Vatikanstadt - Mittwoch, 16. Dezember 2020, 12:57 Uhr.
Menschen, die für andere beten, sind wie die Antennen Gottes, so Papst Franziskus am heutigen Mittwoch bei der Generalaudienz. In seiner Ansprache am 16. Dezember betonte der Papst, dass diejenigen, die Einsamkeit und Stille suchen, um für andere Fürbitte zu halten, der Realität nicht ausweichen.
"Wer an die Tür von jemandem klopfen kann, der betet, findet ein mitfühlendes Herz, das niemanden ausschließt", sagte er, neben einer traditionellen Darstellung der Krippe sitzend.
Er fügte hinzu: "Diese Menschen beten für die ganze Welt und tragen deren Sorgen und Sünden auf ihren Schultern. Sie beten für jeden einzelnen Menschen: Sie sind wie die 'Antennen' Gottes in dieser Welt."
In seiner Audienzansprache setzte der Papst seinen im Mai begonnenen Zyklus der Gebetskatechese fort. Er widmete die Ansprache dem Gebet der Fürbitte, das der Katechismus der Katholischen Kirche neben Segen und Anbetung, Bitte, Dank und Lob als eine der Hauptformen des Gebets ausweist.
Inmitten der Kontroverse über die "postmoderne" Krippe am Petersplatz: Eine klassische Darstellung heute bei der Übertragung der #Generalaudienz mit Papst Franziskus. 📸 Vatican Media pic.twitter.com/oGqPA07oLU
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) December 16, 2020
Per Livestream aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes sprechend, betonte der Papst, dass das Gebet keine Form des Eskapismus sei.
Er sagte: "Wer betet, wendet der Welt nicht den Rücken zu. Wenn das Gebet nicht die Freuden und Sorgen, die Hoffnungen und die Ängste der Menschheit sammelt, wird es zu einer 'dekorativen' Aktivität, einer oberflächlichen, theatralischen Haltung, einer intimistischen Haltung."
"Wir alle brauchen Innerlichkeit: einen Rückzug in einen Raum und eine Zeit, die unserer Beziehung zu Gott gewidmet sind. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns der Realität entziehen."
Der Papst wies darauf hin, dass Christen, wenn sie hinter verschlossenen Türen beten, wie Jesus es in Matthäus 6,6 empfiehlt, dennoch "die Türen ihres Herzens weit offen halten."
"In jedem Armen, der an die Tür klopft, in jedem Menschen, der den Sinn der Dinge verloren hat, sieht derjenige, der betet, das Gesicht Christi", sagte er.
Er zitierte den Katechismus der Katholischen Kirche, der sagt, dass die Fürbitte "charakteristisch für ein Herz ist, das auf Gottes Barmherzigkeit eingestimmt ist."
"Das ist schön", sagte er. "Wenn wir beten, sind wir im Einklang mit der Barmherzigkeit Gottes."
Aus dem Stegreif fügte er hinzu: "Jesus ist unser Fürsprecher, und beten ist ein bisschen so, als würde man tun, was Jesus getan hat: in Jesus beim Vater Fürsprache einlegen, für andere. Und das ist sehr schön."
Der Papst sagte, um ernsthaft zu beten, müsse man seine Nächsten lieben, egal welche Fehler sie gemacht haben.
"Es kann gesagt werden: in einem Geist des Hasses kann man nicht beten; in einem Geist der Gleichgültigkeit kann man nicht beten. Gebet wird nur in einem Geist der Liebe gesprochen. Diejenigen, die nicht lieben, tun so, als würden sie beten, oder sie denken, dass sie beten, aber sie beten nicht, weil ihnen genau der Geist fehlt, der Liebe ist."
Er fuhr fort: "Wenn ein Gläubiger, bewegt vom Heiligen Geist, für Sünder betet, wird keine Auswahl getroffen, kein Urteil oder Verurteilung ausgesprochen: sie beten für alle. Und sie beten für sich selbst. In diesem Moment wissen sie, dass sie sich nicht so sehr von denen unterscheiden, für die sie beten: sie fühlen, dass sie ein Sünder unter Sündern sind und sie beten für alle."
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Der Papst hob das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner hervor, das in Lukas 18,9-14 aufgezeichnet ist – und in dem Jesus das Gebet eines selbstzufriedenen Pharisäers dem eines demütigen Zöllners gegenüberstellt.
"Die Lektion des Gleichnisses vom Pharisäer und dem Zöllner ist immer lebendig und aktuell: wir sind nicht besser als irgendjemand, wir sind alle Brüder und Schwestern, die Zerbrechlichkeit, Leiden und Sündersein gemeinsam tragen", sagte er.
Der Papst bemerkte, dass diejenigen, die für andere Fürsprache einlegen, der Welt weitgehend unbekannt sind, aber nicht Gott, und sie helfen, die Welt zu erhalten.
"Die Kirche hat in allen ihren Gliedern die Aufgabe, das Gebet der Fürbitte zu üben. Das gilt besonders für diejenigen, die verantwortungsvolle Rollen ausüben: Eltern, Lehrer, geweihte Amtsträger, Vorgesetzte von Gemeinschaften.... Wie Abraham und Mose müssen sie zuweilen die ihnen anvertrauten Personen vor Gott 'verteidigen'", sagte er.
"In Wirklichkeit geht es darum, sie mit den Augen und dem Herzen Gottes zu schützen, mit seinem gleichen unbesiegbaren Mitgefühl." Er schloss: "Brüder und Schwestern, wir sind alle Blätter am selben Baum: jedes, das fällt, erinnert uns an die große Frömmigkeit, die im Gebet genährt werden muss, füreinander. Lasst uns füreinander beten: es wird uns gut tun und allen gut tun."
In seinen Grüßen an die polnischsprachigen Katholiken wies der Papst darauf hin, dass die Novene zum Jesuskind am heutigen 16. Dezember beginnt, neun Tage vor Weihnachten.
Er sagte: "Auf eurem Adventsweg in diesem Jahr möge euch in besonderer Weise der hl. Josef begleiten. Möge das göttliche Kind, das in ihm die Zärtlichkeit Gottes sah, eure Herzen, besonders in diesen schwierigen Zeiten, mit der Gewissheit erfüllen, dass unser himmlischer Vater ein Gott der Zärtlichkeit ist, der zu allen gut ist und seine Barmherzigkeit sich über alle seine Kinder erstreckt. Ich segne euch von Herzen."
In seiner Ansprache an die Italiener reflektierte der Papst über die Schwierigkeiten, Weihnachten inmitten der Einschränkungen durch das Coronavirus zu feiern. "Ich möchte alle ermahnen, 'den Schritt zu beschleunigen' hin zu Weihnachten, dem wirklichen, das heißt, der Geburt Jesu Christi", sagte er.
"Dieses Jahr erwarten uns Einschränkungen und Unannehmlichkeiten; aber denken wir an das Weihnachtsfest der Jungfrau Maria und des heiligen Josef: Es war nicht alles rosig! Wie viele Schwierigkeiten hatten sie! Wie viele Sorgen! Doch Glaube, Hoffnung und Liebe haben sie geleitet und gestützt."
"Möge es auch für uns so sein! Mögen diese Schwierigkeiten auch uns helfen, unsere Art, Weihnachten zu erleben, es zu feiern, ein wenig zu reinigen, weg vom Konsumismus: Möge es religiöser, authentischer, wahrer sein."
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