubige aller Glaubensrichtungen innerhalb Chinas, und das ist das Gespräch, das wir führen werden", sagte er.

In seiner Rede bei der von der US-Botschaft am 30. September am Heiligen Stuhl organisierten Veranstaltung forderte Pompeo die Glaubensvertreter auf, "den Mut zu finden, religiöser Verfolgung entgegenzutreten".

Bislang schweigt jedoch Papst Franziskus – ebenso wie andere Kurienvertreter – über die systematische Christenverfolgung und weiteren Menschenrechtsverletzungen in China.

Der US-Außenminister verwies im Vatikan auf Pater Bernhard Lichtenberg - den katholischen Priester, der während des Zweiten Weltkriegs dem Naziregime widerstand und jüdischen Familien half - und auf die chinesischen Märtyrer und Missionare, die von Johannes Paul II. heilig gesprochen wurden, als Beispiele für ein "mutiges moralisches Zeugnis".

"Eine zunehmend repressive KPCh, die durch ihren eigenen Mangel an demokratischer Legitimität verängstigt ist, arbeitet Tag und Nacht daran, die Lampe der Freiheit auszulöschen, insbesondere der Religionsfreiheit in einem erschreckenden Ausmaß", sagte Pompeo.

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"Die Kommunistische Partei Chinas hat jede religiöse Gemeinschaft in China geschlagen: Protestantische Hauskirchen, tibetische Buddhisten, Falun-Gong-Anhänger und mehr", sagte er.

"Natürlich sind auch die Katholiken von dieser Welle der Unterdrückung nicht verschont geblieben. Katholische Kirchen und Schreine sind geschändet und zerstört worden. Katholische Bischöfe, wie Augustine Cui Tai, wurden inhaftiert ... und katholische Laienführer in der Menschenrechtsbewegung, nicht zuletzt in Hongkong, wurden verhaftet", fügte der US-Diplomat hinzu.

Unmittelbar nach Pompeos Bemerkungen hielt Erzbischof Paul Gallagher, der Vatikan-Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, eine Rede, die sich auf die Bedeutung des Schutzes der Gewissensfreiheit im Westen konzentrierte.

Die italienische Zeitung "La Stampa" berichtete fälschlicherweise, dass Gallagher anschließend bekräftigt habe, dass Pompeos Besuch darauf abziele, den Papst für den US-Wahlkampf "auszunutzen". Doch mehrere Journalisten, die persönlich bei den Aussagen anwesend waren, sagten, dass es der Reporter war, nicht der Erzbischof, der den Begriff "Ausnutzen" benutzte. Gallagher antwortete mit den Worten: "Nun, das ist einer der Gründe, warum der Heilige Vater den Außenminister nicht empfängt."

Zwar trifft sich der Papst ohnehin nicht immer mit Außenministern, die den Vatikan besuchen, aber der Heilige Stuhl hat Berichten zufolge US-Diplomaten mitgeteilt, dass der Papst so kurz vor den Präsidentschaftswahlen im November nicht mit einer amerikanischen politischen Persönlichkeit zusammentreffen wolle.

Kardinal Parolin war nicht beim Symposium anwesend, als Pompeo seine Rede hielt. Er kam aber später, um die Schlussansprache zu halten. Dabei erwähnte er nicht China.

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