New York - Samstag, 23. April 2016, 16:39 Uhr.
Im Prozess einer möglichen Heiligsprechung von Dorothy Day, der Gründerin der Katholischen Arbeiterbewegung, hat ein neuer Abschnitt begonnen:
Wie die Erzdiözese New York am 19. April mitteilte, hat Kardinal Timothy Dolan von New York die kanonische "Untersuchung über das Leben" von Dorothy Day eröffnet.
Ab dieser Woche wird die Erzdiözese etwa 50 Augenzeugen vernehmen, die Dorothy Day gekannt haben. Ihre Zeugnisse und andere Beweise werden gesammelt und geprüft, um herauszufinden, ob Day ein Leben "heroischer Tugend" gelebt habe und anschließend der Kongregation des Vatikans für Heilige sowie Papst Franziskus vorgestellt.
Darüber hinaus wird Kardinal Dolan Experten ernennen, die die veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften von Dorothy Day auf ihr Festhalten an der Lehre und an Moral überprüfen sollen.
George B. Horton, Liaison für die Dorothy Day Gilde, merkte an, dass es sich um ein umfangreiches Projekt handele.
"Dorothy Day gründete und inspirierte Dutzende Häuser der Gastfreundschaft in der gesamten englischsprachigen Welt, aber sie war auch eine Journalistin und Herausgeberin der Katholischen Arbeiterzeitung", sagte er.
"Ihre Artikel allein für die Zeitung belaufen sich auf mehr als 3.000 Seiten. Hinzu kommen ihre Bücher und andere Publikationen – am Ende werden es wohl mehr als 8.000 Seiten sein."
Die in Brooklyn geborene Day wuchs in Chicago auf, wo sie im Alter von 12 Jahren in der Episkopalkirche getauft wurde. Schon im jungen Alter gab es bei ihr Anzeichen, die auf einen tiefen religiösen Sinn hindeuteten. Sie fastete zum Beispiel oder demütigte ihren Körper, indem sie auf Holzböden schlief.
Ihr Leben änderte sich bald, als die 1910er Jahre einen krassen Wandel in der US-Gesellschaft brachten. Ein wesentlicher Wendepunkt in ihrem Leben und für ihre persönliche Ideologie war das Buch "The Jungle" ("Der Dschungel") von Upton Sinclairs; eine vernichtende Darstellung der Fleischverarbeitungsindustrie Chicagos.
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Day brach das College ab und zog nach New York, wo sie einen Job als Reporterin für die größte sozialistische Tageszeitung des Landes, "The Call", annahm. Sie verbrüderte sich mit den bohemistischen und sozialistischen Intellektuellen ihrer Zeit, durchlebte eine Reihe katastrophaler Romanzen – inklusive einer Abtreibung, die sie später zutiefst bereute – und verliebte sich schließlich in den anarchistischen Naturliebhaber Forster Batterham.
Sie ließ sich schließlich in Staten Island nieder, wo sie am Strand ein friedliches, langsames Leben mit ihrem zivilrechtlich angetrauten Mann Batterham führte. Zwischen den beiden kam es aber zu Konflikten, als sich Day immer mehr dem katholischen Glauben hingezogen fühlte: Sie betete regelmäßig den Rosenkranz und ließ auch ihre gemeinsame Tochter Tamar katholisch taufen. Batterham, ein überzeugter Atheist, verließ Day schließlich. Im Jahr 1927 trat sie dann in die katholische Kirche ein.
Als alleinerziehende Mutter kehrte Day zurück nach New York City, wo ihre tief verwurzelte und langjährige Sorge für die Armen wieder aufkam. Zusammen mit dem französischen Wanderer Peter Maurin gründete sie im Jahr 1933 die katholische Arbeiterbewegung. Sie lebten die katholische Idee von heiliger Armut, taten Werke der Barmherzigkeit und gründeten Suppenküchen, sich selbsterhaltende Farm-Gemeinschaften und eine Tageszeitung. Im Laufe ihrer 50 Jahre, die sie unter den Armen und den an den Rand Gedrängten arbeitete, verlangte Day nie einen Lohn dafür.
Ihr Erbe lebt bis heute fort in rund 185 katholischen Arbeiter-Gemeinden in den USA und der ganzen Welt.
Bei einem Treffen der US-Bischöfe im Jahr 2012 nannte Kardinal Dolan Dorothy Day "eine Heilige unserer Zeit", und beschrieb sie als "lebendige, atmende, bunte, liebenswerte, umarmende, warme Frau, die veranschaulicht hat, was das Beste am katholischen Leben ist." Day habe den Einsatz der Kirche für sowohl die Menschenwürde als auch für soziale Gerechtigkeit gezeigt.
Im Jahr 2000 hatte der Vatikan den Heiligsprechungsprozess für Dorothy Day eröffnet und sie als "Dienerin Gottes", bezeichnet.
Der Weg zur Heiligsprechung ist langwierig, in der Regel dauert er viele Jahre. Mehrere Stufen sind erforderlich, einschließlich der Prüfung durch ein Diözesangericht und der vatikanischen Kongregation, sowie der Anerkennung von zwei Wundern durch die Fürsprache des Heiligen. Zum Schluss hat aber der Papst das letzte Wort bei der Kanonisierung Heiliger.